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Exodus der Xabong

Exodus der Xabong

Titel: Exodus der Xabong
Autoren: Alfred Bekker
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anderen als Freund sieht«, sagte die Gestalt, die nun Jacques' Aussehen hatte. Nur die Mimik und Gestik stimmten nicht. Das Gesicht war maskenhaft und starr.
    Dann verstehe ich das mal als eine Äußerung des guten Willens , dachte Triffler.
    »Ich versichere dir, dass es so auch gemeint ist«, erklärte sein Gesprächspartner.
    »Wer bist du?«
    »Der, der erwartet wird.«
    »Ich dachte an etwas genauere Angaben. Wie ist dein Name? Wie kommst du hierher und was willst du von mir? Schließlich bist du mit deinen Armen in unser Raumschiff eingedrungen.«
    »Ich bin der, der erwartet wird. Was ist ein Name?«
    »Eine Bezeichnung für einen Einzelnen, um ihn von allen anderen zu unterscheiden und rufen zu können.«
    »Dann ist dies mein Name«, sagte die Gestalt.
    Innerhalb von Augenblicken stürmte eine Flut von Bildern, Worten und Gedanken in Moss Trifflers Bewusstsein.
    Der Schmerz, den er ganz zu Anfang ihrer Begegnung empfunden hatte, setzte wieder ein – nicht so heftig, aber doch deutlich identifizierbar.
    Dann wurde es auf einmal vollkommen dunkel um Triffler.
    Er hatte das Gefühl, ins Bodenlose zu fallen. Raum, Zeit – das alles schien keinerlei Bedeutung mehr zu haben.
    Er hatte das Gefühl, sich aufzulösen.
    Zu verschwinden.
    Ebenso zu verblassen, wie die Illusion seiner Heimat auf Barnards Stern III, die das Wesen ihm gezeigt hatte.
    »Ich bin der, der erwartet wird – Aber du bist nicht der, der mich erwartet.«
    Diese Worte hörte Moss Triffler einem sehr fernen Echo gleich.
    Dann schien alles vorbei zu sein.
     
     
    Das Erste, was Moss Triffler danach wieder wahrnahm, war ein seinem Empfinden nach sehr grelles Licht, das ihn blendete. Es gab Berichte von Menschen, die eine Nah-Tod-Erfahrung gemacht und auch so ein Licht gesehen hatten. Triffler glaubte daher im ersten Moment, vielleicht selbst tot zu sein. Er hatte sich eine Weile sehr für dieses Thema interessiert und daher einen erheblichen Teil der im Datennetz dazu kursierenden Medien konsumiert. Vor allem während seiner Zeit als Testpilot war ihm das Thema sehr wichtig gewesen und dieses Interesse hatte ihn sogar kurzeitig Mitglied der islamisch-reformierten Kirche werden lassen. Aber in all den Berichten war nie davon die Rede gewesen, dass dieses Licht schmerzte.
    »Aufwachen, Moss! Na los, Augen auf! Einer muss diese Kiste doch am Ende durch diese Höhlen fliegen und das werde ganz bestimmt nicht ich sein!«
    Es war die Stimme von Ty Jacques, die da zu ihm sprach.
    Und seltsamerweise wusste Moss Triffler sofort, dass es wirklich Tys Stimme war und nicht etwa eine Illusion, die der Amorphe ihm vorgaukelte, um eine leichtere Kontaktaufnahme zu ermöglichen.
    »Ty …«, murmelte Moss Triffler und blinzelte.
    Es machte den Anschein, als müssten sich die Sinne erst wieder an die Realität gewöhnen. Er fand sich im vorderen Bereich der L-1 auf dem Boden liegend wieder.
    Ty Jacques beugte sich über ihn. »Ich habe dir was Belebendes aus der Bordapotheke gegeben«, sagte er. »Ich hoffe es wirkt auch!«
    Moss zuckte zusammen. Er machte eine hektisch wirkende Bewegung und sah sich nach allen Seiten um. »Wo …?«
    »Wer immer er oder es auch gewesen sein mag – er oder es ist weg«, antwortete Ty.
    »Weg?«, wiederholte Moss.
    »Das Ding hat seine Arme zurückgezogen und ist entmaterialisiert. Seitdem ist es auch wieder stark abgekühlt in unserem Höhlehabschnitt. Wir sind schon unter Minus hundert und in schätzungsweise zwei Stunden sind wir wieder da, wo das natürliche Temperaturniveau hier sein dürfte.«
    Moss Triffler erhob sich zögernd. Er fasste sich an den Kopf und murmelte etwas vor sich hin. Laute, die für Ty Jacques nur sinnlos erscheinen konnten.
    »Ist wirklich alles okay mit dir?«, vergewisserte sich der Pilot der zerstörten L-2.
    »Ja, keine Sorge!«
    »Das sah beinahe aus, als ob er dir den Kopf abreißen würde!«
    »Er hat mit mir gesprochen, Ty. Er ist uralt. Eine Million Jahre oder noch älter – vielleicht spielt auch Zeit für ihn nicht dieselbe Rolle wie für uns …« Moss versuchte zu sprechen und stellte fest, dass er es nicht konnte. Sein Kopf war voller Bilder, voller Gedanken und der Geschichten von Völkern und Individuen, die unvorstellbar weit in die Vergangenheit zurückreichten.
    Aber obwohl Triffler einen Moment zuvor noch geglaubt hatte, alles erfasst zu haben und alles verstehen zu können, was der Fremde ihm gesagt hatte, so war es ihm nun einfach nicht möglich, es in Worte zu fassen.
    »Was
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