Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Exit

Exit

Titel: Exit
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
in denen sie mich in ihrem Haus empfangen hatte, dazu ein weißes T-Shirt. Ihr Haar war offen und glatt nach hinten gebürstet. Auf Kinn und Wangen hatte sie ein paar Pickel, die sie mit Make-up zu überdecken versuchte.
    »Hallo«, sagte sie.
    »Hallo.« Ich lächelte und hockte mich zu Cassie. Cindy blieb einen Augenblick stehen, dann ging sie ins Haus. Cassie hob das Kinn und öffnete den Mund.
    »Mami kommt gleich zurück«, beruhigte ich sie und nahm sie auf den Schoß. Einen Moment lang sträubte sie sich, und ich ließ sie los. Als sie nicht mehr versuchte, von meinem Schoß zu krabbeln, legte ich sanft eine Hand um ihren kleinen, weichen Bauch und hielt sie fest. Sie saß still. Nach einer Weile sagte sie: »Hopperei!«
    »Sollen wir Hoppe-Reiter spielen?«
    »Hoppereit!«
    »Also, los geht's.« Ich schaukelte sie auf meinem Knie. Sie kicherte und warf die Arme hoch.
    Als wir aufhörten, lachte sie, kroch von meinem Schoß und stolperte Richtung Haus. Ich folgte ihr in die Küche.
    Vicki stand vor der Spüle. Ihr Arm steckte bis zum Ellbogen in einer verchromten Kaffeekanne.
    »Na, schaut, was der Wind uns da hereingeweht hat!« rief sie.
    Cassie rannte zum Kühlschrank und versuchte ihn zu öffnen. Sie schaffte es nicht und begann zu quengeln.
    Vicki stellte die Kanne weg, legte ein Scheuertuch beiseite und stemmte die Hände in die Hüften. »Na, mein Fräulein, was möchtest du denn jetzt wieder?«
    Cassie schaute zu ihr hoch und zeigte auf den Kühlschrank. »Ei!«
    »Du meinst bestimmt Eis, nicht wahr? Das dachte ich mir.«
    Vicki öffnete den Kühlschrank und nahm einen Karton aus dem Eisfach.
    »Pfefferminzsplitter«, sagte sie zu mir. Sie runzelte die Stirn. »Gefrorene Zahnpasta, wenn Sie mich fragen, aber sie mag es - Kinder sind ganz verrückt danach. Möchten Sie auch eins?«
    »Nein, danke.«
    Cassie führte in freudiger Erwartung einen kleinen Tanz auf.
    »So, junge Dame. Wir setzen uns lieber an den Tisch und essen wie menschliche Wesen.«
    Cindy kam herein und trocknete sich die Hände ab. Vicki sagte: »Zeit für eine kleine Zwischenmahlzeit. Wahrscheinlich wird es beim Abendessen etwas schwierig werden, aber heute mittag hat sie dafür ganz gut zugelangt. Einverstanden?«
    »Sicher«, sagte Cindy. Sie lächelte Cassie zu und küßte sie auf den Scheitel.
    Vicki stellte eine Schale Eis vor Cassie auf den Tisch und steckte einen Löffel in die grünliche Substanz. Cassie leckte sich die Lippen und hüpfte in ihrem Stühlchen.
    »Laß es dir schmecken, Schatz. Ich bin im Garten, wenn du mich brauchst«, sagte Cindy.
    Cassie war schon mit ihrem Eis beschäftigt. Ich folgte Cindy nach draußen. Sie lehnte am Zaun.
    »Gott, ist es heiß heute«, stöhnte sie.
    »Ja, furchtbar. Haben Sie irgendwelche Fragen heute?«
    »Nein, eigentlich nicht. Es scheint ihr gutzugehen. Ich glaube, wenn… wenn die Verhandlung losgeht, wird es schwerer werden, nicht wahr? Wenn alle auf uns schauen ...«
    »Für Sie wird es schwerer sein als für die Kleine. Wir werden schon dafür sorgen, daß man sie in Ruhe läßt. Natürlich wird die Presse versuchen, Fotos von Ihnen beiden zu bekommen. Sie werden noch öfter umziehen müssen, aber Cassie können wir auf jeden Fall abschirmen.«
    »Das ist das einzig Wichtige. Haben Sie etwas von Dr. Eves gehört?«
    »Ich habe gestern abend noch mit ihr gesprochen. Sie sagte, sie würde heute am späten Nachmittag hier vorbeikommen.«
    »Wann geht sie nach Washington?«
    »In zwei Wochen.«
    »Hatte sie schon länger geplant, dorthin zu ziehen, oder...«
    »Das müssen Sie sie selber fragen. Aber ich weiß sicher, daß es nichts mit Ihnen zu tun hat. Es sind persönliche Gründe.«
    »Sie ist eine sehr nette Frau - ein bißchen ernst vielleicht, aber ich mag sie. Zur Verhandlung kommt sie sicher zurück?«
    »Ja.«
    Sie öffnete den Mund, wollte etwas sagen, doch statt dessen legte sie eine Hand auf die Lippen.
    »Sie hatten ihn schon länger in Verdacht, nicht wahr?«
    »Ich? - Wie kommen Sie darauf?«
    »Die letzten beiden Male, als wir uns unterhielten, vor seiner Verhaftung, hatte ich das Gefühl, Sie wollten mir etwas sagen, aber etwas hielt Sie zurück. Genau wie jetzt.«
    »Es war kein richtiger Verdacht. Es war nur ein Gedanke, mehr war es nicht.«
    »Wann hatten Sie diesen Gedanken zum erstenmal?«
    »Ich weiß nicht - ich kann mich nicht erinnern. Sie denken, Sie kennen jemanden, und dann passieren Sachen … ich weiß nicht.«
    »Irgendwann werden Sie darüber reden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher