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Exit

Exit

Titel: Exit
Autoren: Jonathan Kellerman
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gedungenen Mörder zu bezahlen. Der Mann, der Ashmores Schädel zertrümmert hatte, wurde als ein früherer Leibwächter von Charles Jones beschrieben. Ein Foto zeigte, wie er von einem ungenannten FBI-Mann abgeführt wurde.
    Ich fragte mich, warum ein Bundesagent die Verhaftung in einem Mordfall vornahm, bis ich zum letzten Absatz kam: Bundesanklagen gegen Chuck Jones und seine Bande wegen »angeblicher finanzieller Verfehlungen, die eine langfristige Untersuchung der Regierung ans Tageslicht gebracht hatte«, standen unmittelbar bevor. Namenlose »Bundesbeamte« wurden zitiert. Die Namen Hünengart und Zimberg erschienen an keiner Stelle.
    Um vier Uhr nachmittags an einem Dienstag versuchte ich zum viertenmal, Anna Ashmore zu erreichen. Vorher hatte nie jemand geantwortet in dem Haus am Whittier Drive. Diesmal kam ein Mann an den Apparat.
    »Ja, bitte? Mit wem spreche ich?« sagte er.
    »Alex Delaware. Ich gehöre zum Western Pediatric Hospital. Vor einigen Tagen habe ich Mrs. Ashmore einen Beileidsbesuch abgestattet. Nun wollte ich hören, wie es ihr geht.«
    »Ach so. Ich bin ihr Anwalt, Nathan Best. Es geht ihr gut, den Umständen entsprechend. Sie ist gestern abend nach New York geflogen, um alte Freunde zu besuchen.«
    »Wissen Sie vielleicht, wann sie zurückkommen wird?«
    »Ich bin nicht sicher, ob sie überhaupt zurückkommt.«
    »Wenn Sie mit ihr reden, würden Sie ihr von mir bitte alles Gute wünschen?«
    »Das kann ich tun. Wie war noch Ihr Name?«
    »Delaware.«
    »Sind Sie Arzt?«
    »Psychologe.«
    »Sie sind nicht zufällig interessiert an ein paar Immobilien zu wirklich günstigen Preisen, Doktor? Mrs. Ashmore möchte sich mehrerer Objekte entledigen.«
    »Nein, danke.«
    »Wenn Sie jemanden kennen, der interessiert sein könnte, erzählen Sie ihm bitte davon. Auf Wiederhören.«
    Um fünf Uhr fuhr ich gemäß einer Routine, die ich vor kurzem aufgenommen hatte, zu einem kleinen weißen Haus in einer schattigen Sackgasse in West-L. A., östlich von Santa Monica.
    Diesmal kam Ruth mit. Ich parkte und stieg aus. »Es wird nicht lange dauern.«
    »Laß dir nur Zeit.« Sie schob ihren Sitz zurück, legte die Füße aufs Armaturenbrett und begann, auf einem Bogen Skizzenpapier Perlmuttintarsien für ihre Instrumente zu entwerfen.
    Die Gardinen in dem Haus waren wie immer geschlossen. Ich ging den kurzen Pfad aus Eisenbahnschwellen hinauf, der über den Rasen gelegt war, und klopfte an die Tür. Ein Guckloch öffnete sich, in dem ein blaues Auge erschien. Die Tür ging auf, Vicki Bottomley trat zur Seite und bat mich herein. Sie trug einen blaßgrünen Schwesternkittel und hatte eine kürbisfarbene Tasse in der Hand.
    »Möchten Sie einen Kaffee?« fragte sie. »Es ist noch ein bißchen übrig.«
    »Nein, danke. Wie geht es heute?«
    »Besser, würde ich sagen.«
    »Beiden?«
    »Besonders der Kleinen. Sie kommt jetzt richtig aus sich heraus. Sie rennt herum wie ein kleiner Bandit.«
    »Gut.«
    »Und sie führt Selbstgespräche - ist das in Ordnung?«
    »Ganz sicher.«
    »Ja, das dachte ich auch.«
    »Worüber redet sie denn, Vicki?«
    »Das weiß ich nicht. Meistens plappert sie nur vor sich hin. Sie sieht aber ganz glücklich dabei aus.«
    »Sie ist ein zähes kleines Ding. Wie ist ihr Schlaf?«
    »Sehr gut. Von Cindy kann ich das leider nicht sagen. Sie steht mehrmals auf, mitten in der Nacht, und schaltet den Fernseher ein; das höre ich immer. Vielleicht ist es der Valiumentzug, oder? Obwohl keine anderen Symptome zu bemerken sind.«
    »Entweder das oder einfach die Aufregung.«
    »Ja. Aber sie wird schon gesund werden. Das muß sie ja schließlich, nicht wahr?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Na ja, sie ist schließlich Mutter.«
    Wir gingen zusammen durchs Wohnzimmer zu einer gläsernen Schiebetür, die weit offen stand. Hinter dem Haus waren eine Terrasse und ein Stück Rasen mit einem Apfelsinenbaum in der Mitte, schwer mit fast reifen Früchten.
    Cassie saß auf dem Gras und nuckelte an ihren Fingern, während sie eine rosa Plastikpuppe inspizierte. Auf dem Gras lagen Puppenkleider verstreut. Nicht weit weg von ihr saß Cindy, die Beine über Kreuz.
    »Wir unterhalten uns später«, sagte Vicki. Sie gab mir einen leichten Rippenstoß und ging ins Haus zurück. Ich trat auf die Terrasse hinaus.
    Cassie schaute mich kurz an und wandte sich wieder der nackten Puppe zu. Sie schien ein bißchen Gewicht zugelegt zu haben.
    Cindy entknotete ihre Beine und stand auf. Sie trug Shorts, die knappen weißen,
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