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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit
Autoren: Alastair Reynolds
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Herzschlag und dem nächsten innehalten, genau wie in dem Moment, als der Schnappschuss aufgenommen wurde. Sie werden überhaupt nichts spüren. Es ist unmerklicher als Einschlafen. Und vielleicht wird eines Tages etwas geschehen, das den nächsten Herzschlag ermöglicht. Die Welt wird wieder erwachen. Wir können nur hoffen, dass, wenn es so weit ist, klügere Wesen als wir von außen eingreifen werden, um dieser Welt zu ihrer Bestimmung zu verhelfen.« Er tätschelte ihr die Hand. »Aber vielleicht kommt es ohnehin ganz anders. Vielleicht wird die Welt nicht erstarren. Vielleicht wird sie sich jetzt, wo sie einmal wach ist, für immer in der Zeit vorwärtsbewegen.«
    »Eines Tages werden wir es erfahren, nicht wahr? Es wird nicht lange dauern, bis Floyds Leuten die Augen geöffnet werden. Sie haben zweifellos gesehen, was die Wunde ihrem Himmel angetan hat. Wenn sie lange genug darüber nachdenken, wird früher oder später jemand die richtigen Schlüsse ziehen.«
    »Und dann werden sie es sein, die anklopfen, damit man sie rauslässt, und nicht wir, die reinwollen.«
    »Vielleicht klopfen sie auch gar nicht an«, gab Auger zu bedenken. »Klopfen Vogelküken an, damit ihre Mutter sie aus dem Ei lässt?«
    »Ich muss zugeben, dass ich nie eines gesehen habe.«
    »Ein Ei? Oder ein Vogelküken?«
    »Weder noch. Aber ich verstehe, was Sie meinen. Wir sollten auf keinen Fall das Potenzial von Floyd und seinesgleichen unterschätzen. Schließlich hat etwas, das seiner Zivilisation sehr ähnlich war, unsere hervorgebracht.«
    »Diese armen Idioten«, erwiderte Auger.
     
    Wenig später erreichten sie das Portal. Ein Zirpen der automatischen Kontrollstation setzte sie in Kenntnis, dass eine Echtzeitkommunikationsverbindung zu den Kommunitäten eingerichtet worden war.
    »Es ist Maurya Skellsgard«, sagte Tunguska. »Soll ich sie durchstellen?«
    »Bitte«, antwortete Auger.
    Die Übertragungsqualität war miserabel. Selbst unter idealen Bedingungen war es schwer, ein Signal durch mehrere Portalverbindungen zu leiten, und bei dem Chaos, das um die gute alte Sonne herrschte, war es fast unmöglich. Skellsgards Bild flackerte immer wieder oder verschwand ganz, sodass nur der Ton blieb.
    »Ich werde mich kurz fassen«, sagte sie. »Auf dieser Seite halten wir die Sache nur mit Spucke und Gebeten zusammen. Die Slasher-Techniker sind gut, aber sie können keine Wunder vollbringen. Falls die Verbindung zusammenbricht, müssen wir uns den Rest eben erzählen, wenn Sie wieder zu Hause sind. Bis dahin möchte ich sagen, dass ich sehr stolz auf Sie bin. Ich habe von der Sache mit Floyd gehört. Tut mir Leid, dass es für Sie beide so enden musste.«
    »Mir geht es gut«, sagte Auger.
    »Klingt aber nicht danach.«
    »Na gut, ich bin am Boden zerstört. Ich habe Abschiede noch nie gemocht. Egal, unter welchen Umständen. Warum, zum Teufel, musste ich ihn unbedingt mögen, Maurya? Warum konnte er nicht irgendein Arschloch sein, das man möglichst schnell wieder loswerden will?«
    »So funktioniert das Universum nun mal, Schätzchen. Gewöhnen Sie sich lieber dran, denn es wird uns noch für die nächsten paar Hubble-Perioden auf den Geist gehen.«
    Auger zwang sich zu einem Lachen. »Genau das, was ich jetzt brauche – eine mitfühlende Schulter zum Anlehnen.«
    Skellsgards Stimme wurde ernst. »Das Wichtigste ist doch, dass Sie beide in Sicherheit sind. Wenn man in Betracht zieht, wie die Möglichkeiten vor ein paar Tagen noch aussahen, ist das doch gar nicht so übel.«
    »Ich schätze, da haben Sie Recht.« Augers Gedanken kehrten immer wieder zu Tunguskas Spekulation über den Quantenzustand der AGS zurück, obwohl sie im Moment gar nicht genauer darüber nachdenken wollte. »Wie dem auch sei, es ist gut zu wissen, dass es auch Ihnen gut geht. Ich bin froh, dass Sie es geschafft haben. Wie ist die Lage zu Hause?«
    »Auf der Kippe.«
    »Das hätte ich gerne etwas genauer. Besser oder schlechter als gestern?«
    »Ich denke, man kann sie wohl als besser bezeichnen – etwa um die Breite eines Planck’schen Zehennagels. Die Guten auf beiden Seiten haben eine Art … nun ja, ich würde es noch nicht als Waffenstillstand bezeichnen. Jedenfalls haben sie etwas ausgehandelt. Nennen wir es eine Reduzierung des Ausmaßes der Feindseligkeiten. Das ist doch auch schon was wert, nicht wahr? Und natürlich ist es ein paar von uns bereits gelungen, ihre Meinungsverschiedenheiten zu überwinden, sonst könnten wir dieses Ferngespräch gar nicht
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