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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit
Autoren: Alastair Reynolds
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sind. Eins der Portale könnte eine Fahrkarte ins Mittelalter sein. Mit einem anderen landen wir vielleicht mitten in der Trias.«
    »Ich muss bei diesem Team dabei sein«, sagte Auger.
    »Etwas anderes würde ich auch nicht erwarten. Hauptsache, Sie denken daran, Ihre besten Ausgrabungsklamotten mitzubringen. Beim nächsten Mal kommen wir wahrscheinlich nicht so nahe bei einem Tunnel heraus.«
    »Ich hoffe, Sie haben Recht.«
    »Das hoffe ich auch«, sagte Skellsgard, kurz bevor die Kommunikationsverbindung endgültig zusammenbrach. »Aber selbst wenn ich mich irre, glaube ich, dass sich niemand von uns in nächster Zeit den Kopf über Forschungsgelder zerbrechen muss.«
     
    Floyd verlangsamte seine Schritte und hielt schließlich unter einer Straßenlaterne an. Er griff nach dem Plakat, das am Laternenpfahl klebte und zog es ab, vorsichtig diesmal, damit es nicht zerriss. Er hielt das Plakat ins Licht und musterte das gedruckte Foto durch den wabernden Nebelschleier.
    Es war ein Bild von Chatelier. Als er jetzt darüber nachdachte, fiel ihm auf, dass es einer anderen Person, der er vor kurzem begegnet war, ausgesprochen ähnlich sah. Nicht ganz genau, aber nah genug dran, um Floyds Aufmerksamkeit zu wecken. Nicht so ähnlich, dass es ein und dieselbe Person hätte sein können. Aber durchaus ähnlich genug, dass es sich um Brüder handeln mochte.
    Vielleicht bildete er es sich nur ein.
    Vielleicht auch nicht.
    Er faltete das Plakat zusammen und steckte es in die Tasche. Unten stand eine Telefonnummer für Leute, die Chateliers politische Kampagne unterstützen wollten. Floyd dachte darüber nach, Chateliers Truppe am nächsten Tag einen Besuch abzustatten. Nur, um ein paar Fragen zu stellen. Nur, um ihnen auf die Nerven zu gehen.
    Er ging weiter in Richtung Innenstadt, zählte die Straßen ab und schaute sich nach einem eindeutigem Merkmal um. Irgendwo in der Ferne dröhnte ein Nebelhorn durch die Nacht. Ein Telefonhäuschen stach aus der Leere wie ein Leuchtturm. Er trat hinein und schloss die Tür, öffnete die Wechselgeldklappe und fand eine einzelne Münze. Offenbar war heute sein Glückstag. Floyd warf die Münze ein und wählte eine Nummer in Montparnasse, die er auswendig kannte.
    Sophie ging ans Telefon.
    »Hier ist Floyd«, sagte er. »Ich hoffe, ich rufe nicht zu spät an. Ist Greta da?«
    »Einen Moment bitte.«
    »Warten Sie«, sagte Floyd, bevor sie loslief, um Greta zu suchen. »Ist Marguerite noch …?«
    »Sie lebt noch, ja.«
    »Danke.«
    »Ich hole Greta. Sie ist oben.«
    Wartend trommelte er mit den Fingern an die Glastür der Telefonzelle. Sie waren nicht besonders freundlich auseinander gegangen. Wie würde sie es aufnehmen, dass er jetzt zurückkehrte, nachdem er so lange fort gewesen war?
    Jemand nahm den Hörer auf.
    »Floyd?«
    »Greta?«
    »Ja, ich bin’s. Wo bist du?«
    »Irgendwo in Paris. Ich weiß nicht genau, wo. Ich versuche gerade, zur Rue de Dragon zurückzufinden.«
    »Wir haben uns Sorgen gemacht, Floyd. Wo warst du? Wir haben den ganzen Tag lang nach dir suchen lassen.«
    Sie klang eher besorgt und verwirrt als wütend. »Ich war weg«, sagte er und fragte sich, was sie mit dem »ganzen Tag« meinte. Er war doch sicher länger fort gewesen, oder? »Mit Auger.«
    »Wo ist sie jetzt?«
    »Fort.«
    »Fort im Sinne von …?«
    »Fort im Sinne von fort. Ich glaube nicht, dass ich sie wiedersehen werde.«
    Es klang, als würde Greta weggehen und dann zurückkommen. Als sie wieder am Telefon war, hatte sich etwas in ihrer Stimme verändert. Ein Riss der Vergebung tat sich in der Mauer auf. »Es tut mir Leid, Floyd.«
    »Ist schon in Ordnung.« Aber es war nicht in Ordnung. Ganz und gar nicht.
    »Floyd, wo bist du? Ich könnte dir ein Taxi schicken …«
    »Nicht nötig. Ein Spaziergang wird mir gut tun. Kann ich morgen vorbeikommen?«
    »Ja, natürlich. Ich bin den ganzen Morgen hier.«
    »Ich komme gleich nach dem Aufstehen. Ich würde gerne Marguerite sehen. Ich habe etwas für sie.«
    »Sie glaubt immer noch, dass du ihr Erdbeeren mitbringen wirst«, sagte Greta traurig.
    »Wir sehen uns morgen früh.«
    »Floyd … bevor du auflegst. Die Sache mit Amerika ist mir immer noch ernst. Ich habe dir Zeit gegeben, Zeit zum Nachdenken. Und jetzt, wo es keine Ablenkungen mehr gibt …«
    »Du hast Recht«, sagte Floyd. »Ich hatte Zeit zum Nachdenken. Und ich glaube, du hast Recht. Amerika wird dir gut tun.«
    »Heißt das, du hast dich entschieden?«
    »Gewissermaßen«, antwortete
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