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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit
Autoren: Greg Bear
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menschlicher Gestalt.
    Sie versuchte, wieder zu entkommen, zurück in ihre chaotische Freiheit. Aber plötzlich bemerkte sie drei menschliche Gestalten, die keine Jarts zu sein schienen. Sie kannte sie nicht. Wieder gab es eine Art Konversation, das wortlose Reden von Jarts in einem Traum, körperlos und scheußlich.
    Dennoch gelang es ihr in ihrer selbstverschuldeten Konfusion, zuzuhören und das, was gesagt wurde, nicht abzulehnen.
    Es war von ihrer Großmutter die Rede.
    Konnten die beiden wirklich Menschen sein? Leute von Gaia… oder… wieder ergriff der Sturm ihre Gedanken und verwirrte sie.
    Das Mysterium von Großmutter.
    Eine Erinnerung, scharf und anspruchsvoll. Die Sophe erklärte, wie sie einen Teil ihrer Psyche einem Mann geliehen hatte… Magie und Mysterium im Weg.
    Plötzlich stand sie nicht in einer Simulation des Hauses der Sophe, sondern auf den Steinen des Tempels der Athene Lindia – nicht in Simulation, sondern in Erinnerung. Diese Erinnerung war so lebendig, daß sie den Wind in ihrem Haar fühlen und den Gesang der Vögel hören konnte, die zwischen den massiven cremefarbenen Säulen herumflogen.
    Das war die Erinnerung, zu der sie immer zurückkehrte, eine Erinnerung voller Friede und Einsamkeit, wohin sie sich zurückzog aus dem Tumult, um ihre eigenen Gedanken zu denken und ihr Selbst zu entdecken. Sie hatte sich einmal als Athene vorgestellt in ihren mannigfachen Gestalten: als weise Frau, Bringerin des Sieges, Athene der Stürme, Athene Pythons und der Eulen, Athene als behelmter Schmuck von alten Münzen, Göttin der großen und gepeinigten Stadt der Hellenen. Ein heranwachsendes Mädchen konnte all das sein im Verlauf einer Stunde und doch keiner Gefahr der Hybris erliegen; denn Athene hatte Verständnis für solche Träume.
    Athene verstand und verzieh Fehler, selbst wenn es eine Welt kostete.
    Rhita schloß die Augen und öffnete sie kurz darauf wieder. Da wurde von Patrisha gesprochen, wie ihre Großmutter gelegentlich ihren Namen ausgesprochen hatte.
     
    Ry Oyu sagte: »Sie ist in einer Gedächtnismatrix gespeichert, ganz ähnlich wie City-Gedächtnis. Sie hat sich in sich selbst zurückgezogen und folgt persönlichen Wegen… Man kann sie nicht entwirren. Sie leistet ihnen Widerstand auf die einzige Weise, die ihr noch übrig geblieben ist.«
    Sie beobachteten das undeutliche, schwankende Bild von Patricias Enkelin, in den Kontext des Hausgedächtnisses gerückt wie eine Puppe in einer Museumsausstellung oder ein Zoo-Tier, das zur Schau gestellt wird. »Ser Olmy, wie rechtfertigt dein Jart dies?« fragte Korzenowski.
    »Es ist ein Jammer, daß ein wertvolles Stück Information beschädigt sein soll«, erwiderte Olmy.
    »Ich meine die ›Verpackung‹ einer ganzen Welt.«
    »Auf ihre eigene Art versuchen sie, dem Endgültigen Geist zu dienen«, sagte Ry Oyu. »Sie wollen alle, die sie gespeichert haben, zum Endgültigen Geist schicken. Aber wir sollten dazu fähig sein, das Leiden dieser Frau zu beenden… Es ist die Zeit für Entschlüsse gekommen. Die Jarts wissen, daß der Weg bald aufhören wird zu existieren. Sie akzeptieren mich als einen Repräsentanten des Kommandos der Nachkommen. Sie sind bemüht, die Früchte ihrer Arbeit dem Endgültigen Geist darzubieten. Die werden alles tun, was ich sage… Soweit es sie betrifft, ist dies die Zeit, auf die sie gewartet haben, die Zeit, welche ihre ganze Geschichte rechtfertigt.
    Ich kann Patricias Mysterium und die gespeicherte Mentalität ihrer Enkelin zu den geometrischen Stapeln zurückbringen und versuchen, ihnen etwas Frieden zu geben.«
    »Warum?« fragte Korzenowski mit aufgerissenen katzenartigen Augen, als ob er plötzlich zur Gänze Patricia Vasquez wäre. »Warum gerade sie? Warum nicht alle Welten wiederherstellen, die die Jarts zerstört und verpackt haben?«
    Ry Oyu schüttelte den Kopf. »Das liegt außerhalb meiner Möglichkeiten. Ich tu, was ich kann, jetzt weitgehend, um Versprechen einzulösen. Vor langer Zeit, als ich bloß ein Toröffner war« – er klopfte sich nachdrücklich auf die Brust –, »habe ich es versäumt, Patricia Vasquez hinreichend zu unterrichten. Das mache ich dadurch gut, indem ich ihr eine zweite Chance gebe, und auch ihrer Enkelin. Außerdem ist es eine ästhetische Genugtuung.«
    »Garry Lanier hat besondere Privilegien abgelehnt«, sagte Korzenowski mit verzerrtem Gesicht, eine Maske widersprüchlicher Persönlichkeit und Emotion. »Warum solltest du uns… Patricia Vasquez besondere
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