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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit
Autoren: Greg Bear
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markiert war. Sein Gesicht war eine Maske, um die Anstrengung und die krampfhaften Schmerzen zu verbergen.
    Sechs Freunde dienten als Träger. Der Sarg war nur ein sauber bearbeiteter und genau angepaßter Holzkasten, aber Lawrence Heineman hatte gute neunzig Kilo gewogen, als er starb. Die Witwe, Lenore Carrolson, folgte zwei Schritte dahinter mit erhobenem Kopf. Ihre verwirrten Augen starrten auf etwas eben über dem Ende des Sarges. Ihr einst aschblondes Haar war jetzt silberweiß.
    Larry hatte viel jünger ausgesehen als Lenore, die jetzt in ihrem neunzigsten Jahre gebrechlich und unwirklich schien. Er hatte vor vierunddreißig Jahren nach seinem Herzanfall einen neuen Körper bekommen. Nicht Alter oder Krankheit hatten ihn getötet, sondern ein Steinschlag bei einem zwanzig Kilometer entfernten Campingplatz im Gebirge.
    Sie legten ihn in die Erde, und die Sargträger zogen die dicken schwarzen Seile weg. Der Sarg kippte und knarrte im Erdreich. Lanier fand, daß Heineman das Grab als ein unbequemes Bett vorkommen würde. Aber dann ließ er diese naive Phantasie sausen. Es war nicht gut, den Tod umzugestalten.
    Ein Priester der Neuen Römischen Kirche sprach über dem Grabe Latein. Lanier warf als erster mit dem Spaten muffigen Dreck in das Loch. Asche zu Asche. Der Boden hier ist feucht. Der Sarg wird vermodern.
    Lanier rieb sich die Schulter, als er bei Karen stand, die seit fast vierzig Jahren seine Frau war. Ihre Augen huschten über die Gesichter ihrer entfernten Nachbarn und suchten etwas, womit sie ihre Gefühlsverlagerung mildern könnte. Lanier bemühte sich, die Leidtragenden mit ihren Augen zu sehen, und fand nur Trübsal und eine nervöse Niedergeschlagenheit. Er berührte ihren Ellbogen, aber sie hatte nichts von seiner Zuversicht. Karen war, als gehöre sie nicht dazu. Sie hatte Lenore Carrolson wie eine Mutter geliebt, obwohl sie seit zwei Jahren nicht miteinander geredet hatten.
    Oben am Himmel tat das Hexamon zwischen den orbitalen Bezirken seinen gewöhnlichen Dienst, hatte aber von diesen glücklichen Himmelskörpern keinen Vertreter geschickt. Und in der Tat wäre eine solche Geste unpassend gewesen in Anbetracht dessen, welche Gefühle Larry gegenüber dem Hexamon entwickelt hatte.
    Wie sehr sich doch die Dinge verändert hatten…
    Teilungen, Trennungen, Katastrophen. Nicht alle Arbeit, die sie bei der Wiederherstellung geleistet hatten, konnte diese Differenzen wegwischen. Sie hatten auf die Wiederherstellungen solche Erwartungen gesetzt. Karen hatte immer noch große Hoffnungen und arbeitete noch an ihren verschiedenen Projekten. Ihre Umgebung teilte nicht viele dieser Hoffnungen.
    Sie war immer noch im Glauben befangen an die Zukunft und die Bemühungen des Hexamons.
    Lanier hatte den Glauben vor zwanzig Jahren verloren.
    Jetzt hatten sie einen bedeutsamen Teil ihrer Vergangenheit in die feuchte Erde gelegt, ohne Hoffnung auf eine zweite Wiederauferstehung. Heineman hatte nicht erwartet, daß er durch einen Unfall sterben würde; er hatte sich aber trotzdem seinen Tod ausgesucht. Lanier hatte eine ähnliche Wahl getroffen. Er wußte, daß die Erde auch ihn eines Tages absorbieren würde; und das erschien richtig, wenn auch nicht ohne eigenen Schrecken. Er würde sterben. Keine zweite Chance. Er – und Heineman und Lenore – hatten die vom Hexamon gebotenen Gelegenheiten bis zu einem gewissen Maße angenommen und dann Bedenken geäußert.
    Karen hatte sich nicht gesträubt. Wenn sie unter dem Bergsturz gelegen hätte anstatt Larry, wäre sie jetzt nicht tot. In ihrem Implantat gespeichert, würde sie ihrer fälligen Wiederauferstehung entgegensehen in einem für sie in einem der Bezirke gewachsenen Körper und zur Erde gebracht werden. Sie würde bald ebenso jung oder noch jünger sein, als sie jetzt war. Und im Verlauf der Jahre würde sie durchaus nicht älter werden, als sie wünschte, noch würde sich ihr Körper in unerwünschter Weise verändern. Das war, was sie von diesen Leuten trennte. Es unterschied sie auch von ihrem Gatten.
    Wie Karen hatte auch ihre Tochter Andia ein Implantat gehabt, und Lanier hatte nicht protestiert, weswegen er sich einige Zeit geschämt hatte. Aber es war eine ganz außerordentliche Erfahrung zu sehen, wie sie wuchs und sich wandelte. Er erkannte, daß er viel eher seinen eigenen Tod akzeptieren würde als den dieses schönen Kindes. Er hatte sich Karens Plänen nicht widersetzt; und das Hexamon war heruntergekommen, um das Kind einer seiner getreuen
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