Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
Dienerinnen zu segnen und seiner Tochter eine Gabe mitzuteilen, die er selbst nicht annahm, weil sie nicht allen Alten Eingeborenen der Erde zuteil wurde und es auch nicht werden konnte.
    Dann war die Ironie des Schicksals zum Zuge gekommen und hatte ihrem Leben einen festen Stempel aufgeprägt. Vor zwanzig Jahren war Andias Flugzeug im östlichen Pazifik abgestürzt, und sie wurde nie gefunden. Die Chance, daß ihre Tochter wieder ins Leben zurückkehren würde, lag im Schlick auf dem Boden einer tiefen Senke des Ozeans als winzige Kugel, die selbst für die technischen Möglichkeiten des Hexamons unaufspürbar war.
    Die Tränen in seinen Augen galten nicht Larry. Er wischte sie weg und grüßte mit formal steifer Miene den Priester, einen gottesfürchtigen jungen Scheinheiligen, den Lanier nie gemocht hatte. »Gottes Wein kommt in einem seltsamen Gefäß«, hatte Larry einmal gesagt.
    Er kam in eine Weisheit, die mich neidisch macht.
    Im ersten Rausch des Erstaunens über die Arbeit des Hexamons waren alle verblüfft gewesen. Heineman hatte seinen zweiten Körper schließlich gern genug angenommen, und Lenore hatte Verjüngungskuren akzeptiert, um mit ihrem Gatten gleichzuziehen. Später hatte sie diese Behandlungen aufgegeben, wirkte aber jetzt nicht älter als eine gut erhaltene Siebzigerin…
    Die meisten Alten Eingeborenen kamen nicht an Implantate heran. Selbst das Hexamon konnte nicht jedermann auf der Erde entsprechend versorgen; und selbst dann waren die Kulturen der Erde nicht reif auch nur für eine angenäherte Unsterblichkeit.
    Lanier hatte Implantate abgelehnt, aber die Hexamon-Medizin akzeptiert. Er wußte bis heute nicht, ob darin eine gewisse Heuchelei steckte. Solche Medizin war den meisten, wenn auch nicht allen Alten Eingeborenen zugänglich gemacht worden, die über eine ruinierte Erde zerstreut waren. Das Hexamon hatte seine Hilfsquellen dafür ausreichend strapaziert.
    Er hatte gedacht, daß er, um seine aktuelle Arbeit zu tun, gesund und fit sein müßte; und für diese Arbeit – den Besuch der Todländer und das Leben inmitten von Tod, Krankheit und Strahlung – brauchte er das Privileg der Hexamon-Medizin.
    Lanier konnte Karens Reaktion erkennen. So eine Vergeudung. Alle diese Leute fielen aus und gaben auf. Sie dachte, daß sie sich verantwortungslos verhielten. Vielleicht waren sie das wirklich; aber wie er selbst und Karen hatten sie einen großen Teil ihres Lebens der Wiederherstellung und dem Glauben gewidmet. Sie hatten ihre Zuversicht verdient, wenn sie auch in Karens Augen unverantwortlich sein mochten.
    Die Schuld, die sie alle vor den orbitalen Bezirken trugen, war unermeßlich. Aber Liebe und Loyalität konnte man nicht durch Schuldverpflichtung verdienen.
    Lanier folgte den Leidtragenden in die kleine, einige hundert Meter entfernte Kirche. Karen blieb bei den Gräbern zurück. Sie weinte, aber er konnte nicht hingehen, um sie zu trösten.
    Er schüttelte einmal heftig den Kopf und blickte zum Himmel empor.
    Niemand hatte gedacht, daß es jemals so geschehen würde.
    Er konnte es selbst kaum glauben.
    In dem einstöckigen Versammlungsraum der Kirche wartete Lanier, während drei jüngere Frauen Sandwiches und Punsch bereitstellten, darauf, daß seine Frau sich dem Rest des Volkes anschließen würde. Gruppen von zwei oder drei Personen bildeten sich mißmutig im Raum, um vorzutreten und der Witwe ihre Aufwartung zu machen, die alles mit distanziertem Lächeln aufnahm.
    Er entsann sich: Sie hat ihre erste Familie im Tod verloren. Sie und Larry hatten sich, nachdem sie sich vor zehn Jahren von der Rekonstruktion zurückgezogen hatten, wie junge Leute verhalten. Sie wanderten um die Süd-Insel, nahmen mancherlei Hobbies auf, gingen gelegentlich zu ausgedehnten Märschen nach Australien und segelten einmal sogar nach Borneo. Sie waren ohne Sorgen gewesen, oder hatten zumindest so gewirkt, und Lanier beneidete sie darum.
    »Ihre Frau trifft dies hart«, sagte ein junger Mann mit rotem Gesicht namens Fremont und ging allein auf Lanier zu. Fremont betrieb die wiedereröffnete Irishman Creek Station. Seine halbwilden Merinos verteilten sich bis hin zu Twizel, und er galt nicht als ein Musterbürger. Sein Stationszeichen war ein Kea in einem Kreis – merkwürdig für jemand, der seinen Lebensunterhalt durch Schafe verdiente. Aber er sollte einmal gesagt haben: »Ich bin nicht weniger unabhängig als meine Schafe. Ich gehe, wohin ich will, und das tun sie auch.«
    Lanier sagte: »Wir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher