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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit
Autoren: Greg Bear
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alles.«
    »Ja, aber du willst mir nicht sagen, was du studiert hast. Was es auch sein mag, es verändert dich.«
    »Ich blicke nur nach vorn.«
    »Du weißt nichts, in das ich nicht eingeweiht bin. Ist es so? Aus dem Ruhestand kommend? Die Reise zur Erde…«
    Er sagte nichts, und sie gab mit zusammengepreßten Lippen nach. »Nun wohl. Etwas Geheimes. Etwas, das mit der Wiedereröffnung zu tun hat.«
    »Niemand hat das ernsthaft vor«, sagte Olmy. Sein Ton war für einen über fünf Jahrhunderte alten Mann etwas unpassend gereizt. Nur Ram Kikura konnte seinen Panzer durchdringen und eine solche Antwort provozieren.
    »Nicht einmal Korzenowski stimmt dir zu.«
    »Mir? Ich habe nie gesagt, daß ich die Wiedereröffnung unterstütze.«
    Sie sagte: »Das ist absurd.« Jetzt hatten sie beide den Panzer ausprobiert. »Was auch immer unsere Probleme, unsere Knappheiten sein mögen, die Erde aufgeben…«
    »Das ist noch weniger wahrscheinlich«, sagte er ruhig.
    »… und den Weg wieder aufmachen… Das richtet sich gegen alles, wofür wir in den letzten vierzig Jahren gearbeitet haben.«
    »Ich habe nie gesagt, daß ich das wünschte«, wiederholte er.
    Ihre zornige Miene schockierte ihn. Ihre Distanz war nie so groß gewesen, daß zwischen ihnen intellektuelle Verachtung aufgekommen war. Ihre Beziehung war immer eine Mischung von Leidenschaft und Würde gewesen, sogar in den Jahren ihres schlimmsten Streits – wo es Zeichen von Gleichziehen oder Überlegenheit gegeben hatte, obwohl er keine Meinungsverschiedenheit zugeben mochte.
    »Niemand wünscht es, aber es wäre sicher aufregend, nicht wahr? Wieder gewinnbringend beschäftigt zu sein, einen Auftrag zu haben, zu unserer Jugend zurückzukehren und den Jahren höchster Macht. Wieder mit den Talsit Handel zu beginnen. Solche Wunder in Aussicht.«
    Olmy hob leicht eine Schulter, womit er andeutete, daß er etwas Wahres in dem sah, was sie sagte.
    »Unsere Arbeit hier ist beendet. Wir müssen unsere ganze Geschichte reklamieren. Das ist bestimmt mühsam genug.«
    »Ich habe nie gewußt, daß unseresgleichen zaghaft wäre«, sagte Olmy.
    »Du fühlst den Ruf der Pflicht, nicht wahr? Du bereitest dich darauf vor, daß das, was du denkst, geschehen wird.« Suli Ram Kikura stand auf und griff ihn am Arm, mehr aus Ärger als aus Zuneigung. »Haben wir niemals die gleichen Gedanken gehabt? Ist unsere Liebe bloß eine Anziehung von Gegensätzen gewesen? Du hast dich mir widersetzt hinsichtlich der Rechte der Alten Eingeborenen auf Individualität…«
    »Alles andere hätte der Wiederherstellung geschadet.« Daß sie nach achtunddreißig Jahren das Thema wieder anrührte und seine schnelle Antwort zeigten deutlich, daß die Glut jenes Disputs noch nicht erloschen war.
    »Wir sind übereingekommen, unterschiedlicher Meinung zu sein«, sagte sie ihm ins Gesicht.
    Als Advokatin der Erde in den Jahren nach der Zerstörung und in den frühen Stufen der Erholung hatte sich Ram Kikura den Bemühungen des Hexamons widersetzt, Talsit und andere mentale Therapien bei Alten Eingeborenen anzuwenden. Sie hatte gültiges terrestrisches Recht zitiert und die Sache vor die Gerichte des Hexamons gebracht mit dem Argument, daß Alte Eingeborene das Recht hatten, Kontrollen der geistigen Gesundheit und korrigierende Therapie abzulehnen.
    Schließlich wurde ihre Berufung unter einem speziellen Gesetzeserlaß bezüglich der Wiederherstellung verworfen.
    Das war vor achtunddreißig Jahren entschieden worden. Jetzt erhielten ungefähr vierzig Prozent der Überlebenden auf der Erde die eine oder andere Art von Therapie. Der Propagandafeldzug zur Anwendung der Behandlung war meisterhaft gewesen. Manchmal hatte er über das Ziel hinausgeschossen, aber er hatte funktioniert. Geistige Krankheit und Fehlfunktion waren praktisch ausgerottet.
    Ram Kikura hatte sich anderen Aufgaben und Problemen zugewandt. Sie waren ein Liebespaar geblieben, aber ihre Beziehung war von da an etwas gespannt gewesen.
    Die Verbindung zwischen ihnen war sehr fest. Meinungsverschiedenheiten – auch diese jetzt – konnten sie nicht zerreißen. Ram Kikura konnte und wollte auf keinen Fall weinen oder die Schwächen einer Alten Eingeborenen zeigen, und Olmy hatte schon vor Jahrhunderten diese Fähigkeiten aufgegeben. Ihr Gesicht war auch ohne Tränen deutlich genug. Er konnte darin den speziellen Charakter einer Hexamonbürgerin lesen, Emotionen, die zurückgehalten, aber doch irgendwie mitgeteilt wurden, vor allem Betrübnis und
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