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Ewiger Schwur

Ewiger Schwur

Titel: Ewiger Schwur
Autoren: Anne Marsh
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Tor öffnete sich vor ihm, und er erinnerte sich an das flüssige, goldene Licht, das kurz schimmerte und flackerte, als der Beobachter hindurchschoss. Der Himmel. Einen Flügelschlag entfernt.
    Es konnte eine Falle bedeuten.
    Oder das Zuhause. Ohne Mischka Baran, denn sie konnte die Schwelle erst überschreiten, wenn sie tot war. Sie mochte zum Teil Engel sein, aber sie war auch zum Teil Mensch – und dieser Teil von ihr durfte die Schwelle nicht überschreiten, solange ihr Herz noch schlug und sie Sauerstoff in ihre Lungen sog. Und verdammt sollte er sein, wenn er ohne sie zurückkehren wollte!
    Scheiße.
    Das war nicht gut.
    Er hielt inne, drehte sich halb um und war unsicher, ob er weitergehen sollte oder nicht. Er wappnete sich und sah Zer an, der immer noch auf der anderen Seite der Schwelle stand. Er konnte auch nicht hinübergehen, konnte sich nicht an diesem Kampf beteiligen, und es sah so aus, als würde es ihn umbringen. Sein Herr hatte seine eigene Erlösung noch nicht gefunden. Scheiße.
    »Bedenken?« Flügel raschelten, als der Beobachter innehielt. Zurückkehrte. Der Mann war bleich und silbrig, beinahe so, als betrachte Brends etwas Durchsichtiges und keinen Mann aus Fleisch und Blut. Vernarbt, aber immer noch breitschultrig, und das dunkle Haar hing ihm bis ins Kreuz herunter. Die starken Bizepse und Waden waren gestreift von Narben und Furchen. Das Fleisch des Mannes war voller Dellen. Dort waren ihm Brocken aus dem Körper gerissen worden, und jetzt waren die Wunden geheilt. Es war jedoch nicht die Straßenkarte von Narben, die Brends’ Blick festhielt. Nein, es waren die Augen des Mannes: hart, silbern und vollkommen leblos.
    Cuthah. Brends erkannte den Bastard von seinen Tagen als Mitglied der Herrschaften. Etwas wirklich Schlimmes musste mit Cuthah geschehen sein, denn Engel bekamen fast niemals Narben.
    Brends streckte eine Hand durch den Schleier. Die flüssige Hitze umspülte ihn. Es war eine köstliche Wonne, die seine Nervenenden erkannten, die sie willkommen hießen. Er konnte passieren. Es würde ihn nicht umbringen. Widerstrebend zog er sich zurück.
    »Hast du mich erkannt, Brends? Von
früher?
Ich habe dich fallen sehen, habe dich schreien hören.« Cuthahs Gelächter hallte spöttisch von der anderen Seite des Schleiers herüber, während er seine großen Hände um die Klinge legte. Die silbernen Armbänder glitzerten, aber davon abgesehen war der Bastard bis auf ein weißes Lendentuch nackt. Und das verdammte Flammenschwert. »Michael hat Gewalt nie gemocht, nicht wahr? Immer ein Mann, der zu seinem Wort steht, dein Erzengel, und so schnell damit bei der Hand, einen kleinen Dialog der Gewalt vorzuziehen. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich mir nicht die Mühe mit einem Engelssturz gemacht.«
    »Du hättest den Befehl gegeben, uns zu töten.«
    »Natürlich.« Cuthah zuckte geringschätzig die Achseln. »Aber Michael, der nun mal Michael ist, hat einen Olivenzweig angeboten. Er hat darauf bestanden, dass ihr Gefallenen eine Chance auf Erlösung erhalten solltet.« Er lächelte kalt. »Und eine Chance, ein für alle Mal umzukommen, wenn der Seelendurst die Oberhand über euch gewinnt. Wie hast du dich in letzter Zeit gefühlt, Brends? Nachdem sich dieses kleine Problem für dich in Luft aufgelöst hatte?«
    »Worauf willst du hinaus?« Er erstickte an der eisigen Wut.
Kontrolle,
rief er sich ins Gedächtnis.
Atme. Ein. Aus.
Er könnte Cuthah töten, und dieses Problem wäre gelöst.
    »Worauf ich hinauswill?« Cuthahs Blick flackerte an Brends vorbei. »Nun, darauf, dass Michael es nicht vermocht hat, über die Dynamik des Seelendurstes nachzudenken.«
    Große Überraschung, dass Michael an seiner Aufgabe gescheitert war. Wieder einmal.
    »Ja«, fuhr Cuthah fort. »Michael und du … nun, zusammen habt ihr mir eine gebrauchsfertige Armee von Durstgetriebenen in diesen Reservaten geliefert, alle säuberlich auf einem Haufen und auf meinen Ruf wartend.«
    »Du planst eine Revolte.« Verdammt. Cuthah predigte einen Aufruhr der schlimmsten Sorte. Wenn Brends noch Mitglied der Herrschaften gewesen wäre, hätte er den Engel zu einem kleinen Stelldichein mit den Erzengeln geschleppt. Aber er gehörte nicht mehr dazu, und er konnte es sich nicht leisten, das zu vergessen. Er war ein Gefallener. Er umfasste den Griff seiner Klinge fester. Die Bastarde hatten ihn hereingelegt, hatten die anderen Herrschaften hereingelegt, und sie waren untergegangen.
    »Eine Revolte? Nein.« Cuthah
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