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Ewiger Schwur

Ewiger Schwur

Titel: Ewiger Schwur
Autoren: Anne Marsh
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schicken lassen wollte.
    Da ein Dämon so gut wie unsterblich war, fiel es ihm mit zunehmender Lebenszeit immer schwerer, den nackten Hunger nach Gefühlen zu unterdrücken, der ihn beständig quälte. Der Mann in ihm überlebte dadurch, dass er diesen Hunger umsichtig stillte, indem er sich mit einem willigen Menschen verband, aber die in ihm eingeschlossene Bestie war ein Raubtier, das sich danach sehnte, eben jene Seele zu verschlingen, die ihm Nahrung gab. Manchmal überwältigte die Bestie den Mann, und manchmal verwandelte der Mann sich aus eigenen Gründen.
    Als Michael sie aus dem Himmel verbannt und auf der Erde ausgesetzt hatte, war er darauf bedacht gewesen, ein wenig Salz in diese Wunden zu streuen. Er hatte ihnen nicht nur die Flügel ausgerissen und eine physische Wunde zurückgelassen, die keine noch so lange Zeit heilen konnte; er hatte sie auch ihrer sanfteren Gefühle beraubt. Da sie sich wie wilde Tiere verhalten hätten, hatte er gesagt, könnten sie auch wie solche leben. Sie würden Hunger, Schmerz, Furcht und Zorn empfinden, das heftige Verlangen, zu jagen, aufzuspüren und zu reißen. Er hatte sie zu einem Leben als wilde Raubtiere verdammt – aber mit einem unausweichlichen Hunger nach
mehr.
Und bekommen konnten sie dieses »Mehr« einzig und allein indirekt. Schloss er ein Bündnis mit einem Menschen, konnte der Dämon alles fühlen, was dieser Mensch fühlte. Genauer gesagt ernährte der Dämon sich von den Emotionen des Menschen und trank sie, wie ein Vampir Blut trank. Früher oder später hatten die Menschen nichts mehr übrig. Die meisten von ihnen verloren den Verstand.
    Jetzt hatten die Zeitungen der Menschen brutale Morde durch Dämonen an der östlichen Landesgrenze gemeldet, und die öffentliche Meinung wendete sich gegen sie. Man musste sich um jeden abtrünnigen Dämon kümmern, der die Verwandlung und seinen Durst nach menschlichen Seelen nicht mehr beherrschen konnte. Und zwar schnell. Keine Überraschung, dass ihr Herr die Aufgabe selbst übernommen hatte.
    Eine Tänzerin schob sich gefährlich nah heran, und der süße, puderige Duft ihres Parfüms kitzelte Brends’ Sinne. Sie roch gut. Gut genug, sie zu verzehren. Der Durst heute Nacht war schlimmer als der von gestern. Das Verlangen, tief von einem Menschen zu trinken und den vielfältigen Geschmack einer Seele zu kosten, deren Helligkeit langsam, nach und nach erlosch, ließ sich fast unmöglich unterdrücken. Brends hatte jedoch Jahrhunderte damit verbracht, den Durst zu unterdrücken; er würde also auch noch eine weitere Nacht überleben.
    Trotzdem, das Durstgefühl machte ihn nervös, er war angespannter als gewöhnlich und nicht in der Stimmung, mit seinem Herrn über Belanglosigkeiten zu plaudern.
    Sein Herr hatte gerufen. Brends war erschienen. Jetzt sollte der verdammte Bastard endlich zur Sache kommen, damit er in sein Büro zurückkehren und nachsehen konnte, ob
sie
doch noch beschlossen hatte zu erscheinen.
    Teufel noch eins, welche Pläne hatte er geschmiedet, damit sie kam! Ein kleines Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Wenn sie ihrer Neugier nachgab – und der Instinkt sagte ihm, dass sie es tun würde –, verließ sie seinen Club nicht, bis er von den Geheimnissen, die sie vor ihm verbarg, gekostet hatte. Allerdings hatte er noch nicht beschlossen, wo er anfangen sollte. Würde er sie reizen, würde er ihren Mund quälen, ihren Hals, ihre Brüste, bis sie um mehr bettelte? Vielleicht würde er direkt zur Sache kommen, ihre cremeweißen Schenkel spreizen und ihre süße Öffnung lecken, als sei sie das Dessert und er ein Verhungernder.
    Zer räusperte sich. »Als du gesagt hast, du wolltest dich hier mit mir treffen, dachte ich eigentlich, dass dazu auch Zuhören zählen würde.«
    Verdammt! Er zwang sich, sich wieder auf den Mann zu konzentrieren, der ihm gegenübersaß, und er nickte kurz als Entschuldigung. Ein wissendes Glitzern trat in die Augen seines Herrn. Zer wusste, wie lange Brends ausgeharrt, sich geweigert hatte, ein neues Bündnis einzugehen. Er musste wissen, wie brennend und fordernd der Durst war, der ihn quälte.
    Der Bastard genoss jede Minute mit ihm.
    »Das geht jetzt schon seit Monaten so. Wir haben Menschenfrauen verloren, aber jetzt verlieren wir Brüder – und das nicht nur an den Durst. Sie ziehen aus, um zu kämpfen, und sie kehren nicht zurück. Irgendjemand ist völlig durchgeknallt und tötet unseresgleichen.« Zer legte die Finger über seiner breiten Brust zusammen und
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