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Ewiger Schlaf: Thriller

Ewiger Schlaf: Thriller

Titel: Ewiger Schlaf: Thriller
Autoren: Greg Iles
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jener Frau, die er geheiratet hatte. Er war erleichtert, doch dann fiel ihm Mallorys tränenreiche Darbietung im Garten von Linton Hill wieder ein, an dem Tag, als sie in Lily gewesen war. Mallory konnte ihn mühelos täuschen. Sie konnte jeden täuschen.
    Er wollte Lily fragen, wie sie sich fühlte, doch diese Frage erschien ihm albern. Stattdessen ließ er jede Verstellung fallen und stellte die Frage, die ihm am meisten auf der Zunge brannte.
    »Wer bist du?«
    Lily sah ohne zu blinzeln zu ihm auf. »Ich bin ich.«
    »Wirklich?«
    Sie nickte und berührte seine Hand. »Ich bin zu Cole gefahren, John.«
    »Ins Stardust Motel?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    Sie sah aus dem Fenster zum Himmel. »Ich habe daran gedacht, sie zu töten. Du weißt, wen ich meine.«
    »Mallory ... Aber du hast es nicht getan. Cole ist unten.«
    Lily schwieg.
    Waters wurde die Kehle eng. »Was ist passiert?«
    »Wir hatten Sex.«
    Angst stieg in ihm auf. »Hat er dich vergewaltigt?«
    Sie sah ihn wieder an. »Nein. Ich habe es freiwillig getan. Und Mallory kam in mich.«
    Waters weigerte sich, darüber nachzudenken, was passiert sein musste, damit dieser Transfer hatte stattfinden können. »Ist sie jetzt in dir?«
    »Ja.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich weiß es.«
    »Mit wem spreche ich jetzt?«
    Sie drückte seine Hand. »Ich sagte es dir doch – mit mir. Lily.«
    »Wo ist Mallory?«
    »Untergetaucht. Ich weiß nicht, wie ich es nennen soll. Irgendwo unter der Oberfläche meines Bewusstseins.«
    Er schüttelte den Kopf, während er versuchte, die Bedeutung ihrer Worte zu erfassen. »Was ist an der Brücke passiert?«
    »Ich habe das mit Absicht getan, John.« Sie blickte ihm fest in die Augen. »Ich habe das Auto von der Brücke gelenkt.«
    Waters konnte es nicht fassen. »Du wolltest Selbstmord begehen?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Ich dachte, das sei der einzige Weg, sie aufzuhalten. Die einzige Möglichkeit, dich und Annelise zu retten.«
    »Lily ...«
    »Als ich es getan habe, hielt ich es für eine spontane Tat, aber jetzt weiß ich, dass ich es die ganze Zeit vorhatte. Mich selbst zu töten – und Mallory mit mir.«
    »Du hast schon vor deinem Treffen mit Cole gewusst, dass du Selbstmord begehen würdest?«
    »Ja und nein. Ich wusste es, ließ aber nicht zu, dass ich es wusste.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Es ist wie Sex, als ich noch zum College ging. Wenn ich eine Verabredung hatte, dachte ich vorher nie an Sex. Aber manchmal hatte ich Sex. Und später erkannte ich, dass ich die ganze Zeit vorgehabt hatte, mit dem Mann zu schlafen. Aber ich musste diese Absicht vor mir selbst verbergen. Verstehst du? Denn tief in meinem Innern war ich der Meinung, dass Sex vor der Ehe etwas Verbotenes war, etwas Falsches. So hat man mich erzogen.«
    Sie sah an die Decke. »Mit der Brücke war es genauso. Hätte ich mir vorher eingestanden, was ich tun würde, hätte Mallory es ebenfalls gewusst. Sie hätte niemals zugelassen, dass ich auf die Brücke fahre.«
    »Woher weißt du das?«
    »Als ich mich mit den Handschellen ans Lenkrad fesselte, hat sie ...«
    Waters wurde bleich. »Du hast dich mit Handschellen ans Lenkrad gefesselt?«
    »Ja. Mit Eves Handschellen. Als ich durch die Leitplanke der Brücke brach und wusste, dass sie nichts tun konnte, um mich zu retten, war ich glücklich.«
    »Was ist beim Aufprall aufs Wasser passiert?«
    »Ich wurde ohnmächtig. Als ich wieder zu mir kam, schwamm das Auto, lief aber langsam voll Wasser. Und dann ... Mallory versuchte sich zu retten. Ich erinnere mich nur an Bruchstücke. Für mich war es, als wäre ich in einem Zimmer mit Stroboskoplicht gefangen. Eine Sekunde lang konnte ich sehen, dann war völlige Dunkelheit. Ich nehme an, immer wenn ich nichts sehen konnte, konnte sie sehen. Aus irgendeinem Grund waren wir nicht so völlig voneinander getrennt wie beim letzten Mal. Jedenfalls, das Auto ging langsam unter, mit der Motorhaube voran. Mallory tobte vor Wut. Sie hasste mich, dass ich sie ausgespielt hatte, und ihr Hass vernebelte meine Gedanken. Sie riss mir beinahe die Hand ab bei dem Versuch, sich aus den Handschellen zu befreien, aber sie schaffte es nicht. Wäre sie ein Tier gewesen, hätte sie meine Hand durchgebissen. Dann schlug das Wasser über meinem Kopf zusammen.«
    Lily erzählte die Geschichte, als wäre sie eine Beobachterin gewesen und hätte sie nicht selbst erlebt, doch das Entsetzen in ihren Augen strafte ihre Stimme Lügen.
    »Ich habe ... Dinge gesehen, John. Kein weißes Licht
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