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Ewiger Schlaf: Thriller

Ewiger Schlaf: Thriller

Titel: Ewiger Schlaf: Thriller
Autoren: Greg Iles
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schnappen ließ.

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    Sechs Wochen später
    22
    J ohn Waters bremste seinen Land Cruiser ab und fuhr auf den Schotter eines Feldwegs, den es vor einer Woche noch nicht gegeben hatte. Lily saß auf dem Beifahrersitz. Sie trug Bluejeans und einen Strohhut. Annelise war auf dem Rücksitz angeschnallt. Obwohl der Fluss noch knapp einen Kilometer entfernt war, konnte man ihn schon riechen.
    »Wo ist der Ölbohrturm, Daddy?«, fragte Annelise und ließ den Blick über die fast kahlen Bäume und die braunen Felder wandern.
    »Es gibt noch keinen Bohrturm. Bloß einen Pfahl im Boden. Das hier ist nur die Stelle, an der später gebohrt wird, Süße. Eine mögliche Quelle.«
    »Das macht doch keinen Spaß.«
    »Ich finde, das macht ziemlich viel Spaß.«
    Lily lachte, kurbelte das Fenster herunter und ließ kalte Luft ins Innere. Waters war froh, dass sie endlich wieder lachen konnte. Er selbst hatte in den vergangenen sechs Wochen nicht viel gelacht. Während dieser Zeit war er zwar auf Kaution frei gewesen, doch »frei« war ein irreführendes Wort. Die tägliche Routine seines Lebens war eine Illusion, eine Schein-Realität, die ihm die Geschworenen, die man in weniger als einer Woche auswählen würde, vielleicht entrissen. Dennoch hatte er hart daran gearbeitet, den Mut seiner Familie nicht sinken zu lassen und seine Ölfirma am Leben zu halten.
    Zwei Wochen nach Lilys Unfall hatte die Umweltbehörde festgestellt, dass das Salzwasser, das die Reisfarm in Louisiana zerstört hatte, aus der Quelle einer anderen Firma gesickert war. Doch die Erleichterung über das Urteil wurde verdrängt von den Folgen, die Waters’ Verhaftung wegen Mordes und der Skandal wegen seine Affäre mit Eve Sumner nach sich zogen. Die Gesichter der Menschen, die ihm auf der Straße begegneten, waren kalt, und selbst altvertraute Investoren nahmen seine Anrufe nicht mehr entgegen. Sogar Coles weniger angesehene Geldgeber schienen sich von der Firma distanzieren zu wollen. Waters verbrachte zwei Wochen mit nichts anderem als Schadensbegrenzung, konnte mit seinem angeschlagenen Ruf aber nur wenig tun.
    Er hatte Coles Spielschulden in Höhe von 658.000 Dollar beglichen. Als Gegenleistung hatte Cole eine Vereinbarung unterzeichnet, durch die Waters sein Geld aus neu entdeckten Ölquellen wieder hereinbekommen würde. Die Frage war, ob es jemals wieder neue Smith-Waters-Quellen geben würde. Das erste Problem war persönlicher Natur: Cole hatte kein einziges Mal erwähnt, dass er Sex mit Lily gehabt hatte, während Lily unter Mallorys Einfluss stand. Aber er hatte mit ihr geschlafen, und zwar wissentlich. Allerdings hatte Mallory selbst zugegeben, dass sie Cole vor der Verführung mit einer Flasche Johnny Walker abgefüllt hatte, und es war möglich, dass Cole sich nicht mehr daran erinnerte. Überdies hatte Waters starke Zweifel, dass Cole Lily nachgegeben hätte, wäre sie sie selbst gewesen. Gott allein wusste, was Mallory getan hatte, um Cole ins Bett zu bekommen. Waters hatte lange und gründlich über die Situation nachgedacht und erkannt, dass er im Grunde keine andere Möglichkeit hatte, als seinem Partner zu verzeihen. Wenn er Cole seine Freundschaft und Unterstützung aufkündigte, würde Cole zu einem Schatten seiner selbst, und eine Abwärtsspirale würde ihn in Depression und vielleicht sogar zum Selbstmord treiben. Mit Waters’ Unterstützung war Cole den Anonymen Alkoholikern beigetreten und seit nunmehr einunddreißig Tagen trocken. Waters wusste um die Charakterschwächen seines Freundes, doch er glaubte an ihn.
    Das zweite Problem war die mangelnde Investoren-Unterstützung für die Firma. Nachdem ihre neueste Ölquelle zwei Wochen lang ausschließlich auf Ablehnung gestoßen war, teilte Waters Cole mit, dass er eine Probebohrung auf eigene Kosten vornehmen würde, allerdings nicht bei der Quelle, die er für die Investoren gesucht hatte. Stattdessen würde er es noch einmal in Jackson Point probieren, wo die Bohrung unmittelbar vor seiner Affäre mit Eve fehlgeschlagen war. Wenn er die Bohrstelle zweihundert Meter nach Süden verlagerte, so glaubte er, würde er auf das Vorkommen treffen, das er in jener unglückseligen Nacht verfehlt hatte.
    »Nicht so schnell«, sagte Lily, als der Land Cruiser über ein Schlagloch holperte.
    »Tut mir Leid. Ich bin mit den Gedanken woanders.«
    Waters zuckte zusammen, als sein Handy klingelte. Zurzeit läutete es nicht allzu oft, und der Klingelton erinnerte ihn immer noch an Eve. Er nahm das
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