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Ewiger Schlaf: Thriller

Ewiger Schlaf: Thriller

Titel: Ewiger Schlaf: Thriller
Autoren: Greg Iles
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einer großen grünen Welle. Selbst als die Ölindustrie 1986 zusammenbrach, gelang es Cole irgendwie, weiterhin zu verkaufen, und Waters fand weiterhin Öl.
    Etwa um diese Zeit machte Lily Anderson ihren Abschluss an der Cox School of Business und kehrte nach Natchez zurück. Mit ihrer Ausbildung als Betriebswirtin wollte sie ursprünglich nur so lange in der Stadt bleiben, bis sie ihrem Vater, der in Steuerschwierigkeiten steckte, geholfen hatte, Ordnung in seine Angelegenheiten zu bringen. Nachdem Lily nähere Bekanntschaft mit Waters geschlossen hatte, entschied sie, ein wenig länger zu bleiben. Die kluge, schlagfertige und attraktive Lily bewahrte Waters davor, in Depressionen abzugleiten, weil er ein Leben führte, das ihm trotz des vielen Geldes viel wertloser erschien als das Leben, das er hinter sich gelassen hatte. Und es gab noch andere erfreuliche Dinge. Der Gesundheitszustand seiner Mutter besserte sich, und sein Bruder schloss sein Studium mit Auszeichnung ab. Als Lily sich unzufrieden darüber äußerte, dass es mit ihrer Beziehung nicht voranging, betrachtete Waters sein Leben – die alten Träume und die neuen Realitäten – ganz genau und sagte sich, dass er nicht dazu geboren sei, sich auf der Suche nach wissenschaftlichen Abenteuern in der Welt herumzutreiben. Er hatte sich in Natchez etwas aufgebaut, ein blühendes Geschäft, auf das sein Vater stolz gewesen wäre, und das war gut genug. Es war an der Zeit, Lily fair zu behandeln.
    »Was tust du hier unten allein im Schlamm?«
    Der Scotch hatte Coles Zunge schwer werden lassen. Waters hörte, wie er sich durch die Gräser kämpfte und dann stehen blieb, um sich im Okra-Schlamm nicht die Schuhe zu ruinieren. Es hatte Zeiten gegeben, als Cole, genau wie Waters, Stahlkappenstiefel anzog, um hinaus zu den Bohrtürmen zu fahren. Jetzt trug er dieselben Guccis oder Cole Haans, mit denen er auch ins Büro ging. Waters drehte sich zu ihm um.
    »Bist du völlig verrückt geworden?«
    Coles Augen sahen trübe aus. »Was meinst du?«
    »Du hast ihnen fünf Millionen Barrel versprochen?«
    »Du sagtest selbst, es könnte so viel werden.«
    Waters platzte der Kragen. »Unter uns, ja! Im Büro! Das war Träumerei. Das absolute Maximum.«
    »Wir haben schon öfter den großen Schlag gelandet.« Cole kniff wütend die Augen zusammen. »Hör zu, ich bin derjenige, der sich um die Investoren kümmert. Du musst mir vertrauen. Ich weiß, womit ich sie kriege. Es ist eine Frage der Romantik, John. Was das betrifft, sind sie wie Frauen.«
    »Du hast offensichtlich vergessen, wie Frauen reagieren, wenn sie enttäuscht werden. Du solltest ihre Erwartungen lieber ein wenig zurückschrauben.«
    Sorgenfalten erschienen auf Coles fleischigem Gesicht. »Du glaubst nicht, dass wir fündig werden?«
    »Du hast es selbst gesagt – eine Fündige auf neunundzwanzig Trockene.«
    »Wenn man all die Fehlversuche der Arschlöcher mitzählt, die keine Ahnung haben, was sie tun. Bei dir ist es eine fündige von drei trockenen Quellen, John.«
    Beklommen registrierte Waters dieses Eingeständnis, das ihm in Erinnerung rief, wie sehr das Schicksal aller Beteiligten von ihm abhing. »Darauf können wir uns nicht verlassen.«
    »Aber das habe ich doch immer getan.« Cole lächelte schief. »Und du hast mich nie im Stich gelassen, Partner.«
    »Unsere letzten beiden Probebohrungen waren erfolgreich. Demnach kann ein Fehlversuch nicht mehr weit sein.«
    Cole blinzelte wie ein Kämpfer, der bemerkt, dass er seinen Gegner unterschätzt hat. Selbst in seinem berauschten Zustand wusste er, dass das Schicksal stets vor der Tür lauerte, immer bereit, einem eine Tracht Prügel zu verabreichen.
    »Wer sind diese Typen eigentlich?«, fragte Waters. »Die beiden Landeier?«
    »Wie gesagt, sie kommen aus South Louisiana. Ich war ein paar Mal mit ihnen auf der Jagd. Sie haben für diese Saison ein Jagdgebiet südlich der Stadt gepachtet. Sie zahlen dreißig pro Morgen.«
    »Du jagst doch gar nicht mehr.«
    »Und nicht ohne Grund.« Cole grinste plötzlich; seine Forschheit war blitzartig zurückgekehrt. »Du weißt doch, dass die Hirschsaison meine Lieblings-Jahreszeit ist. Während alle Ehemänner im Wald sind und den Weißschwanz jagen, bleibe ich in der Stadt und jage den verheirateten Schürzenzipfel.«
    Waters hatte das zu oft gehört, um noch darüber lachen zu können. »Ich weiß, du möchtest, dass ich mit dir da raufkomme. Aber ich würde lieber nicht so viel Zeit mit diesen Jungs
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