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Ewige Nacht

Ewige Nacht

Titel: Ewige Nacht
Autoren: Ilkka Remes
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ging und was man noch von ihr verlangen würde.
    Dieses Mal waren sie gescheitert, aber sie würden es wieder versuchen – mit noch mehr Nachdruck, mit mehr Erfahrung und noch entschlossener als zuvor.
    Diesmal waren sie von acht Staatsoberhäuptern, acht Männern, die die Zukunft des Planeten bedrohten, bezwungen worden. Diesmal waren sie an deren perfiden Maschinerien gescheitert.
    Acht hatten wieder einmal über sechseinhalb Milliarden gesiegt.
    Die Macht des Bösen, die Macht des alles durchsetzenden Geldes war ihnen auf die Spur gekommen und hatte die Erfüllung ihres Plans verhindert. Aber sie würden zurückschlagen, auf eine Art, die sich kein Mensch vorstellen konnte. Sie würden retten, was zu retten war. Die Natur würde den Egoismus der Menschen besiegen. Das Gute das Böse überwinden. Ein für allemal.
     
    ERSTER TEIL
     
     

 
     
    ZWEI JAHRE SPÄTER
    1
    Der Mitarbeiter der Sicherheitsfirma trug einen Geldbehälter, der aussah wie ein schwarzer, flacher Plastikkanister. Mit seinem Kollegen kam er aus dem Personaleingang des Kaufhofs in der Bremer Innenstadt. Eine spätsommerliche, tief stehende Morgensonne warf die langen Schatten der Männer auf den schmutzigen Asphalt.
    Sie gingen auf den Mercedes-Geldtransporter zu, der zehn Meter entfernt mit dem Fahrer am Steuer wartete. Die Männer trugen blaue Kleidung und Helme mit hochgeklappten Visieren. Die Geldkassette war mit einer kunststoffüberzogenen Kette am Handgelenk des einen Mannes befestigt.
    Als die beiden Mitarbeiter der Sicherheitsfirma an dem kastenförmigen Renault Kangoo am Straßenrand vorbeigingen, wurden in einer abrupten Bewegung die Türen aufgerissen. Zwei Männer sprangen heraus, sprühten dem Träger der Geldkassette und seinem Kollegen Gas ins Gesicht, und im Bruchteil einer Sekunde sanken diese zu Boden.
    Fünf Meter weiter begannen an dem Geldtransporter die Lichter zu blinken.
    Die Sirene sprang an, auch im Führerhaus war Bewegung zu erkennen, aber dem Fahrer war es nicht erlaubt, bei einem Überfall seinen Platz zu verlassen.
    Einer der Angreifer trug eine Zange, beugte sich über den Geldträger und trennte die Kette am Handgelenk auf. Die Sirene des Mercedes jaulte. Gleichzeitig griff der andere Mann nach dem Transportbehälter und stellte ihn in den Renault. Dann stiegen die beiden ein und rasten davon. Das Ganze hatte keine zehn Sekunden gedauert.
    In Panik entfernte der Fahrer des Geldtransports sich nun doch von seinem Fahrzeug, während noch immer die Sirene heulte. Gleichzeitig war bei der Polizei und bei der Ambulanz Alarm ausgelöst worden.
    Der Fahrer tastete nach dem Puls seiner Kollegen. Er spürte nichts.
     
    Die Männer mit den ernsten Gesichtern gingen die Räumlichkeiten systematisch durch. Sie hatten Messapparate bei sich, ihre Aufgabe war es, sicherzustellen, dass weder im Mobiliar noch in Wänden, Decken und Fußboden Abhörgeräte oder Sender versteckt waren. In unregelmäßigen Abständen nahm die Gruppe Kontrollen bei sämtlichen TERA-Mitarbeitern vor.
    Timo Nortamo gefiel die Wichtigtuerei der Männer nicht, aber er versuchte, darüber hinwegzusehen. Er pfiff vor sich hin, während er das finnische Kaffeepulver in den Filter schaufelte. In Brüssel gab es keinen Kaffee, der ihm schmeckte, darum brachte er ihn regelmäßig aus Finnland mit. Nortamo war eine eindrucksvolle Erscheinung. Dank des Funkelns in seinen Augen, des kräftigen Kinns und des muskulösen Körpers hatten sich noch vor fünf Jahren die Frauen nach ihm umgedreht. Seither hatte der Alltag ihm zusehends den Stempel aufgedrückt …
    Mit einem Auge beobachtete er die Arbeit der dreiköpfigen Gruppe.
    »Hey, nicht verrücken!«, rief er auf Englisch und so scharf, dass die drei sofort innehielten.
    Der unangenehme Franzose mit den Flaschenbodengläsern in der Brille nahm die Finger von der empfindlichen Kommode aus der Zarenzeit, die er gerade von der Wand rücken wollte.
    Timo Nortamo deutete auf den Riss, der jetzt am Fuß der Kommode klaffte. »Merde«, fluchte er, ohne sich die Mühe zu machen, das »r« richtig auszusprechen, er ließ es auf finnische Art kräftig rollen. Die Kommode hatte er in Sankt Petersburg gekauft und unter großen Mühen aus dem Land geschafft. Der russische Zoll hatte durchaus ein Auge auf Antiquitäten. Bei Schmuggelversuchen war mit ihm nicht zu spaßen.
    Der Franzose warf dem Finnen einen unfreundlichen Blick ohne das geringste Anzeichen des Bedauerns zu.
    »Vorsichtig«, sagte Timo wieder auf
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