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Evies Garten (German Edition)

Evies Garten (German Edition)

Titel: Evies Garten (German Edition)
Autoren: K.L. Going
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die Sachen durchsehen durften«, sagte Maggie.
    Kit lachte nur. »Sie gehören doch sowieso dir!«
    Maggie nickte. »Vielleicht komme ich irgendwann mal wieder, um den Rest durchzusehen. Das hätte ich schon längst mal tun sollen.«
    Gemeinsam gingen sie wieder nach oben. »Vielleicht kommst du in nächster Zeit ja mal wieder her?«, fragte Kit Evie und schloss die Tür auf, um sie herauszulassen.
    »Ganz sicher«, sagte Evie und wusste, dass es stimmte.
    Sie traten hinaus in das Schneegestöber und kämpften sich zum Kleinlaster vor. Sobald die Türen fest zu waren, öffnete Evie die Handfläche und betrachtete das Saatkorn.
    »Bist du sicher, dass es das Richtige ist?«, fragte Vater.
    Evie nickte. »Ich werde es auch auf Rodneys Grab einpflanzen.«
    Vater nickte und gab sachte Gas. Die Rückfahrt war noch langsamer und beschwerlicher als die Fahrt in die Stadt.
    »Fahr schneller«, sagte Evie, doch Vater passte auf, dass sie auf der glatten Straße nicht ins Rutschen kamen. Das Knirschen der Reifen im Schnee klang unheimlich, und als sie es endlich fast bis zum Haus geschafft hatten, blieben die Vorderräder in einer Schneewehe stecken.
    »Nahe genug«, entschied Vater, stieg aus und machte die Beifahrertür auf, damit Evie und Maggie aussteigen konnten. »Sieht so aus, als müssten wir die restlichen Meter laufen.« Vater ging auf den Apfelgarten zu, und Evie folgte ihm, doch Maggie blieb stehen.
    »Was ist?« Evie wandte sich um.
    Maggie seufzte. »Ich bin nicht mehr so jung wie ihr«, sagte sie. »Ich fürchte, ich halte es in diesem Wetter nicht allzu lange aus.« Sie stapfte zu Evie, umarmte und drückte sie. »Viel Glück, Eva«, sagte sie. »Was auch immer passiert – komm bitte zurück.«
    Evie nickte.
    »Wenn ihr zurückkommt, brennt das Kaminfeuer«, versprach Maggie. Dann winkte sie und drehte sich um. Evie schaute ihr hinterher, als sie wegging und ihre Umrisse immer mehr mit dem Schnee verschmolzen.
    Evie wandte sich ihrem Vater zu. Jetzt waren sie allein hier draußen.
    »Komm«, sagte ihr Vater. »Je früher wir das Saatkorn in der Erde haben, desto schneller können wir nach Hause zurückgehen, wo wir hingehören.«
    Evie merkte überrascht, dass sie bei »nach Hause« an das Haus am Friedhof gedacht hatte, in dem Maggie vor dem Kaminfeuer auf sie warten würde.
    Sie drückte Vaters Hand fest. »Da hängt mein Schal«, sagte sie, als sie das Ende des roten Wollschals sah, das vom Ast herunterbaumelte. Vater duckte sich unter die Bäume, und Evie folgte ihm. Sie blinzelte, um trotz der blendend weißen Schneedecke etwas zu erkennen. Ihr lief die Nase, und schon bald klebte an ihren Hosenbeinen eine Eiskruste. Sie war froh, mehrere Schichten Kleidung übereinander zu tragen.
    Sie hätte die Stelle, an der sie das Saatkorn eingepflanzt hatte, nicht wiedergefunden, doch Vater kannte seine Bäume gut. »Hier ist es«, sagte er und scharrte mit dem Stiefel den Schnee um Rodneys Grab weg. Dann kniete er sich hin, und grub mit dem Taschenmesser ein Loch in die Erde.
    »Tiefer unten ist alles gefroren, aber die oberste Schicht ist in Ordnung. Es ist alte, ausgezehrte Erde ohne Nährstoffe, aber trotzdem …«
    Evie legte ihre Hand auf seinen Arm. »Es ist kein normaler Baum«, sagte sie. Sie zog einen Fäustling aus und legte das Saatkorn in das kleine Loch, deckte es mit Erde zu und hielt den Atem an. Zuerst spürte sie nichts, doch plötzlich erhob sich der vertraute Wind um sie herum.
    »Siehst du, wie es wächst?«, rief Evie aufgeregt, als ein winziger grüner Spross die oberste Erdschicht durchbrach. Sie zog Vater zurück, damit der Baum Platz hatte, sich auszubreiten.
    »Ich … ich versuche es«, sagte er und betrachtete die Erde.
    »Ich wünschte, du könntest es sehen«, sagte Evie, doch er schüttelte den Kopf.
    »Es ist egal, ob ich es sehen kann oder nicht.« Er drückte Evie an sich, und sie schaute zu, wie der Baum immer höher und voller wurde.
    »Hoffentlich kann ich Adam zurückholen«, sagte sie. »Aber was ist, wenn er nicht mitkommen will? Was ist, wenn der Baum verschwindet? Was ist, wenn …«
    Vater legte einen Finger auf ihre Lippen. »Hör auf mit dem ›Was wenn?‹«, sagte er. »Ich glaube an dich. Ich weiß, dass du es schaffst.«
    Ein Ast nach dem anderen entfaltete sich und füllte sich mit Blüten.
    »Er ist schon fast ganz groß«, sagte Evie und streckte die Hände aus. Die fallenden Blütenblätter vermischten sich mit dem Schnee. Und dann sah sie mitten in den
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