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Everybodys Darling, Everybodys Depp

Titel: Everybodys Darling, Everybodys Depp
Autoren: Irene Becker
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verbalen und kommunikativen Reaktionen. Flucht bedeutet nur noch in manchen Fällen, sich körperlich der Situation zu entziehen – Türenschlagen, Rausrennen. Flucht bedeutet heute: Nachgeben, Einlenken oder Herunterschlucken. Und ein Angriff unter zivilisierten Menschen äußert sich heute höchstens in wütendem Anschreien und wüstem Beschimpfen; tätliche Angriffe sind selten.
    Harmoniebedürftige Personen haben überwiegend ihr Fluchtprogramm aktiviert. Nur manchmal reicht es selbst denen und |16| sie schalten um auf Angriff – dann aber oftmals völlig übertrieben und der Situation nicht angemessen, da sich zu viel aufgestaut hat.
    Für Sie persönlich bedeutet das: Sie sind durch Ihre Fluchtstrategie eventuell schnell der unangenehmen Situation entkommen oder haben sie sogar ganz vermeiden können, aber die Aufregung wirkt womöglich noch Stunden nach, weil sich Ihr Adrenalinspiegel erst langsam wieder auf Normalmaß einpendeln muss. Zudem bauen Sie auch noch Groll und Wut sich selbst gegenüber auf: Sie haben es wieder einmal nicht geschafft, Nein zu sagen, einen Streit durchzustehen oder für Ihre Bedürfnisse einzutreten.
    Vielleicht fragen Sie sich: Wie soll ich es ausschalten, wenn es denn ein automatisches Programm ist? Für mich bedeutet es nun einmal Stress, wenn ich befürchte, dass jemand böse auf mich werden könnte, mich kritisiert oder es zu einem Streit kommt. Tatsächlich können Sie das Programm nicht abschalten, wenn es einmal gestartet wurde. Wenn Sie in stressige Situationen geraten, läuft es ab, ob Sie wollen oder nicht.
    Aber
: Was eine stressige Situation ist, liegt ausschließlich im Auge des Betrachters. Einer findet Fallschirmspringen euphorisierend, ein anderer bekommt schon beim Gedanken daran Herzrasen und Schweißausbrüche. Einer zuckt beim Stirnrunzeln seines Chefs nur lässig mit den Schultern, ein anderer überlegt panisch, wie er ihn beschwichtigen kann. An diesen Auslösern von Stress sowie an der Betrachtungsweise von Situationen und Verhaltensweisen können Sie glücklicherweise eine Menge ändern. Und somit auch Ihre Reaktionen neu gestalten. Sie können die Ereignisse nämlich mit mehr Gelassenheit und innerer Stärke betrachten und viel seltener in Aufregung geraten. Zudem können Sie auch in akuten Stresssituationen Ihr Verhaltensrepertoire erweitern und nicht mehr nur stereotyp mit einer Fluchtstrategie reagieren – eine reine Lern- und Übungssache, wie Sie noch sehen werden (dem 15. Säbelzahntiger standen unsere Vorfahren aufgrund |17| ihrer Erfahrungen auch schon viel gelassener gegenüber als dem ersten).

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Erziehung und Prägung: daher kommt’s
    Sie haben also ein dominantes Harmonie-Gen erwischt, dem Sie nun bis an Ihr Lebensende hilflos ausgeliefert sind? Kein Ausweg aus der Falle? Trösten Sie sich: Ihr (übersteigertes) Harmoniebedürfnis ist, wenn überhaupt, dann nur zu einem geringen Teil angeboren. Der weitaus größere Teil ist erlernt und anerzogen. Denken Sie wieder daran: Als hungriges oder nasses Baby war auch Ihnen die Harmonie in Ihrer Umgebung völlig egal. Sie wollten etwas zu essen oder einen trockenen Popo und haben so lange lautstark aufbegehrt, bis Sie hatten, was sie wollten. Unbekümmert, selbstsicher und selbstverständlich haben Sie Ihr gutes Recht eingefordert. Ob es den geplagten, unter Schlafentzug leidenden Eltern passte oder nicht. Auch im Krabbelalter war von Harmoniebedürfnis noch nichts zu spüren. Sie wollten Ihre Umgebung erkunden. Ob dabei die wertvolle Porzellanvase von Tante Inga draufging, hat Sie wenig bekümmert. Ihre Eltern konnten Sie nur physisch kontrollieren, indem sie Ihren Aktionsradius auf ein ungefährliches und nicht so kostenintensives Maß beschnitten haben.
    Aber dann begannen Sie zu sprechen und damit auch zu verstehen. In diesem Moment beginnt die eigentliche psychologische Erziehung. Und die hat leider viele manipulative Elemente und benutzt sehr häufig verschiedene Formen der emotionalen Erpressung. Negative Emotionen wie Schuldgefühle, Bestürzung, Scham, Angst, Unwissenheit und Unsicherheit sind zum großen Teil anerzogen. Mit negativen Emotionen kontrollieren Eltern ihre Kinder und manipulieren deren Verhalten.
    |18| (Ehe Sie Ihre geliebten Eltern nun anklagen und verurteilen: Bedenken Sie bitte, dass diese Art der Manipulation normalerweise nicht bewusst und absichtlich ausgeführt wird. Ihre Eltern sind ebenso unbewusst manipuliert worden und geben das erlernte
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