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Everybodys Darling, Everybodys Depp

Titel: Everybodys Darling, Everybodys Depp
Autoren: Irene Becker
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Richter – zumindest hier auf Erden – über Ihre Taten sind Sie selbst und Ihr Gewissen. Das allein übernimmt die Verantwortung und trägt die Konsequenzen. Sogar das in unserer Gesellschaft oberste Gebot des menschlichen Miteinanders,
Du
sollst nicht töten,
wird nicht von allen Kulturen als absolut gültig anerkannt. Und selbst in so genannten zivilisierten Staaten wird es laufend legal außer Kraft gesetzt: im Krieg, bei der gesetzlichen Regelung der Notwehr, beim finalen Todesschuss in Geiselnahmen oder bei der Todesstrafe. Offensichtlich ist Töten nur in bestimmten Situationen böse.
    Als Elternteil ist man nun einmal die Überwachungs- und Kontrollinstanz für sein kleines Kind. Man selbst bestimmt die Regeln und trägt die Verantwortung, nicht irgendwelche namenlosen Autoritäten. Viele Eltern vergessen allerdings, dass sich das mit zunehmendem Alter des Kindes ändert. Spätestens in der Pubertät dürfen sie die neue Verteilung der Verantwortung zugunsten ihrer |21| – hoffentlich selbstbewussten – Kinder daher auf oftmals unangenehme Art und Weise schmerzlich lernen.
    Kinder sind von den Urteilen der Erwachsenen, von denen sie physisch und emotional abhängig sind, stark geprägt. So lernen Sie früh, dass Sie angeblich gute und schlechte Bedürfnisse und Verhaltensweisen haben, über die andere urteilen wollen und dürfen. Ihr eigenes Urteil wird immer mehr zurückgedrängt. Auf diese Weise wird eine emotionale Abhängigkeit von der Anerkennung anderer Menschen geschaffen, die sich sehr gut zur Verhaltenskontrolle nutzen lässt. Je ausgeprägter diese – bewusste oder unbewusste – Manipulation in Ihrem Elternhaus war und je mehr Sie sie verinnerlicht haben, desto mehr haben Sie Ihr ursprüngliches Selbstvertrauen und Ihre innere Stärke zurückgenommen und beugen sich nun, zumindest äußerlich, diesen Erwartungen.
    Doch Erwachsene sind selbst verantwortlich für ihre Wünsche, Bedürfnisse und Forderungen – nicht
es
oder
man
, nicht die Gesellschaft, der Papst, die Amerikaner, das Wetter oder die Mode und so weiter.
    Die Erwartungen an rollenkonformes Verhalten sowie die Kriterien sozialer Akzeptanz und Beliebtheit sind bei Männern und Frauen immer noch deutlich unterschiedlich ausgeprägt. Emanzipation hin oder her: Harmoniestreben tritt bei Frauen deutlicher zutage, obwohl es auch viele harmoniesüchtige Männer gibt. Die setzen mehr oder weniger die gleichen Vermeidungsstrategien ein – vielleicht ein wenig markiger verpackt und dem Rollenverhalten entsprechend abgewandelt. Männer haben zum Beispiel ihren Tränenfluss meist stärker unter Kontrolle als die Damen. Fluchttendenzen haben harmoniesüchtige Männer allerdings ebenso. Doch selbst wenn sie noch so virtuos vor Konflikten fliehen, sie elegant ignorieren oder mit trotzig gerecktem Kinn aussitzen: Sie werden dadurch nicht gelöst, sondern nur immer schlimmer.
    |22| Gefühle und Beziehungen sind immer noch Frauensache
    Sie als Frau sind nach wie vor überwiegend für harmonisches Miteinander zuständig. Sie sollten hilfsbereit, aufopfernd, kompromissbereit, nachgiebig, einfühlsam und verständnisvoll sein. Und sexy natürlich obendrein. Sie können zwar top-ausgebildet die Führungsebenen erobern und Unternehmen managen, Sie sollten aber dennoch nicht klüger und erfolgreicher sein als ein Mann – und auch nicht deutlich größer oder älter als der Herr an Ihrer Seite. Sie sollten keine Haare auf den Zähnen haben und als Regierungschefin ein eisernes Regiment führen. Tun Sie es doch, geraten Sie in den Verdacht, nicht wirklich weiblich zu sein. Vielmehr sollten Sie sich hauptsächlich um die Familie, die emotionalen Bedürfnisse Ihrer Mitmenschen und die sozialen Kontakte kümmern. Ihr eigenes Geld dürfen Sie zur Entlastung des Haupternährers natürlich trotzdem verdienen – wenn Sie dabei nur nicht Ihre Pflichten in Haus und Hof vernachlässigen.
    Ja, das ist alles überspitzt formuliert, aber das tägliche Leben zeigt uns, dass solche oder ähnliche Erwartungen an Frauen immer noch existieren – teils implizit, teils explizit. Wir lernen am Modell und durch die Prägung und Erwartungen unserer Umwelt. Das klassische Familienmodell in unseren Breitengraden sieht weiterhin so aus: Der Vater ist der Ernährer und die Mutter die Hüterin der Familie. Und unsere Kinder werden nach wie vor danach erzogen. (Interessant: In Paarbeziehungen werden Verabredungen mit Freunden und Familientermine übrigens fast ausschließlich von
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