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Everybodys Darling, Everybodys Depp

Titel: Everybodys Darling, Everybodys Depp
Autoren: Irene Becker
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Grad ihrer Beliebtheit. Je mehr zwischenmenschliche Anerkennung sie erreichen, desto mehr sind sie »wert«. Wenn sie mit jemandem nicht gut auskommen oder das Verhältnis getrübt ist, geben sie automatisch sich die Schuld und stecken zurück – ein massiver Dämpfer fürs Selbstwertgefühl. Furchtbar, wenn das Selbstvertrauen abhängig ist von den Launen und dem guten Willen anderer Menschen. Man kann nicht immer mit jedem gut klarkommen – muss man auch nicht.
    Und zu guter Letzt kann das zu häufige Nachgeben und Zurückstecken um der Harmonie willen auch daran liegen, dass Sie nie geübt haben, sich durchzusetzen. Ihnen fehlen womöglich zielführende Strategien und Verhaltensweisen. Wenn Sie selbst in einer übertrieben harmoniebedürftigen Familie aufgewachsen sind, wurden Auseinandersetzungen vermieden und Konflikte unter den Teppich gekehrt. Sie hatten einfach nie Gelegenheit zu lernen, wie man sich gegen überzogene Forderungen und Übergriffe wehrt. Selbstverständlich tun Sie sich heute damit schwer.
    Ursache erkannt – Gefahr gebannt? Fast, aber noch nicht ganz. Machen Sie sich im Folgenden die Stärken und Schwächen Ihres Harmoniebedürfnisses bewusst. Und vor allem den Preis, den Sie dafür zahlen müssen. Werfen Sie einen Blick auf Ihr Ziel: Sie wünschen sich harmonische Beziehungen in einer ausgewogenen Balance von Geben und Nehmen? Diese Beziehungen sollen erfüllend sein, bereichernd und geprägt von echtem gegenseitigem Respekt? Dafür lohnt es, sich auf eine ehrliche Selbstanalyse einzulassen.

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|26| Monika und Maja: ein Fall(en)beispiel
    Fassungslos sitzt Monika Schulte in ihrem Büro und weiß nicht, ob sie weinen oder toben soll. Wieder und wieder geht ihr das Gespräch durch den Kopf, das sie gerade zufällig im Kopierraum mitangehört hat. Monika ist Ende 20 und arbeitet in einer kleinen Werbeagentur. Der Job macht ihr Spaß. Er ist abwechslungsreich, und sie ist fachlich sehr erfolgreich. Mit ihrer Chefin Petra und den Kollegen kommt sie gut aus, sie ist allseits beliebt und respektiert. Dachte sie zumindest bis eben. Erschüttert zieht sie Bilanz über ihren Arbeitseinsatz in den vergangenen Monaten:
    Wenn Not am Mann war, war sie immer die Erste – und oft auch die einzige –, die klaglos Überstunden machte und einem Kollegen unter die Arme griff. Sie weiß gar nicht mehr, wie viele Wochenenden sie in der Agentur verbrachte, weil sie ihren Kollegen Tina und Rolf während der Woche bei der Ausarbeitung ihrer Präsentationen geholfen hatte und ihre eigene Arbeit darüber vernachlässigte. Für Petra organisierte sie nebenher Meetings, weil deren Sekretärin überlastet war. Monika fühlte sich immer anerkannt und war stolz, dass die anderen gerade sie um Hilfe baten. Gegenseitige Hilfe unter Kollegen ist ja wohl selbstverständlich, und ohne Teamgeist läuft schließlich gar nichts.
    Erst gestern jammerte Tina wieder, dass sie mit dem Präsentationsprogramm einfach nicht zurechtkäme und ohne ihre Hilfe aufgeschmissen sei. Monika, mit ihrer eigenen Arbeit unter Zeitdruck, erwiderte zaghaft, es passe im Moment nicht so recht. Tina sah sie aber derart verzweifelt an, dass sie ihre Hilfe nicht ausschlagen konnte. Aus diesem Grund fiel ihr abendliches Fitnesstraining aus, auf das sie sich gefreut hatte und das wegen ihrer Rückenprobleme notwendig war. Tina verschwand auffallend früh und fröhlich winkend zu einer privaten Verabredung. Was hat Monika hier alles an Zeit investiert – Betriebsfeiern organisiert zum Beispiel. Einer musste es ja schließlich machen. Und sie hat |27| nun mal »ein Händchen fürs Organisatorische«, wie Rolf immer so schön sagt.
    Vor zwei Wochen bekam die Agentur den Zuschlag für einen neuen großen Werbeetat. Monika war sich sicher, dass Petra ihr die Verantwortung dafür übertragen würde. Sie ist am längsten dabei, hat die größte Erfahrung und ist fachlich qualifiziert für den Job. Und jetzt dies:
    Sie war eben im Kopier- und Druckerraum, weil der Farbdrucker mal wieder nicht reagierte. Die Putzfrau hatte schon wieder das Verbindungskabel beim Staubsaugen herausgerissen, und so krabbelte Monika unter den Tisch in der Ecke, um es wieder einzustecken. In dem Moment betraten Tina und Rolf den Raum – offensichtlich in ein Gespräch vertieft.
    »Gut, dass sie dir den Etat gegeben haben«, hörte Monika Rolf sagen. »Jemand anderes kam auch nicht in Frage.«
    »Naja, mir tut es schon leid für unser Moni-Schäfchen. Sie ist
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