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Everybodys Darling, Everybodys Depp

Titel: Everybodys Darling, Everybodys Depp
Autoren: Irene Becker
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Verhalten nun an ihre Kinder weiter. Sie brauchen deshalb keinen Groll zu hegen – es hilft aber, die Mechanismen zu durchschauen, dann brauchen Sie in Zukunft nicht mehr auf die emotionalen Tricks hereinzufallen!)
    Vielleicht haben Sie als Kind auch eine ähnliche Situation erlebt: Sie waren mal wieder mit Ihren Freundinnen ausgebüchst, anstatt Ihr Zimmer aufzuräumen. Mit bekümmerter Miene und einem weinerlichen Ton in der Stimme stand Ihre Mutter nun vor Ihnen:
    »Ich bin enttäuscht von dir!« – (
ein leichtes, kaum wahrnehmbares
Schluchzen, die Stimme setzt kurz aus
). »Wie soll jemals etwas Vernünftiges aus dir werden.« – (
hoffnungslos-verzweifelter
Blick
).
    »Die Mama ist ganz traurig, wenn du ihr nicht gehorchst« – (
Steigerung: tränenschwangerer Blick und tiefer Stoßseufzer
). »Ich weiß nicht, was Papa dazu sagen wird.« – (
kleine Drohung
am Schluss kann nicht schaden
).
    Mit diesen Worten erhielt die Mama das erwünschte Resultat: Sie bekamen ein schlechtes Gewissen und räumten Ihr Zimmer auf, weil Sie ihr so viel Kummer bereitet haben. Obendrauf hatten Sie Angst, dass sie Sie nun nicht mehr lieb haben würde. Und wie der Papa erst reagieren würde ...
    Ihre Mutter hätte auch selbstbewusst und ehrlich sagen können: »Ich möchte, dass du dein Zimmer aufräumst, weil ich Unordnung nicht leiden kann. Ich kann gut verstehen, dass dir das keinen Spaß macht, räum’s aber trotzdem auf.«
    Doch vielen Eltern fällt es leichter, ihr Kind mit allgemeinen, nicht hinterfragten moralischen Werturteilen zu erziehen, auch weil sie es von ihrer eigenen Erziehung so gewohnt sind. Das gleiche gilt natürlich für Väter und für die Erziehung von Jungs:
    |19| »Ein Junge weint nicht, ein Junge ist tapfer. Lass dir nicht immer so viel gefallen, sonst muss sich der Papa ja für dich schämen. Zieh dir sofort etwas Anständiges an. Was sollen die Leute sagen, wenn sie dich so sehen.«
    Und später, wenn man schon lange aus dem Haus ist:
    »Wir haben uns für dich aufgeopfert, und das ist der Dank. Anrufen tust du auch nie. Dir ist es völlig egal, wie es deinen armen alten Eltern geht.«
    Manipulative Erziehung beeinflusst unser Verhalten
    Klar, wie die Botschaft lautet?
Es gibt ein allgemeines Gut und
Böse. Du bist böse, wenn du nicht tust, was wir dir sagen.
Erwachsene fällen oft Werturteile und untergraben auf diese Weise das Selbstvertrauen von Kindern oder Jugendlichen. Außerdem drohen sie vielfach mit Liebesentzug und erzeugen somit Angst. Und da wir alle negative Gefühle vermeiden wollen, lernen wir als Kinder normalerweise sehr schnell, die gewünschten Verhaltensweisen zu zeigen und unsere Wünsche und Meinungen zu unterdrücken.
    Zudem entziehen sich Eltern (Lehrer, Verwandte, Nachbarn, Gemeindepfarrer und später Freunde, Kollegen oder Chefs) durch diese Art der Manipulation der Verantwortung und damit zermürbenden Diskussionen: Eine andere Instanz hat entschieden und fordert das Verhalten, nicht man selbst. Nicht ich bin es, sondern Gott, die Moral, die Gesellschaft, die Schule, der Anstand, die Gesundheit, die Höflichkeit, die Mode, die guten Sitten. Diese Instanzen werden als Richter herangezogen, die die Handlungen des Kindes bewerten, beurteilen, verurteilen. Somit wird dem Kind klar gemacht, dass es nicht von seinem eigenen Urteil ausgehen darf. Andere haben das Recht, sein Verhalten und auch seinen Wert zu beurteilen.
    |20| Richtig, Kinder können nicht tun oder lassen, was sie wollen. Irgendjemand muss sie erziehen und ihnen soziale Regeln und moralisches Verhalten beibringen, denn das antiautoritäre Erziehungskonzept ist inzwischen auch sehr umstritten. Vielleicht kann man sich aber auch anderer Methoden bedienen als der emotionalen Manipulation? Die will nämlich ein gewünschtes Verhalten über das Erzeugen negativer Gefühle und über das Untergraben des Selbstwertgefühls erzwingen. Damit kann ich deine Verhaltensweisen kontrollieren und meine Ängste davor in Schach halten. Ein selbstsicherer, souveräner Umgang miteinander hingegen sagt: Das, was du willst oder tust, ist nicht gut oder böse, sondern es beeinträchtigt mich, dich oder unser Zusammenleben. Also ändere bitte etwas, auch wenn es dir nicht gefällt. Dann können wir wieder harmonisch miteinander leben.
    Abgesehen davon, dass Manipulation keine elegante Erziehungsmethode ist: Ein Gut oder Böse gibt es ohnehin nicht. Es gibt nur individuelles Einschätzen und persönliches Moralempfinden. Der oberste
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