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Eva und die Apfelfrauen

Eva und die Apfelfrauen

Titel: Eva und die Apfelfrauen
Autoren: Tania Kraetschmar
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Marion nun.
    Dorothee Dombrowsky, zweiundfünfzig und wie Julika geschieden, hatte als Einzige von ihnen Kinder. Dafür gleich vier. Sie war Krankenschwester gewesen, bis vor drei Jahren ihre Arbeitsunfähigkeitsversicherung wegen einer Medikamentenallergie gegriffen hatte. Nie wieder » Schwester, ich will einen Gute-Nacht-Kuss « ! Nie wieder Urinenten austeilen und das wehleidige Wimmern anhören, als ob die Kronjuwelen in Gefahr wären!, hatte sie den Freundinnen nach ihrem Abschied von der Urologie-Station befreit gesagt. Was aber nicht hieß, dass Dorothee es ruhig und gemütlich hatte. Ihre Kinder, obwohl sie so gut wie erwachsen waren, hielten sie auf Trab. Irgendwas war immer.
    Deshalb sahen die anderen sie überrascht an, als Dorothee antwortete: » Den Kindern geht es super. Sogar Mimi ist glücklich mit ihrem Lennart. Sieht ein bisschen wild aus, aber ist ja so ein netter Kerl. «
    Mimi war die Jüngste, hatte eine Ausbildung zur Kosmetikerin gemacht und war bis jetzt Dorothees erklärter Problemfall gewesen, weil sie immer mit irgendwelchen unzuverlässigen Hallodris zusammen war.
    Â» Hurra! Endlich frei! « , meinte Julika. » Genieß es! «
    Â» Ich versuche es. « Dorothee nickte, sah jedoch nicht sehr glücklich aus. » Aber manchmal fällt es mir schwer. Immer war wer um mich herum, der nach seinen Socken suchte oder nach seinem Lieblingsshirt brüllte. Jetzt ist es ganz ruhig. Manchmal zu ruhig. « Sie trank einen Schluck. » Außerdem habe ich vier Kilo zugenommen. Vier! Für jedes Kind, das ausgezogen ist, eins! «
    Â» Vielleicht sind das die Wechseljahre « , warf Eva ein. » Da verändert sich bei vielen Frauen der Stoffwechsel. Ich höre es von allen Seiten. Keine isst was, alle werden dicker. «
    Sie beugte sich vor, um sich aus dem Brotkorb eine knusprige Scheibe zu angeln. Dann griff sie nach dem Fässchen mit Kräuterschmalz und bestrich sie großzügig. Schließlich streute sie Salz darauf und biss mit Appetit hinein. Sie war zweiundvierzig, die Jüngste im Team, und die Wechseljahre waren noch nicht ihr Thema.
    Â» Wechseljahre? Schön wär’s « , meinte Dorothee. » Nein, nicht schön. Aber irgendwie… schöner als so. Bei mir ist es eher der Frust. Ich futtere, obwohl ich überhaupt keinen Hunger habe. « Sie strich sich eine Strähne ihres glatten braunen Haares hinters Ohr und sah die Freundinnen etwas ratlos an.
    Die anderen mussten ihr recht geben: Dorothee war nie der schlanke Typ gewesen. Aber in letzter Zeit war sie tatsächlich runder geworden.
    Â» Wenn du Langeweile hast, kannst du gern an unserer Schule Lesepatin werden. Wir sind nun mal soziale Wesen, und du als Muttertier… « , versuchte Marion sie aufzumuntern. » Du brauchst mehr Menschen um dich herum! «
    Â» Damit mich dein › Heiliger Krieg ‹ absticht? Kommt nicht infrage « , antwortete Dorothee düster. » Da bleibe ich lieber allein vor dem Kühlschrank hocken. «
    Â» Schaff dir doch einen Hund an « , schlug Nele vor. » Dann hast du Bewegung und immer jemanden um dich herum. Du könntest ihn auch in deinem Bett schlafen lassen. Am Fußende. Das ist bestimmt gemütlich und schön warm. « Dabei sah sie zu dem hübschen Kellner am Fenster, der wieder auf das Gewimmel des Potsdamer Platzes hinunterschaute.
    Â» Das ist kein Hund « , sagte Marion entschieden.
    Â» Am Fußende schlafen lassen… « , wiederholte Nele grinsend und wandte den Blick ab.
    Â» Jede Wette, dass du spätestens in zwei Jahren Enkelkinder hütest. Dann ist es vorbei mit der Ruhe, Dorothee « , spekulierte Eva. » Was sollen wir denn da sagen? Single ohne Anhang– wir sind es doch, die Angst vor dem Alleinsein haben sollten. Gerade neulich dachte ich, dass man sich rechtzeitig um eine Lösung für später kümmern muss. Ein vernünftiges Seniorenheim oder so, wenn die Luft nach oben hin dünner wird. Wenn die Einschläge näher kommen. «
    Â» An so was denkst du, Eva? Mit zweiundvierzig? Ehrlich, ich finde, für solche Gedanken ist es echt zu früh! « Nele war überrascht. » Wer weiß, vielleicht finden wir alle noch unseren Prince Charming und heiraten! « Schwungvoll hob sie das Glas. » Heute ist mir mehr nach Sex and the City als nach Altersheimdiskussionen! «
    Â» Sex and the City plus zehn Jahre minus Sex
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