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Eva und die Apfelfrauen

Eva und die Apfelfrauen

Titel: Eva und die Apfelfrauen
Autoren: Tania Kraetschmar
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« , gab Eva zurück, ein bisschen verletzt, dass Nele ihre Gedanken nicht ernst nahm. » Und ein Prince Charming ist noch lange keine Garantie dafür, dass du im Alter nicht allein bist. Männer haben ein deutlich kürzeres Verfallsdatum als wir Mädels. Oder sie verschwinden irgendwann. « Sie fächelte mit den Händen, als löse sich vor ihr gerade ein Mann in Luft auf.
    Â» Wie wahr « , sagte Julika trocken. » Plötzlich sind sie weg, und man weiß nicht, wo sie hin sind. Was bleibt, sind wir Frauen im mittleren Alter. Und viel Zeit zum Stricken. « Julika strickte leidenschaftlich gern.
    Â» Frauen im besten Alter « , korrigierte Nele.
    Â» Dann sollten wir uns schon mal nach einer geeigneten WG umschauen « , witzelte Dorothee, nun wieder munter.
    Â» Nach einer WG ? « Marion setzte sich auf. » Hey, das ist mal eine interessante Idee, Dorothee! Mit euch zusammenzuziehen– das wäre eine echte Perspektive. « Sie nippte an ihrem Glas.
    In diesem Moment trat der Kellner erneut an ihren Tisch. Auf einem Tablett hatte er fünf winzige Tellerchen, die er vor sie platzierte. » Ein Gruß aus der Küche « , sagte er und trat einen Schritt zurück. » Streifchen vom Bio-Galloway auf Meerrettich-Mousse. «
    Â» Bio was? « , fragte Eva, aber da war er schon wieder weg. Sie probierte. Es war lauwarmes zartes Rindfleisch. Zwei Bissen später war ihr Teller leer.
    Â» Meine Wohnung ist groß genug. Fünf Zimmer. Da könnten wir zusammenziehen « , schlug Dorothee kauend vor.
    Â» Nein, das ist zu klein « , sagte Marion entschieden und spießte einen Fleischstreifen auf. » Wir brauchen ein ganzes Haus. Mit einem großen Aufenthaltsraum für alle. «
    Auch Eva begann sich für die Idee zu erwärmen. » Ich will einen Garten! « Sie liebte Pflanzen und war stolz auf ihren Dschungelbalkon.
    Â» Ja, ein Haus mit Garten und einem tollen Nachbarn, der uns jederzeit zur Seite steht « , wisperte Nele, plötzlich ebenfalls im Bann der Wohnutopie. » Wenn mal die Regenrinne verstopft ist oder Schnee geschippt werden muss. «
    Â» Eine Südterrasse wäre wunderbar « , schwärmte Julika und zog fröstelnd ihren bunten Kaschmirschal über die Schultern.
    Mit Lolli war sie, wann immer möglich, in die Toskana gefahren. Dort kamen die Montecurris ursprünglich her, ein Großteil der Familie lebte auch noch in Italien. Julika liebte das Land, aber vor allem liebte sie die Wärme. Kälte war ihr ein Graus.
    Â» Und eine schöne große Küche, in der wir sitzen, kochen und quatschen können « , sagte Dorothee versonnen.
    Â» Ruhig muss es natürlich sein! « , schloss Marion. » Kein Kindergeschrei! «
    Dann schwiegen sie alle fünf und schauten hinunter auf das winterliche Berlin, als würde das Haus, von dem sie sprachen, irgendwo da unten zwischen Philharmonie, Sony-Center und Tiergarten auf sie warten.
    Â» Sagt mal… «, begann Eva nachdenklich, » …wie wäre es, wenn wir wirklich so etwas versuchen würden? «
    Â» Ein Haus zu finden? Träum weiter « , meinte Nele. » Das kostet ein Vermögen. « Marion, Dorothee und Julika nickten.
    Â» Wir müssen es ja nicht kaufen. Es gibt sicher irgendwen, der uns ein Haus vermietet. Der Fokus richtet sich doch immer mehr auf ältere Leute… «
    Â» Ich bin nicht älter « , protestierte Nele.
    Â» …die sich organisieren, die selbstbestimmt zusammen wohnen. Natürlich sind wir noch nicht alt, Nele. Aber irgendwann werden wir es sein, da macht es doch Sinn, schon mal vorzufühlen. Wir könnten ein Projekt daraus machen! « Jetzt war Eva Feuer und Flamme. » Komm schon, Nele, wir wissen doch von der Arbeit, wie Kampagnen organisiert werden. Texte und Grafiken gestalten, das können wir! Warum machen wir das nicht mal in eigener Sache statt immer nur für Titus? «
    Sie und Nele arbeiteten seit drei Jahren zusammen in der Werbeagentur Frenz & Friends. Der Inhaber hieß Titus Frenz, und den Job als Texterin hatte Eva durch Nele bekommen, die dort Grafikerin war.
    Julika tippte sich gedankenverloren an die Nasenspitze. » Ist gar keine schlechte Idee. Ich würde sogar noch weiter denken: Es gibt doch Leute, die keine Erben haben, aber ein Haus besitzen. Vielleicht würde sich der eine oder andere sogar freuen, wenn er es verschenken könnte. «
    Â» Nun
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