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Eva und die Apfelfrauen

Eva und die Apfelfrauen

Titel: Eva und die Apfelfrauen
Autoren: Tania Kraetschmar
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hör aber mal auf, Julika. So was passiert nur in Romanen. Ein Haus verschenken… Welche Farbe hat der Himmel eigentlich in deiner Welt? « Marions Wangen waren rosig, ihre Augen blitzten. Der Champagner wirkte endlich.
    Â» Nein, jetzt mal ganz im Ernst. Wir könnten Annoncen schalten und es auch übers Internet laufen lassen. Was haben wir denn schon zu verlieren? «
    Â» O ja, lasst es uns versuchen « , rief Dorothee begeistert.
    Â» Und was wollen wir reinschreiben in so eine Anzeige? « Eva zückte einen Stift, griff nach einer Papierserviette und sah erwartungsvoll in die Runde.
    Â» Fünf Frauen… «
    Â» Nein, fünf Freundinnen fürs Leben… «
    Â» Besser: Wir suchen… «
    Â» Altbau… «
    Â» Im Grünen… «
    Â» Mit Garten… «
    Â» Ruhig… «
    Â» Am liebsten im Südwesten. «
    Das kam von Marion. Sie wohnte im gediegenen Bezirk Wannsee, wo die Havel durch Berlin strömte, der Grunewald nicht weit war und man für Zweihunderttausend allenfalls etwas erstehen konnte, das als Hütte für Neles fiktiven Fußwärmhund infrage kam.
    Â» Preiswert… «
    Â» Viel Platz… «
    Â» Ein hübscher Nachbar… «
    Â» Stopp! « , rief Eva und wedelte mit der Serviette. » Mehr passt hier nicht drauf. Aber ich weiß auch so, was ihr meint. Ich denk mir was aus. «
    Â» Ich auch « , sagte Nele und schaute so grüblerisch, als entwerfe sie bereits die Anzeige.
    Â» Na, dann ist ja alles bestens « , bemerkte Julika zufrieden. » Mal sehen, was passiert. Vielleicht setzen wir sogar einen neuen Trend. Frauen- WG s werden Zukunft haben. Wer will schon im Alter allein in seiner Wohnung hocken? Das macht doch keinen Spaß! Man kann Kosten sparen, gegenseitig auf sich aufpassen und hat Gesellschaft. Und jetzt könnte das Essen allmählich kommen. Ich habe Hunger. «
    Wie auf Befehl öffnete sich die Flügeltür der Küche. Gekonnt tänzelte der Kellner mit einer großen Platte in den Händen heraus und zwischen den Tischen hindurch, bis er zu den fünf Frauen kam, die ihm erwartungsvoll entgegenblickten.

2. Kapitel
    Ein Optimist ist die menschliche Verkörperung des Frühlings.
    Volksmund
    Die Tastatur ihres Computers klapperte, als Evas Finger am nächsten Tag darüberflogen. Auch wenn Titus Frenz Stress wegen der Texte für die Sojamargarine-Kampagne machen würde, die er in einer Stunde haben wollte und die sie noch nicht fertig hatte: Das hier war wichtiger.
    Sie legte den Kopf schräg und las:
    Fünf Freundinnen suchen ein großes Haus im Grünen, in dem sie zusammen leben und alt werden können. Schön wären Garten und Terrasse und genug Platz für individuelle Wohnbereiche.
    Sie schrieb noch dazu: Wie findest du das?
    Dann gab sie als Empfänger NN eumann@frenz friends.de ein und klickte auf Senden.
    Eine halbe Minute später mailte Nele vom Nachbarbüro:
    Du hast den Nachbarn vergessen! Und sonst: irgendwie langweilig. Da geht noch was.
    Stirnrunzelnd las Eva die Antwort. Das mit dem Nachbarn war natürlich Quatsch. Aber ein bisschen munterer– da hatte Nele recht. Das hier war viel zu brav. Wenn schon Kampagne, dann richtig!
    Hausbesitzer mit Herz, Mut und ohne Erben gesucht! Wir sind: fünf Freundinnen im allerbesten Alter. Wir suchen: ein großes Haus, bevorzugt Altbau und im Südwesten, in dem wir gemeinsam älter werden können. Wir haben: viel Enthusiasmus, wenig Geld. Wir mögen: lachen, kochen, gärtnern, Kultur, fair spielen. Schön wären: Sonnenterrasse, Garten, nette Nachbarn. Wir warten: auf Ihre Nachricht!
    Sie drückte auf Senden und vertrieb sich die Wartezeit bis zu Neles Antwort damit, über Sojamargarine nachzudenken. Diesmal dauerte es länger. Als die Antwort endlich eintrudelte, hatte Nele für den Text gleich ein Layout entworfen. Sie hatte sich was Nettes ausgedacht, eine Silhouette von fünf Frauenköpfen, die sogar ein bisschen realistisch war: Wellen (Nele), Locken (Eva), Mähne (Julika), Pagenschnitt (Marion) und Bob (Dorothee). Sie schrieb:
    So muss es sein! Bei » Wir mögen « könntest du noch Prosecco anfügen, und streng genommen muss es » netter Nachbar « und nicht » nette Nachbarn « heißen. Aber sonst ist es perfekt! Schick es den anderen.
    PS : Hast du schon eine zündende Idee für die doofe Sojamargarine?
    Eva
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