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Eva Indra

Eva Indra

Titel: Eva Indra
Autoren: Bis aufs Blut
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denn beide erschraken..
    „Das ist das Schaffner- Abteil! Sie können hier nicht sein, es ist genug Platz im Zug“, sagte er und bäumte sich zwischen der Türe auf.
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Eva Indra Bis aufs Blut
    Obwohl Alex kein Wort verstanden hatte, nahm er an, dass er unerwünscht war und verließ zügig das Abteil. Er war verärgert über sich selbst. Seine Intuition hatte ihn im Stich gelassen. Das war entmutigend, da er gerade jetzt auf sie angewiesen war. Er hatte nicht den geringsten Anhaltspunkt, dass die blonde Frau wirklich zum Bahnhof gelaufen war und seiner Einbildung nach in diesem Zug saß. Grüblerisch blickte er sich um. Woher war er nur gekommen? Man verlor nur zu leicht die Orientierung in einem Zug. Er entschloss sich, nach rechts zu gehen und versuchte herauszufinden, ob ihm die Gesichter, die ihm entgegenblickten, vertraut waren. Er redete sich ein, dass es die richtige Richtung war und schritt nun umso energischer den Gang entlang. Und dann endlich, etwa sieben Waggons weiter, fand er sie.
    Sie war eingeschlafen. Wie konnte sie nur schlafen? Leise schob er die Türe des Abteils zur Seite. Er musste damit rechnen, dass sie jeden Moment aufwachen würde, denn ein Mörder schlief selten gut. Doch nichts dergleichen geschah. Behutsam setzte er sich ihr gegenüber und fand sich in der Gesellschaft einer attraktiven Frau wieder. Ihre Erscheinung war anmutig, der Betrachtung also wert. Ihre Rundungen waren wie nach den Gesetzen der Natur geformt, wie Dünen in der Wüste hoben sich ihre kleinen runden Brüste von der sonst so ebenmäßigen Landschaft ihres Körpers ab. Ihre Knochen bildeten klare Linien in dem Wirrwarr an Hügeln. Ihre Beine waren so lang wie die Ausläufer eines Flusses, ihre Arme waren so sehnig wie das Fruchtfleisch der Datteln. Ihr langes, goldenes Haar hing in verschwenderischer Fülle über ihren Schultern, ihr wohlgeformter Erdbeermund mit den zerschundenen Lippen hob sich stark in diesem ovalen Gesicht hervor, trotz all der Bräune und Sommersprossen. Nur ihr leichtes Schnarchen und die tiefe Narbe auf ihrer rechten Wange waren irritierend. Er fand schnarchende Frauen wirklich nicht sehr anziehend. Die Narbe hingegen in solch einem makellosen Gesicht, gab ihrem Antlitz noch mehr Charakter.
    Nachdenklich blickte Alex aus dem Fenster und fand dennoch nur das Gesicht der Frau in der Spiegelung des Glases wieder. Irritiert davon ließ er seine Augen aufmerksam durch das Abteil kreisen, bis sein Blick auf den zwei Taschen hängen blieb, die über ihr auf dem Gepäcknetz ruhten. In einer davon musste das Buch sein, dachte sich Alex und überlegte sich eine gute Vorgangsweise. Sollte er die Taschen einfach nehmen und das Abteil verlassen? Was würde er tun, wenn sie gerade in diesem Moment aufwachen würde?
    Er liebte das Risiko, dieses nervenaufreibende Kribbeln, das einen immer überkam, wenn das Leben auf Messers Schneide stand. Er kannte dieses Gefühl nur zu gut, denn er war ein Spieler. Ein Spieler, der leider viel zu oft verlor und doch dem Bann des Spieles nicht mehr entkommen konnte, obwohl er schon jahrelange keine wahre Glücksträhne mehr gehabt hatte. Nichts anderes in seinem Dasein faszinierte ihn mehr, als diese Kugel in dem auf Hochglanz polierten Holztrichter, wie sie um ihr Leben zu laufen schien und letztendlich doch seines entschied. Die Spannung, die ihn durchströmte, kurz bevor die Kugel in eine Zahl einklinkte, konnte einfach durch nichts übertroffen werden. Es war eine Sucht, die ihn finanziell in den Abgrund getrieben hatte. Seine Schulden waren längst fällig gewesen, als ihm sein gutgesinnter Freund Pete gerade noch rechtzeitig zur Seite stand. Er hatte Pete in Los Angeles auf einer Party kennen gelernt. Zehn Jahre musste das nun schon her sein. Mindestens! Ja, damals war sein Leben noch anders - regelrecht stinknormal, zumindest für einen gutaussehenden, fünfundzwanzigjährigen Mann in Los Angeles, der nichts anderes als Frauen und Drogen im Sinne hatte. Die gelegentlichen spontanen Ausflüge nach Las Vegas wären ihm auch nicht zum Verhängnis geworden, hätte er nicht sehr viel Geld im Kasino gewonnen. Zu einer wahren Einnahmequelle entwickelte sich das Glücksspiel für ihn und bevor er es begriffen hatte, war er abhängig geworden. Das sagten zumindest seine Freunde für eine Zeit lang, bis sie ihn seinem Schicksal überließen und wie eine heiße Kartoffel fallen ließen. Außer Pete, denn Pete war in all diesen Jahren nicht von seiner Seite gewichen. Alex war
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