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Eva Indra

Eva Indra

Titel: Eva Indra
Autoren: Bis aufs Blut
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sagen Flucht bringen sollte, denn bisher hatte er den Schlüssel im Zündschloss nicht umgedreht. Diese beklemmende Stille schnürte Anna die Kehle zu. Dazu kam, dass Alex sich mit einem tiefen Seufzer entspannt im Fahrersitz zurückgelehnt hatte und eine Zigarette nach der anderen rauchte. Jetzt kommt die berühmte Abschiedszene, dachte Anna. Alles deutete darauf hin. Anna begann am ganzen Leib zu zittern. Kalter Schweiß stand auf ihrer Stirn und ihr war nach Schreien zu Mute. Was sollte sie nur tun? „Ich liebe dich!“, hätte sie gerne zu ihm gesagt. Aber es war zu spät, diese Worte zu sagen und doch auch zu früh, sie überhaupt zu empfinden. Anna senkte verzweifelt ihren Kopf noch tiefer auf ihre Brust.
    „Es wird nicht leicht werden, Anna!“, sagte Alex mit einem Mal.
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Eva Indra Bis aufs Blut
    Anna zuckte zusammen. Was meinte er damit? Was sollte diese Aussage bedeuten? Was würde nicht leicht werden? Die Trennung?
    „Ich weiß!“, antwortete sie spontan, obwohl sie keine Ahnung hatte, um was es hier eigentlich ging.
    Da war sie wieder, die Stille. Warum quälte er sie? Warum sagte er ihr nicht einfach: „Okay dann, Baby! Es war nett! Pass’ auf dich auf! Tschüß!“ Oder besser noch, warum stieg sie nicht selber aus? Aber ein stolzer Abzug schien ihr lächerlich. Abgesehen davon, brachte sie nicht den Mut auf mit ihm zu sprechen, dabei hätte sie ihm gerade jetzt so viel zu sagen gehabt. Alles wollte sie ihm von sich erzählen, alles wollte sie.... „Verabscheust du mich?“, fragte er plötzlich.
    Anna verstand endgültig nur noch Bahnhof. Was meinte er? Warum sollte sie ihn verabscheuen? Sie sah ihn verständnislos an.
    „Na ja, ich mein’, weil ich meinen Vater umgebracht habe und...“, setzte er fort, ohne sie anzusehen.
    „Nein! Um Gotteswillen, nein! Du weißt doch ...“
    Alex nickte zögernd.
    „Ja, Ja! Aber dennoch möchte ich, dass du weißt, dass ich...“, wandte er umgehend ein.
    „...aber ich weiß doch, dass du...“, unterbrach Anna.
    „Nein Anna!“, unterbrach er sie plötzlich bitterernst „Du kennst mich eigentlich gar nicht! Und ich... ich kenne dich auch erst seit kurzer Zeit, aber...“
    „...ja, aber ..“, unterbrach jetzt Anna.
    „nichts aber! Ich...“ Alex stockte. „Ich will dich noch..., Na ja, ich will dich noch besser kennenlernen, weil...“
    Anna glaubte nicht richtig zu hören. Ihr Herz schien zu explodieren.
    „...na ja, weil... weil ich. Ach, ich bin nicht gut in diesem Zeug!“, stieß Alex verzweifelt aus. „Ich will einfach, dass du bei mir bleibst und wir...“, setzte er schließlich fort und sah sie unvermittelt direkt an.
    Anna warf sich haltlos zu ihm hinüber, umfasste mit ihrer schweißgebadeten Hand seinen Nacken, zog ihn stürmisch zu sich heran und küsste ihn auf den Mund. Küsste ihn so inniglich wie noch nie und Tränen der Freude rannen an ihren roten Backen herab. Langsam griff Alex nach dem Schlüssel, startete den Motor und legte den ersten Gang ein. Anna ließ von seinem Gesicht ab, umschlang seinen Bauch und legte ihren Kopf in seinen Schoß. Es störte sie nicht, dass sie nicht sehen konnte wohin er fuhr. Im Gegenteil, sie wollte es gar nicht wissen.
    Ende
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