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Eva Indra

Eva Indra

Titel: Eva Indra
Autoren: Bis aufs Blut
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hatte. Aber mit Sicherheit würde sie weinen und das wollte er nicht. Genießen wollte er ihre Fröhlichkeit, ihren unbefangenen Übermut, diesen Augenblick, indem auch er eine innere Ruhe gefunden hatte. Und dennoch hatte er diesen unglaublichen Drang sich ihr mitzuteilen. Noch wusste sie nichts, noch funkelten ihre dunkeln Augen zu ihm herüber und wie gerne hätte er diesen Abend in dieser fröhlichen liebevollen Stimmung ausklingen lassen.
    Ein Gulyas mit Knödel wurde ihnen vorgesetzt. Alex blickte entgeistert auf diese dunkelbraune Soße mit den weißlichen Klößen und wurde von Anna unentwegt dazu überredet, es doch zumindest zu probieren. Nach dem Essen würde er es ihr sagen, dachte sich Alex und stach die Gabel mutig in das Durcheinander aus Fleisch und Soße vor ihm.
    „Anna!“, sagte er zögerlich und ernst, nachdem die Teller vor ihnen abgeräumt waren.„Ja?“, antwortete sie verwundert.
    „Anna“, sagte er erneut nach Worten ringend. „Da gibt es etwas, was ich dir sagen will“, begann er vorsichtig.
    Anna blickte ihn verständnislos an, doch ihre Stimmung schien sich nicht zu trüben. „Was denn?“, fragte sie nach einer kleinen Weile, nachdem er immer noch nichts gesagt hatte.
    Alex blickte sich um. Ihr Tisch war in einer kleinen Loge, abgeschieden von den übrigen Gästen in diesem beliebten Lokal. Sie hatten sich zur Verdauung zwei Schnäpse bestellt. Alex setzte das Glas an seine Lippen und stürzte den Inhalt mit einem schnellen Schluck hinunter.
    „Ich habe Leonard umgebracht“, sagte er, als er das Glas abgestellt hatte.
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Eva Indra Bis aufs Blut
    „Was sagst du da?“, entgegnete Anna und wurde, wie Alex es erwartet hatte, plötzlich sehr ernst. „Bist du schon nach einem Schnaps betrunken? Wie oft soll ich dir noch sagen, dass ich ihn erschlagen habe, weil er mir ununterbrochen untreu war“, sagte Anna und schien sichtlich bemüht, dieses Gespräch wieder auf andere Bahnen zu lenken.
    Alex griff nach Annas Glas, trank es aus, winkte den Kellner herbei und bestellte noch eine Runde Schnaps. Er brauchte ihn dringend, nicht nur um das Gulyas zu verdauen.
    „Ja, in dem Glauben habe ich dich gelassen“, setzte er fort und blickte sie direkt an. „Alex, ich verstehe nicht, was du mir zu erklären versuchst?“, erwiderte sie flüsternd und beugte sich auf die Ellbogen gestützt zu ihm hinüber.
    Alex leerte das dritte Glas. Er musste sich Mut antrinken, denn was er ihr zu sagen hatte, sollte eigentlich für immer sein Geheimnis bleiben.
    „Alex, verdammt noch mal“, sagte Anna und versuchte sich wieder zu fassen. „Was meinst du damit, du hast ihn umgebracht?“
    Alex zögerte. Ja, was meinte er eigentlich? Aber die eigentliche Frage war nicht, was er damit meinte, denn diesen Satz konnte man schlecht missverstehen. Die wirkliche Frage war, warum er diesen Drang hatte, es ihr zu erzählen. Er nahm einen tiefen Lungenzug von seiner Zigarette und setzte fort:
    „An diesem Samstag...du weißt schon, letzten Samstag“, sagte Alex und blickte verstohlen um sich. „Du hattest eben gerade die Villa fluchtartig verlassen und ich betrat das Haus. Die Türe hattest du ja sperrangelweit offen gelassen in deiner Panik.“ Alex tupfte die Asche in den Aschenbecher.
    „Na egal, jedenfalls fand ich meinen Vater regungslos auf dem Boden liegen“, und er sagte dies mehr zu der Asche, die er mit der Spitze seiner glimmenden Zigarette im Aschenbecher verteilte.
    Anna nickte zustimmend.
    „Ich dachte natürlich, er sei tot...“, setzte er fort
    Anna nickte ihm nach wie vor zustimmend zu.
    „...aber er war nicht tot!“, sagte er und blickte von der Asche auf in Annas Augen, die ihn nun wie erwartet entsetzt anstarrte.
    „Ich habe das aber auch nicht gleich bemerkt. Erst als ich schon etwa zehn Minuten im Haus war und gerade vom Wohnzimmer zurück zum Arbeitszimmer gehen wollte, bemerkte ich plötzlich, dass er sich bewegte“, sagte Alex und pausierte.
    Annas Asche fiel lautlos auf das Tischtuch und brannte dort ein Loch ein.
    „...ich bin natürlich unheimlich erschrocken“, setzte Alex fort.
    Anna nickte wild.
    „.. ich wusste nicht was ich tun sollte. So bin ich einfach wie versteinert stehengeblieben und habe ihn angestarrt.“
    Anna leerte ihr erstes Glas Schnaps.
    „Ich stand immer noch da, als sich mein Vater mühsam vom Bauch auf den Rücken drehte. Er fasste sich an den Hinterkopf und plötzlich sah er mich. Er war wieder völlig da, als wäre nichts geschehen und er
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