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Eva Indra

Eva Indra

Titel: Eva Indra
Autoren: Bis aufs Blut
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Brüsten langte. Er hatte sich nun dicht an ihren Körper gepresst, so dicht, dass
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Eva Indra Bis aufs Blut
    sein biergetränkter Atem Anna ins Gesicht stieß. Anna wandte sich so gut sie nur konnte von ihm ab – ihm, der ihr keine einzige Möglichkeit der Verteidigung ließ. Sie schrie trotz seiner Warnung so laut sie nur konnte in die Dunkelheit. Dieser einzige gellende Schrei der Angst sollte sie für immer entstellen, denn während ihr warmer Atem sichtbar in der Kälte das Weite suchte, schnitt der Attentäter ohne Vorbehalt mit seinem Messer tief in ihre Wange. So tief, dass Annas Blut unverzüglich sein Gesicht mit ihrem Blut benetzte. Es war nicht der Schmerz der Wunde, sondern der Anblick ihres eigenen Blutes in seinem Gesicht, weshalb ihre Beine mit einem Mal den Halt verloren und unwillkürlich in sich zusammenklappten. Doch kaum am Boden, riss der Vergewaltiger sie auch schon wieder in die Höhe. Ihn schien das Blut förmlich anzustacheln, denn seine Handlungen verloren nun jegliche Kontrolle. Er war in einen Blutrausch geraten und zerfetzte wie besessen mit dem blutverschmierten Messer ihre Kleidung. Anna war der Ohnmacht nahe und wollte kampflos aufgeben. Kaum hatte er ihre Sachen zerschnitten, packte er sie grob am Nacken und an den Haaren und stieß sie mit ihren Brustkorb voran gegen die Hauswand. Mit seinen Händen versuchte er ihren Mantel hochzuschieben, der ihm immer noch im Weg war, während Anna ihn unentwegt anbettelte sie gehen zu lassen. Doch ihr Wunsch sollte nicht in Erfüllung gehen. Sich dessen bewusst, krallte sie verbittert ihre Fingernägel in den Stein, bettete ihre blutige Wange auf die feuchte, kalte Mauer und kniff die Augen fest zusammen. Sie spürte, dass er ihren Mantel erfolgreich in die Höhe geschoben hatte und nun versuchte, in ihren Körper einzudringen. Annas Lebenswille brachte sie kurz davor gerade noch rechtzeitig wieder zur Besinnung. Sie schrie so laut sie nur konnte erneut um Hilfe. Ihre Augen hatte sie dabei weit aufgerissen, denn sie spürte die kalte Klinge auf ihrer nackten Haut und erwartete mit Todesangst den unvermeidlichen Messerstoß in ihren Rücken.
    „Hey!? Was ist da los!?“, schrie jemand wie ein Echo zurück.
    Anna hatte die nahende Hilfe nicht bemerkt, denn sie hatte gedanklich bereits mit dem Leben abgeschlossen. Doch als der Vergewaltigter zögernd von ihr abließ und sie seine Schritte in der Dunkelheit verhallen hörte, sackte sie entkräftet zu Boden. Jemand war ganz nah an sie herangetreten, denn ein Schatten bäumte sich trotz der Dunkelheit vor ihr auf. Doch Anna hatte keine Kraft mehr in das Gesicht ihres Retters zu sehen, obwohl er sich bereits zu ihr hinuntergebückt hatte - es war ihr gleich, wer es war.
    „Are you allright?“, fragte die Gestalt, die nun vor ihr kniete.
    Anna nickte mechanisch.
    „Hat er dir was getan?“
    Anna schüttelte lethargisch den Kopf und versuchte dabei, ihre klaffende Wunde in ihrem Gesicht mit der Hand abzudecken.
    „Kannst du aufstehen?“
    Anna überlegte sich ihre Antwort, so als ob er ihr eine schwierige Frage gestellt hätte. Vielleicht konnte sie aufstehen, aber sie wollte es erst gar nicht versuchen, denn sie wollte gar nicht weg und deshalb antwortete sie dem Fremden auch nicht. „Komm, ich helf' dir!“, sagte er, nahm sie vorsichtig am Oberarm und versuchte sie hochzuziehen.
    „Es geht mir gut. Wirklich! Lassen Sie mich alleine! Bitte!“, flehte sie ihn an. Der Fremde schien aber keine Notiz von Annas Worten zu nehmen, denn als er ihr erneut beim Aufstehen behilflich sein wollte, sah Anna keine andere Möglichkeit, als besessen auf ihn einzuschlagen, um ihn damit fortzujagen. Dabei hatte sie für einen Augenblick ihre Hand von der Wange genommen, um sie gleich wieder zu bedecken. Um die Hilfe dieses Mannes hatte sie nicht gebeten und ihre blutige Wange ging ihn
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    nichts an, deshalb versteckte sie ihre Wunde vor ihm. Doch das wäre nicht notwendig gewesen, denn ihr Blut strömte ohnehin unaufhaltsam durch ihre Finger hindurch und färbte ihren weißen Schal zunehmend rot.
    „Du blutest ja! Zeig‘ mal her!“, erschrak er und nahm dann erstaunlich sacht ihre Hand von der Wange. Die blutige, offene Wunde, die sich ihm darbot, ließ ihn handeln.
    „Du musst ins Krankenhaus!“, sagte er.
    „Es geht mir gut! Lassen Sie mich!“ Ihre Stimme klang eigenartig hoch.
    „Hör zu! Ich bin kein Arzt, aber ich sage dir, das muss so bald wie möglich genäht werden“,
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