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Eva Indra

Eva Indra

Titel: Eva Indra
Autoren: Bis aufs Blut
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sich sicher, dass Pete eine
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Eva Indra Bis aufs Blut
    heimliche Schwäche für ihn hatte, denn seine Unterwürfigkeit und Treue einem egoistischen, eingebildeten Mann gegenüber, wie Alex es nun mal war, ließ sich anders nicht erklären. Wahrscheinlich war er schwul, dachte sich Alex des öfteren, doch da Pete nie einen Annäherungsversuch gewagt hatte, bestand für Alex kein Grund ihn zu verjagen und so wurde er zu seinem besten Freund. Dazu kam, dass das unausgesprochene Geheimnis dieser Freundschaft darin bestand, dass Pete kein Geld hatte und Alex ihn nie um welches gebeten hatte. Vielleicht aber auch, weil Pete Alex zu verstehen gab, ebenfalls auf seine Art und Weise in seinem Leben versagt zu haben. Oder war Pete einfach ein klasse Kerl, der Alex keine Moralpredigten hielt? Dennoch sollte es Pete sein, der diese Idee mit dem Buch hatte.
    Der Kondukteur öffnete so rasant die Türe des Abteils, dass Alex erschrocken aus seinem Sitz hochfuhr.
    „Biglietti, per favore!“, rief der Schaffner lauthals aus.
    Alex kramte verlegen nach seiner Brieftasche. Diese Verlegenheit beruhte darauf, dass es sich hier um denselben Schaffner handelte, dem er schon wenig vorher begegnet war. Sein Gegenüber war mittlerweile erwacht, doch anstatt ihr Ticket herzuzeigen, blickte sie Alex mit großen Augen entgeistert an.
    „Ich habe kein Ticket“, wisperte sie zu Alex, statt zum Schaffner, auf Englisch zu. „Wohin willst du denn?“, entgegnete Alex trocken.
    Die blonde Frau zögerte kurz und hauchte dann: „Torino!“, mit einer wohlklingenden, sanften Stimme und einem hinreißenden Lächeln dem Schaffner entgegen.
    Der Kondukteur war schon dabei zwei Fahrscheine auszustellen, noch bevor Alex etwas hätte sagen können. Diese Frau war wohl gewohnt, dass Männer für sie zahlten, dachte sich Alex, während der Schaffner die zwei Tickets ausschrieb und Alex überreichte.
    „Danke!“, murmelte sie kaum hörbar und blickte zum Fenster hinaus und gleich wieder zurück.
    Alex sah der Frau an, dass sie verzweifelt nach einer Erklärung suchte, nach einer Erläuterung, warum sie weder ein Ticket hatte, noch Geld, um eines zu kaufen. „Man hat mir die Handtasche gestohlen“, sagte sie schließlich, ohne dass er sie danach gefragt hatte.
    Alex’ Blick verfinsterte sich und wanderte schamlos von ihren Augen, die den seinen doch nicht Stand halten konnten zu der Tasche, die zwischen dem Sessel und ihrem Körper eingeklemmt war.
    „Nicht diese! Eine andere“, sagte sie, nachdem sie seinem Blick gefolgt war und tat dies so unüberzeugend, das es schon fast komisch war.
    Alex nickte nur verständlich.
    „Ist dir das in Lecce passiert?“, fragte Alex, weil er es sich doch nicht verkneifen konnte.
    „Woher weißt du denn, dass ich in Lecce war?“
    „Das habe ich angenommen, da Lecce die letzte Station war. Oder bist du auf den Zug aufgesprungen?“, fragte er sie sarkastisch und mit einem großen Grinsen auf seinem Gesicht. Seine Frage wurde mit einem kleinen Seufzer und rollenden Augen abgeschmettert. Dennoch, so selbstsicher wie sie sich ihm gegenüber geben wollte, war sie nicht. Viel zu auffällig zitterten ihre Hände und suchten krampfhaft nach Halt, viel zu unkontrolliert biss sie sich auf die Lippen und viel zu angestrengt suchten ihre Augen nach Ablenkung in der Dunkelheit der Nacht. Doch Alex ließ seinen Blick nicht
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    von ihr, trieb sie mit seinen Augen geflissentlich in die absolute Enge, ohne auch nur ein Wort zu verlieren. So lange, bis die Frau sich Hals über Kopf von ihrem Platz erhob, auf ihren Sitz kraxelte und etwas aus ihrer Tasche nahm. Alex lehnte sich zurück und genoss diesen Anblick. Nun war das Bild vollkommen, denn ihr Po war weder zu groß, noch flach, sondern straff und rund. Gebräunte Haut blinzelte zwischen dem enganliegenden, nun jedoch verknittertem Rock und dem kurzen Top hindurch, als sie sich nach den Taschen streckte. Enttäuschend flink hatte sie ein Buch aus der Tasche gefischt und setzte sich wieder. Alex starrte wissbegierig auf den Umschlag, doch es war natürlich nicht das Buch, nach dem er verzweifelt suchte. Mittlerweile hatte sich die Frau erfolgreich hinter ihrem Buch versteckt und der Umstand, dass sie nicht mit ihm sprechen wollte wurde nur noch deutlicher durch die Art und Weise, wie sie das Buch las oder besser gesagt, nicht las: Denn sie blätterte viel zu zügig von einer Seite des Buches zu der anderen.
    „Entschuldige, dass ich dich beim
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