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Eulenspiegel

Eulenspiegel

Titel: Eulenspiegel
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Bonhoeffer gerade gefaxt.«
    Toppe brachte nur mit Mühe sein Gesicht unter Kontrolle. »Vielen Dank.«
    »Weiterhin frohes Schaffen noch«, meinte van Gemmern und war schon wieder draußen.
    Toppe überflog den Bericht. »Keinerlei Hinweise auf Fremdeinwirkung«, las er leise, »keine Verletzungen.« Dann sah er hoch. »Der Postmann ist ertrunken.«
    »Ach komm«, wehrte Astrid ab. »Das Wasser war nur ein paar Zentimeter hoch. Selbst mit den Fesseln hätte der Mann da doch irgendwie rauskrabbeln können oder zumindest das Gesicht aus dem Wasser drehen.«
    »Tod durch Ertrinken, respektive Ersticken«, beharrte Toppe. »Steht doch hier. Warte mal, hier geht’s weiter: reflektorischer Schock führt zu Bewußtlosigkeit.«
    »Bernhard Spilsbury«, meinte Heinrichs versonnen, »der große alte Mann der englischen Gerichtsmedizin. Der hat das damals rausgefunden. Der Fall Georges Joseph Smith.«
    So kannten sie Heinrichs; er hatte die obskursten Kriminalfälle der letzten Jahrhunderte im Kopf, und er freute sich wie ein Schneekönig, wenn er sein Wissen mal anbringen konnte.
    »Smith hatte mehrere Ehefrauen und Geliebte auf dem Gewissen. Alle waren sie angeblich in der Badewanne ertrunken, was ihm natürlich kein Mensch geglaubt hat. Aber man konnte ihm nichts nachweisen. Es gab in keinem der Fälle Hinweise auf Gewaltanwendung, keine Kampfspuren, nichts. Was völlig unerklärlich war, denn gerade beim Ertränken wehren sich die Opfer wie verrückt. Jedenfalls haben Bernhard Spilsbury und der ermittelnde Inspektor, Neil hieß der, glaube ich, schließlich ein paar Experimente gemacht. Die haben sich mehrere kräftige Schwimmerinnen geholt, sie der Reihe nach in die Badewanne gesetzt und versucht, sie auf alle möglichen Arten zu ertränken. Das klappte aber nicht, weil die sich, wie erwartet, nach Kräften gewehrt haben. Irgendwann sind sie auf die Idee gekommen, die Frauen einfach mal fest an den Füßen zu ziehen, so daß der Kopf urplötzlich unter Wasser tauchte. Und dabei ist denen eine Frau fast hops gegangen. Konnte nur mit Mühe wiederbelebt werden. Und so ist Spilsbury drauf gekommen: Das plötzliche Eindringen von Wasser in Nase und Rachen kann einen reflektorischen Schock auslösen.«
    Toppe hatte die Erklärung mittlerweile in Bonhoeffers Bericht gefunden – »Wirkung auf das Zentralnervensystem (Schock)« – aber er wollte Heinrichs nicht unterbrechen.
    »Jedenfalls wird der Mensch bewußtlos und kommt natürlich dann nicht mehr aus dem Wasser hoch. Und deshalb ertrinkt er schließlich, ganz einfach. England 1915.«
    »Dat muß man sich ma’ wegtun«, sagte Ackermann düster. »Da ertrinkt der arme Kerl in ’ner Wasserpfütze. Is’ doch gemein, so wat.«
    »Daß der überhaupt losgekrabbelt ist!« Astrid schüttelte den Kopf. »Mit den dick verklebten Augen hatte er doch gar keine Orientierung. Und bewegen konnte er sich auch kaum.«
    Auch van Appeldorn wunderte sich noch: »Frei war doch nur dessen Nase. Ich kann mir gar nicht vorstellen, daß man so ertrinken kann.«
    »Entscheidend ist nur, daß das Wasser urplötzlich im Schwall eindringt«, erklärte Heinrichs noch einmal. »Ob durch Mund oder Nase, ist im Grunde egal.«
    Charlotte Meinhard stand auf. »Auf jeden Fall bedeutet das für uns, daß wir es nicht mit einem Mord zu tun haben. Wenn sonst nichts mehr anliegt, bis heute nachmittag um drei.«
    Sie hielt inne und sah zuerst Astrid, dann Toppe an. »Eigentlich müßte ich mit Frau Steendijk noch etwas besprechen, das mit unserem Fall nichts zu tun hat, aber … Nein, das kann zur Not auch bis Montag warten.«
    »Wenn’s wichtig ist«, drehte Toppe sich zu Astrid um. »Ich kann auch allein zu Hoymann fahren.«
    Astrids Gesicht war ein einziges Fragezeichen. »Okay«, meinte sie stirnrunzelnd.
    Die Chefin hatte die Tür schon geöffnet. »Prima! Ich gehe schon mal voraus. Bis gleich.«
    Astrid holte ihre Handtasche aus dem Garderobenschrank und packte ihre Zigaretten hinein. »Tss«, meinte sie. »Was mag die von mir wollen?« Dann beugte sie sich über Toppe und küßte ihn auf den Mund. »Treffen wir uns zum Mittagessen?«
    Er zog sie sanft an den Haaren zu sich hinunter und küßte sie noch einmal. »Im Steakhaus?«
    »Och nö, nicht schon wieder. Laß uns mal zu dem neuen Italiener auf der Kreuzhofstraße gehen. Der soll gut sein.«
    »Wenn du’s sagst. Ich denke, ich kann es bis halb eins schaffen.«

    Das Essen war sogar sehr gut, aber Astrid war so aufgeregt, daß sie das kaum
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