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Ethik: Grundwissen Philosophie

Ethik: Grundwissen Philosophie

Titel: Ethik: Grundwissen Philosophie
Autoren: Detlef Horster
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man in der Ethik von der Deontologie, wenn man die Pflichtenethik meint, die besagt, dass man einer Pflicht unbedingt nachkommen soll. Wir kennen ganz unterschiedliche Positionen der Deontologie, meist jedoch wird sie mit dem Namen Immanuel Kant (1724–1804) verbunden.
Monistische Deontologie: Immanuel Kant
    Zu Kants Moralphilosophie gibt es bereits hervorragende Darstellungen. (Vgl. etwa Schnädelbach 2005, 73–94) Darum will ich hier ausführlicher auf die moralische Motivation und die Pflichten gegen sich selbst eingehen, darüber hinaus auf die Supererogation, deren Darstellung hier systematisch passt. Außerdem will ich zeigen, dass Kant die Dilemmasituation unterschätzt hat beziehungsweise sie ihm nicht bewusst war.
Der kategorische Imperativ
    Die kantische Deontologie geht von der Vorstellung aus, dass moralisches Handeln Pflichterfüllung ist. Die Folgen sind für den Handelnden nicht oder nur von geringer Bedeutung. In seiner Auseinandersetzung mit dem französischen Philosophen Benjamin Constant (1767–1830) sagt Kant, dass einem [14] dann, wenn man das moralische Gesetz streng befolgt habe, die öffentliche Gerechtigkeit nichts anhaben könne, »die unvorhergesehene Folge mag sein, welche sie wolle« (Über ein vermeintes Recht aus Menschenliebe zu lügen A 306). »Der moralische Wert des Handelns besteht also in der Qualität, die man einer äußeren Handlung nicht ansieht; Kant spricht von der ›Gesinnung‹. [...] Nur dadurch ist die Moralität des Subjekts dem Zufall des äußeren Erfolges der Handlung enthoben und von ihm unabhängig.« (Kaulbach 1969, 229f.) Darum beginnt Kant die
Grundlegung zur Metaphysik der Sitten
mit dem Satz: »Es ist überall nichts in der Welt, ja überhaupt auch außer derselben zu denken möglich, was ohne Einschränkung für gut könnte gehalten werden, als allein ein
guter Wille
.« (Grundlegung zur Metaphysik der Sitten BA 1)
    Würde man Kant die Frage stellen, warum er nach einem einzigen Gesetz sucht, das alle moralischen Handlungen begründen können muss, würde er uns die rhetorisch gemeinte Frage stellen, ob es denn nicht »von der äußersten Notwendigkeit sei, einmal eine reine Moralphilosophie zu bearbeiten, die von allem, was nur empirisch sein mag […] völlig gesäubert wäre«. Kant gibt die Antwort gleich selbst: »Jedermann muß eingestehen, daß ein Gesetz, wenn es moralisch, d. i. als Grund einer Verbindlichkeit gelten soll, absolute Notwendigkeit bei sich führen müsse.« (Grundlegung zur Metaphysik der Sitten BA VIIf.)
    Nur die Vernunft allein kann die Voraussetzung für ein solches Gesetz, das absolute Verbindlichkeit fordert, bilden, da »sie bloß sich selbst vorauszusetzen bedürfe, weil die Regel nur alsdenn objektiv und allgemein gültig ist, wenn sie ohne zufällige, subjektive Bedingungen gilt, die ein vernünftig Wesen von dem anderen unterscheiden« (KpV A 38).
    Kant sieht dieses moralische Gesetz in Analogie zu den Naturgesetzen: Die Verwirklichung muss mit absoluter Notwendigkeit eintreten. Dem Gesetz ist »der Charakter der Allgemeingültigkeit eigentümlich: alle vernünftigen Wesen sind [15] ihm verpflichtet, so daß sich kein Individuum aus dieser Gemeinschaft eine isolierte, private Interessenssphäre abzu-sondern das Recht hat« (Kaulbach 1969, 216). Kant spricht von einer »Naturordnung«, der alle unsere Maximen unterworfen sein müssen, und in seinem handschriftlichen Nachlass spricht er von einem »Analogon der Natur«. (Bittner/Cramer 1975, 47)
    Wenn man die Frage stellt, welches das Gesetz sein könnte, das aller Moral zugrunde liegt, könnte man sehr schnell darauf kommen, dass es die Glückseligkeit ist, denn mit ihr beginnt Aristoteles seine Ethik. Kann sie für Kant das grundlegende Prinzip sein? Dagegen, dass die Glückseligkeit, nach der alle Menschen gleichermaßen streben, das Prinzip sein könne, auf das sich eine Moralphilosophie aufbauen ließe, bringt Kant folgende Argumente vor:
    1. Glück und Zufriedenheit sind uns nicht von Natur gegeben, weil wir, um beides zu erlangen, erst danach streben müssen. Vernünftige Wesen sind wir hingegen von Natur aus. Dementsprechend kann eine Moralphilosophie nicht auf Glück als oberstem Prinzip aufbauen, weil in dem Fall unser oberster sittlicher Wert vom Zufall abhängig wäre. (Vgl. Kaulbach 1969, 219)
    2. Die Glückseligkeitsphilosophie macht etwas zum obersten Prinzip, zu dem wir ohnedies alle streben. Deshalb braucht man es nicht als oberstes Prinzip ausdrücklich zu
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