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Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition)

Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition)

Titel: Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition)
Autoren: Youya Lo
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der Dow Jones das halten
würde, was der DAX versprach.
    Oder was auch immer.
    „Ich bin keine Idiotin, Julian. Glaubst du, ich wüsste
nicht, wo Daniel ist? Und wieso er dort ist? Irgendwann kommt Nika nach Hause,
und dann erfährt sie es spätestens von mir.“
    „Reg dich wieder ab, Justitia.“ Teresa biss ungehemmt
in ihr French Toast mit… Schokoaufstrich?
    Madeleine dagegen hatte keinen Appetit, wie üblich.
Die vollen Platten auf dem Tisch erinnerten schmerzlich daran, dass Jonah
wieder in Oxford war. Und Flora wollte ums Verrecken nicht nach Hause kommen.
    „Wann wird Nika es also erfahren?“
    Teresa und Julian tauschten Blicke aus. Julian
übernahm das Wort.
    „Fahr doch zu ihr und klär sie auf, Madeleine. Oder
nein, warte. Das geht nicht. Die Slums von Rio sind nicht barrierefrei. So
vielen Treppenstufen und all die steilen Aufgänge… Ich an deiner Stelle würde
einfach teleportieren, das spart auch Zeit.“
    „Sehr witzig, Julian.“
    Sein Lächeln war so liebenswürdig, dass Madeleine den
Löffel nach ihm warf, aber Julian fing ihn mühelos ab. Er gab ihr den Löffel
zurück und lächelte.
    „Manchmal bist du ein echter Arsch“, bemerkte sie,
schließlich wusste jeder, dass sie nicht im Rollstuhl saß, weil er so
komfortabel war.
    „Ich habe schon Schlimmeres gehört, Schatz. Wenn du
mich beleidigen willst, streng dich mehr an.“
    Madeleine bemühte sich redlich, seine Sticheleien zu
ignorieren, aber das entsprach nicht ihrer Natur. War es denn völlig unmöglich,
eine echte Reaktion aus diesem herzlosen Tyrann herauszukitzeln?
    „Behandle mich nicht wie ein Baby, Julian.“
    „Einverstanden. Schwing deinen Hintern aus dem Rolli
und ich nehme dich ernst.“
     
    Als die Tür zum Wintergarten geöffnet wurde, erschien
das Geräusch Madeleine zu laut. Das lag vielleicht daran, dass es in letzter
Zeit immer so still im Haus war. Oder daran, dass ihre Mom ungewohnt
schwerfällig wirkte. Ein leuchtender Kolibri mit gebrochenen Flügeln.
    „Möchtest du
eine Tasse Tee, Mom?“ Madeleine wusste, dass ihre Mom Kräutertees liebte.
    In letzter Zeit
wollte sie nicht einmal das. Ihre Mom schwieg, so dass Madeleine sich aus
reiner Verzweiflung wieder Julian zuwandte.
    „Denkst du, Nika
würde es nicht wissen wollen?“
    Ganz unverhofft
sah ihre Mom bei diesen Worten auf.
    „Was würde Nika
wissen wollen?“
    „Wo Daniel ist.“
    „Madeleine,…
Liebling“, ihre Mom schüttelte den Kopf. „Das ist unmöglich. Wir würden sie
auch noch verlieren.“
     
     
    Meejael, Seraph in Gottes Heerschar in Abtrünnigkeit,
lag auf ihrem Kanapee, so wie immer. Sie langweilte sich.
    Daniel konnte nicht anders als nur dazustehen und der
Ewigkeit dabei zuzusehen, wie sie mühselig an ihm vorüberkroch.
    Was hatte er getan?
     
    „Warum ausgerechnet sie?“, fragte Meejael, aber Daniel
schwieg. Sie stöhnte auf.
    „Willst du denn gar nicht mit Meejael sprechen?“
    Sie fühlte sich zurückgewiesen, und so war es ja auch.
Dennoch bemühte sie sich um Geduld, schon seit Wochen. Und nur aus diesem Grund
lebte er noch.
    Als Daniel sie ein paar Stunden zuvor verlassen hatte,
rechnete er mit einem langsamen und qualvollen Tod bei seiner Rückkehr. Zu
jenem Zeitpunkt hatte er diese Aussicht für eine durchaus akzeptable Option
gehalten.
    „Ach komm schon!“ Meejael zwinkerte. Sie senkte die
Stimme. „Was sie kann, kann Meejael auch. Gib mir eine Chance! Ich kann sogar
ihre Gestalt annehmen, wenn du unbedingt willst.“
    „Was könnte die Hülle an deinem Wesen ändern?“
    „Na schön.“
    Schwungvoll setzte seine Herrin sich auf. Die
plötzlich auflodernden Flammen in ihren Augen verhießen nichts Gutes. „Was tun
wir dann, liebster Daniel?“
    „Die Auswahl ist groß; Hungersnöte, Kriege,
schmelzende Polarkappen. Bist du nicht Seraph des ersten Seiner Chöre? Du
kannst die Dinge verändern.“
    „Und dadurch deine Liebe gewinnen?“ Sie sah ihn an.
    Für eine Weile blieb es still, dann erhob Meejael
sich.
    „Das Wasser ist heute so wunderbar. Du könntest mir
Gesellschaft leisten.“
    Daniel wandte den Blick ab.

Siebenundzwanzig
     
    „Jewels.“ Nika sah überrascht von der Arbeit auf, als
sie die Anwesenheit ihres Vaters spürte.
    Die zweite Sintflut des Jahres lag hinter der Stadt,
und sie hatte in den Favelas zu Erdrutschen geführt. Mindestens zwanzig der
Wellblechhütten aus Nikas dichtgedrängter Kolonie waren deshalb in der Nacht den
Abhang heruntergekracht.
    Mittlerweile hatten die
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