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Essen kann jeder

Essen kann jeder

Titel: Essen kann jeder
Autoren: Philipp Weber
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Philipp?«
    »Ich hatte so einen Hunger. Und es gab drei zum Preis von zwei. Ein faires Angebot. Auch, wenn ein Kopf schon zu viel war.«
    »Da waren die Augen mal wieder größer als der Magen, was?«
    »Oder das Hirn kleiner als der Darm!«

Die Frischobst-Falle
    Das kennen Sie sicher auch: Vor lauter Stress sind Sie den ganzen Tag nicht zum Essen gekommen. Ihr Magen knurrt wie ein Rudel schlecht gelaunter Bulldoggen und hat sich klein und hart in Ihren Eingeweiden verkrochen. Ihr Zuckerspiegel ist im Keller. Ihre Hände zittern. Bilder von Schlagsahne und Schokoladenkonfekt beginnen durch Ihren fantasierenden Geist zu tanzen. Und in diesem völlig ausgehungerten Zustand betreten Sie den Supermarkt. Genauer gesagt: die Obstabteilung! Egal, welcher Handelskette Sie Ihre Gunst schenken, am Anfang kommt immer das Grünzeug. Damit der Besucher die Kaufhalle betritt und denkt: »Oh, schön! Frisches und gesundes Obst. Alles in diesem Laden muss frisch und gesund sein. Wohl dem, der hier einkauft!« Würde dagegen am Eingang die Fleischtheke den Kunden begrüßen, dahinter ein grobschlächtiger Metzgergeselle mit blutbefleckter Schürze, in der einen Hand das Schlachtbeil, in der anderen ein Stück Rinderzunge, dächte der feinsinnige Konsument: »Oh Gott! Totes und fettiges Tier! Alles in diesem Laden muss tot und fettig sein. Wehe dem, der nicht das Weite sucht!«
    Um das zu verhindern, empfängt Sie hinter dem Drehkreuz jedes Einkaufsparadieses ein Garten Eden edlen Obstes. Wohin das Auge blickt, türmen sich Berge aus buntem, duftigem, knackigem, feuchtem Fruchtfleisch. Durch keine Druckstelle entstellt. Durch keinen Wurm geschändet. Und sollte doch einmal eine garstige Beere es wagen, durch Fehlfärbung oder gar krüppe ligen Wuchs gegen die harten, aber gerechten Gesetze des europäischen Komitees für Normung zu verstoßen, dann hat das Argusauge des Abteilungsleiters diesen Schandfleck schon längst erblickt, das Essunwürdige aussortiert und im Müllcontainer entsorgt.
    Sie beginnen zu kaufen: Bananen, Ananas, Mandarinen, Cle mentinen, Apfelsinen, Kiwis, Grapefruits, Pampelmusen, Karam bolen, Drachenfrüchte, Passionsfrüchte, Maracujas, Mangos, Physalis und … äh, Äpfel. Dann tragen Sie diese Kleinode der Schöpfung behutsam nach Hause. Drapieren alles kunstvoll in einer Terrakottaschale wie ein niederländisches Stillleben. Und beobachten das Ganze die nächsten sechs Wochen, bis die gesamte Biomasse in Form von Fruchtfliegen unter der Decke kreist. Und Sie fragen sich beschämt: Warum habe ich keine dieser süßen, vita minhaltigen Nektarinen gegessen? Wahrscheinlich, weil Sie auf den letzten Metern vor der Supermarktkasse dachten: Bei so viel Gesundem habe ich mir jetzt eine Jumbopackung Vanilleeis ver dient.
    Vom Rest zum Kompost
    Die ganze verschwenderische Verheerung meines Konsumverhaltens erkenne ich immer dann, wenn ich aus irgendwelchen Gründen versäumt habe einzukaufen. Dann sagt meine Freundin: »Philipp, ist doch nicht so schlimm, mach Reste.«
    Gute Idee. Ich liebe es, Reste zu verkochen. Denn das ist eine kulinarische Herausforderung. Nur wirklich gute Köche vermögen es, aus drei welken Karotten und vier Scheiben Harzer Bergkäse ein schmackhaftes Gericht zu zaubern.
    Ich schaue in den Kühlschrank und antworte: »Schatz, wir ha ben keine Reste mehr.« Sie ruft verblüfft: »Wieso, der Kühlschrank ist doch voll?« – »Schon, aber nicht mit Resten, sondern mit Kompost. Ach, was sag ich, mit archäologischen Relikten! Wenn der Salat so weitermacht, dann ist er in einem Jahr Erdöl. Vom Mumifizierungsgrad datiere ich den Käse auf das frühe Mittelal ter. Den haben wahrscheinlich die Goten vergessen, als sie hier vorbeigekommen sind.«
    Es ist absurd. Erst kauft man irre gesundes Biogemüse, und dann legt man es in dieses Mikrobenparadies. Wussten Sie, dass der Ort der höchsten Keimbelastung im Haushalt der Kühlschrank ist? Klar, jeder Urinstein wird von der deutschen Hausfrau bekämpft, als gelte es, Ebola einzudämmen, aber beim Kühlschrank wartet man, bis die Milch auf eigenen Beinen herauskriecht. Der amerikanische Hygieneforscher Charles Gerba sagt, wenn Außerirdische mit Biosensoren auf dem Kopf auf die Erde kämen, würden sie aus der Kloschüssel essen und in den Kühlschrank scheißen. Hätte die CIA George W. Bush Bilder von deutschen Kühlschränken und den darin lagernden biologischen Kampfstoffen vorgelegt, wären die USA auch sicher nicht in den Irak einmarschiert.
    Und
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