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Essen kann jeder

Essen kann jeder

Titel: Essen kann jeder
Autoren: Philipp Weber
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Hormonfleisch die Wechseljahre auslösen? Wäre es für die Umwelt nicht besser, ganz auf tierische Produkte zu verzichten? Und wie bereitet man Tofu so zu, dass es Kinder überhaupt als Nahrungsmittel akzeptieren? Verdammt noch mal, ich hab Hunger!
    Mir geht es ähnlich wie Sanne. Ich bin jetzt Mitte 30 und habe rein statistisch betrachtet die Hälfte meines Lebens schon hinter mir. Den Rest meiner Zeit will ich gesund und munter verbringen. Außerdem in einer Welt, in der es sich lohnt, noch einmal ein paar Jahre zu verweilen. Und mein Essverhalten kann dabei sicher einen wichtigen Beitrag leisten. Yeah, change now!
    Da kam mir der Gedanke, eine kleine Anleitung über das Leben und Überleben im modernen Ernährungsdschungel zu schreiben. Keine endlose Litanei von asketischen Ordensregeln, kein esskonsumistisches Manifest. Sondern ein kleines, heiteres Buch. Eine lustige Ansammlung von nützlichen Tipps. Nach der Lektüre soll der Leser das Buch weglegen und sagen: »Vielen Dank, lieber Philipp, jetzt kann ich mich ohne Gefahren und Versuchungen als freier Bürger im Supermarkt bewegen und mich auf wichtigere Dinge als ökotrophologisch korrek tes Magenfüllen konzentrieren. Danke. Danke. Danke, lieber Philipp.« Und das Buch muss auf jeden Fall möglichst kurz sein. Aus einem ganz einfachen Grund: Kurze Bücher machen deutlich weniger Arbeit als epische Meisterwerke à la Krieg und Frieden .
    Nun, aber was berechtigt ausgerechnet mich, einen Essensratgeber zu verfassen? Schließlich bin ich nicht vom Fach. Ich habe weder eine Ausbildung als Koch noch als Ökotrophologe genossen. Diesem heiklen Einwand kann ich mit zwei schlagenden Argumenten begegnen.
    Nummer eins
    Ich habe Biologie und Chemie studiert. Habe Aminosäuren, Fette und Kohlenhydrate im Labor analysiert und synthetisiert, Darmbakterien in Petrischalen kultiviert und das Verdauungssystem von praktisch jeder Tierfamilie seziert, die mir vors Skalpell kam. Das macht mich zwar nicht zum Fachmann, stellt aber mein Vorhaben auf ein stabiles naturwissenschaftliches Fundament. Ich erkenne, ob ein Buch wissenschaftlich solide ist oder ob mir ein selbst berufener Essmissionar seine verquaste Ernährungsideologie verkaufen will.



Nummer zwei
    Ich bin Kabarettist. Und als Kabarettist betrachte ich die Dinge aus einer ganz besonderen Perspektive, nämlich aus dem Blickwinkel der Satire. Die ist hier ausgesprochen hilfreich. Schließlich geht es in manchen Ess-Internetforen beim Diskutieren verbissener zu als in einem Chatroom von al-Qaida.
    In mir reift immer mehr die Erkenntnis: Die Zeit ist gekommen, das Thema Essen mit einer ordentlichen Prise Humor zu würzen. Und wenn Sie sich beim Lesen dieses Buches fragen: Meint er das ernst? Soll ich das wirklich tun? Gut so. Benutzen Sie Ihren gesunden Menschenverstand. Befolgen Sie grundsätzlich nichts, was in Büchern steht und schon gar nicht in Ratgebern, nur weil es der Autor sagt oder weil er irgendwie kompetent wirkt. Selbst wenn ich dieser Klugschwätzer sein sollte. Seien Sie kritisch. Misstrauen Sie mir. Prüfen Sie meine Fakten. Bedenken Sie immer: Menschen, die über das Essen reden oder schreiben, wollen Ihnen meistens etwas verkaufen. Genau wie ich. Denn wenn ich ein Buch schreibe, möchte ich es zu Geld machen. (Seien Sie versichert: Mein missionarischer Tatendurst ist kleiner als mein monetärer Eifer.) Wenn Sie wirklich einem Menschen vertrauen wollen, dann nur, weil Ihnen sein Rat vernünftig und plausibel erscheint. Wenn Sie das Gefühl haben, ich erzähle Ihnen hier nur himmelschreienden Blödsinn, recht so. Mixen Sie sich weiter Ihren Nonisaftshake mit Himalajasalzrand. Leben Sie glücklich und zufrieden, bis Sie an einer Vitamin-Überdosis krepieren. Mir ist es gleich. Ihr Geld bekommen Sie trotzdem nicht zurück.
    So.
    Ich ging dann erst mal mit Sanne einkaufen.

1 TELLER STATT TONNE

Bereit zum Abmarsch, stehen wir in Sannes Hausflur.
    »Erst einmal gehen wir etwas essen, Sanne!«
    »Wieso?«
    »Letzte Woche habe ich in völlig unterzuckertem Zustand acht Packungen tiefgefrorene Biogarnelen gekauft!«
    »Acht? Die sind doch schweineteuer!«
    »Natürlich. Für das Geld hätte ich mir locker die Kühltruhe leisten können, die ich für acht Packungen Biogarnelen dringend benötige!«
    »Was ist mit deinem Gefrierfach?«
    »Das ist noch voll von meiner Krautorgie im Monat davor. Weißt du, wie viel Kohlrouladen man aus drei Spitzkohlköpfen kochen kann?«
    »Du hast drei Kohlköpfe gekauft,
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