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Essen kann jeder

Essen kann jeder

Titel: Essen kann jeder
Autoren: Philipp Weber
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im Hirn unbewusst die Behaglichkeit eines Wochen marktes. Wenn Sie also einen Einkaufswagen benutzen, dann immer mit Karacho. Führen Sie nur schnelle Stoß bewegungen und diese mit voller Wucht aus. Wenn Ihnen dabei eine Omi in die Quere kommt – egal. Supermarkt ist Krieg!
    3. Auf jede erdenkliche Art und Weise werden unsere Sinne umschmeichelt: Alles soll Wohlgefallen hervorrufen und zum Verweilen auffordern. Ein zentrales Element ist dabei natürlich die Musik – hier wird nichts dem Zufall überlassen. Mit exakt 72 Taktschlägen pro Minute wird dem Kunden mit sü ßen Klängen sanft die Hirnhaut massiert. Morgens gibt es Volksmusik für die Rentner. Und abends Soft Pop für den gestressten Büroangestellten. Interessanterweise soll klassische Musik den Alkoholkonsum fördern. Wenn Sie also Mozart hören, wechseln Sie unverzüglich aus der Spirituosen- in die Käseabteilung. Oder stopfen Sie sich schon an der Gemüsetheke einen Bund Petersilie in die Lauscher und singen Sie laut gegen Florian Silbereisen an. Natürlich werden Sie so für irre gehalten. Aber das verhindert wenigstens, dass Ihnen die Frau hinter dem Sonderaktionsstand Häppchen in die Kiemen schiebt und Sie anschließend mit drei Kilo Mettwurst nach Hause latschen.
    4. Im Eingangsbereich ist immer ein Bäcker oder eine Bäckerin, die Sie freundlich anlächeln. Lassen Sie sich nicht täu schen. Diese Halunken stecken mit dem Filialleiter unter einer Decke. Denn hier wird Ihrer Nase eine Falle gestellt: Der Duft von frisch gebackenen Brötchen soll Ihre Magensäfte in Wallung bringen und ein Gefühl von Geborgenheit vermitteln. Super marktbesitzer können diesen Brötchenduft sogar in Dosen kau fen und wie ein Mückenspray in den Gängen verteilen. Also, Wäscheklammer auf den Riechkolben und ab ins Getümmel.
    5. Waren in Blick- und Greifhöhe sind meist kostspieliger als jene, die mehr Körpereinsatz fordern. In Augenhöhe befinden sich Markenprodukte. Auf die oberen und unteren Plätze im Regal sind die billigeren Artikel verbannt. Kaufen Sie also nur, was Sie sich durch ehrliche körperliche Arbeit verdient haben. Bücken und strecken, bücken und strecken … Übrigens scannen die meisten Menschen ein Regal von links nach rechts, wobei der Blick am rechten Rand des Regals am längsten verharrt. Folglich stehen da auch die teureren Produkte. Tipp: Eine Augenklappe über dem rechten Auge kann Wunder wirken! Ich weiß, mit der Nasenklemme, der Petersilie in den Ohren und Ihrem schneidigen Stechschritt kommen Sie sich langsam etwas dämlich vor. Doch sparsames Einkaufen hat eben seinen Preis. Also weiter.
    6. Moderne Einkaufswagen sind so riesig, dass selbst ein hünenhafter Basketballspieler hinter ihnen wie ein Hobbit wirkt. Aber ein Einkaufswagen muss heute monströs sein. Denn er soll selbst dann noch leer wirken, wenn der Kunde das Gefährt schon mit vier Säcken Kartoffeln, drei Kästen Bier und zwei Kindern beladen hat. Also Finger weg von diesen Höllenmaschinen. Bringen Sie Ihren eigenen Einkaufskorb mit. Noch besser ist: Kaufen Sie nur, was Sie in den Händen tragen können, oder lernen Sie gar jonglieren! Sollten Sie es schaffen, vier ver schiedene Joghurtsorten mit 40 verschiedenen Vitaminen gleich zeitig in der Luft zu halten, dürfen Sie den Mist von mir aus auch kaufen.
    7. Darauf fragen Sie: Und wer soll dann die Bierkästen schlep pen? Richtig. Und auch wenn für Sie, liebe Leserinnen, folgen der Rat wie totaler Wahnsinn klingen mag: Nehmen Sie Ihren Mann zum Einkaufen mit! Nachweislich bleiben Frauen zeitlich nur halb so lange in Supermärkten, wenn ihre Männer dabei sind. Klar, Einkaufen macht keinen Spaß, wenn man so einen besserwisserischen Miesepeter an der Backe hat. Da versucht man, den Stinkstiefel schnell wieder auf seiner Couch zu parken, um das normale Leben weiterzuführen. Wichtig: Lassen Sie sich beim Einkauf von Ihrem Mann unter keinen Um ständen trennen! So ist es kein Zufall, dass Eingänge von Supermärkten oft von Bratwurstbuden versperrt sind. Diese sollen Ihren Mann davon abhalten, gemeinsam mit Ihnen den Supermarkt zu betreten! Nehmen Sie die Bratwurst mit und legen Sie wie Hänsel und Gretel Spuren von Senf durch den Supermarkt, dann finden Sie auch wieder heraus.
    8. Und schon sind wir beim nächsten Punkt: Supermärkte folgen keiner inneren Logik. Tomaten in Dosen sind nicht bei anderen Konservendosen platziert, sondern bei den Nudeln. Die Nudeln stehen aber nicht beim Reis oder anderen Nahrungsmitteln,
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