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Escape

Escape

Titel: Escape
Autoren: Jennifer Rush
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Mischung aus Avocado und Sheabutter. Ich musste sie extra über das Internet in einem Shop bestellen, der nur Bioprodukte verkaufte, und bezahlte sie von meinem eigenen Geld. Nicht, dass ihn das gekümmert hätte.
    Als er nicht antwortete, murmelte ich: »Vielleicht einen Schleifstein, damit du deine Hörner anspitzen kannst?«
    Ich war schon auf dem Weg zu meinem Schreibtisch, da rief er: »Wie wär's mit einer Flasche Wodka?«
    Ich ignorierte ihn und ließ mich auf meinen Arbeitsstuhl fallen, wo ich mir ein Plätzchen mit hohem Schokoladengehalt gönnte. Ganz wie meine Mutter sagte ich zu einer Extraportion Süßem nie Nein. Das war zumindest etwas, das wir beide gemeinsam hatten. Das und, wie Dad sagte, unsere nussbraunen Augen. Mit der freien Hand hielt ich die Aufzeichnungen über die gestrigen Untersuchungen vor meine Nase und warf heimliche Blicke am Blatt vorbei zu den Jungs. Nick hatte sich mit den Keksen in der Hand auf sein Bett geworfen und schaute im Fernsehen eine Sendung über Wölfe. Sam las nach wie vor. Trev stand im vorderen Teil seines Zimmers und beriet sich mit Cas über den Unterschied zwischen dunkler und weißer Schokolade. Von der Wand, die sich zwischen ihnen befand, ließen sie sich dabei nicht stören.
    Egal wie oft ich Dad danach fragte, er wollte mir nicht verraten, was das Ziel des Experiments war. Doch seit ich das Labor entdeckt hatte, schwirrten mir ständig Fragen durch den Kopf.
    Was machten diese vier Jungs in unserem Keller? Wo waren ihre Eltern? Wie lange waren sie schon da unten? Dad wusste ziemlich genau, wie er die Informationen dosieren musste, damit meine Neugierde vorübergehend befriedigt war und ich wieder eine Weile still blieb. Die Sektion war mir natürlich bekannt. Aber zu wissen, wer hinter dem Projekt an sich steckte, hieß ja noch lange nicht, auch den Grund dafür zu kennen.
    Dad sagte, ich solle ihm vertrauen, er wisse, was er da mache - und die Sektion ebenfalls. Das Projekt verfolge ein gemeinnütziges Ziel.
    Unsere Aufgabe war, zu beobachten, Daten zu erfassen und -falls nötig - Veränderungen an der Medikation vorzunehmen. Auch wenn Dad vielleicht ein wenig nachlässig bei seiner Vaterrolle war, so war er doch ein guter Mensch. Wenn er der Sektion vertraute - und unserer Funktion bei diesem Projekt -, dann tat ich das auch.
    Meine Vermutung war, dass die Sektion von der Regierung finanziert wurde. Dad war fast besessen von Kriegen und internationalen Konfliktsituationen, weshalb das durchaus einleuchtend schien. Meiner jüngsten Theorie zufolge sollten die Jungs zu Supersoldaten gemacht werden. Die Welt konnte sicher ein paar Helden mehr gebrauchen.
    Während Nick seine Kekse aufaß, bereitete ich das Tablett für die Blutabnahme vor. Ich prüfte noch mal, ob ich auch alles hatte. Drei Röhrchen. Sterile Nadel. Stauschlauch. Pflaster. Tupfer. Desinfektionsmittel. Alles da.
    Ich musste nur jeden zweiten Mittwoch in Nicks Parzelle, und danach war ich immer vollkommen durch den Wind. Lieber hätte ich einem Puma Blut abgenommen. Wenn Nick zu einem Helden gemacht werden sollte, hatte das Projekt hier irgendwie die falsche Richtung eingeschlagen.
    Ich versuchte, die Anspannung abzuschütteln, und machte mich auf den Weg zu ihm. »Bereit?«
    »Ändert das irgendwas, ob ich bereit bin oder nicht?«
    Am liebsten hätte ich etwas ähnlich Patziges erwidert, doch ich hielt mich zurück. Ich wollte es einfach hinter mich bringen.
    Dad hatte drei Regeln aufgestellt, die ohne Ausnahme befolgt werden mussten. Regel eins: Betritt niemals die Parzellen, solange die Jungs nicht sediert sind. Regel zwei: Das Betäubungsgas erst anstellen, wenn die Person sicher liegt. Regel drei: Vier Minuten warten, bis das Gas vollständig wirkt.
    Die Jungs kannten die Regeln genauso gut.
    Aber Nick hasste Regeln.
    »Würdest du dich bitte hinlegen?«, bat ich. Er grinste mich spöttisch an. »Leg dich hin, Nick!« Nun brummelte er nur noch und tat dann endlich, was ich ihm gesagt hatte.
    Hinter mir begann Dads Handy zu klingeln. »Den Anruf muss ich annehmen. Ich geh zum Telefonieren nach oben, du kommst doch alleine klar, oder?«
    Ich wollte Dad gegenüber nicht zugeben, dass ich Angst vor Nick hatte; er sollte nicht denken, dass ich der Arbeit im Labor nicht gewachsen war. Deshalb nickte ich und sagte: »Sicher.«
    Mit dem Telefon am Ohr hastete Dad hinaus.
    Als Nick endlich auf seinem Bett lag, schnappte ich mir das Tablett. »Los geht's«, warnte ich, bevor ich den Knopf mit der
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