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Escape

Escape

Titel: Escape
Autoren: Jennifer Rush
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Proteinquelle.«
    Er öffnete die Packung Tennisbälle, sichtlich unbeeindruckt. »Zählt so was von.«
    »Bist du mit dem Modellauto fertig, das ich dir letzte Woche mitgebracht habe?« Ich schaute an ihm vorbei zu seinem Schreibtisch, den man unter den Stapeln halb fertiger Projekte und allgemeinem Krempel kaum mehr ausmachen konnte. Auf einer Sportzeitschrift entdeckte ich einen einzelnen, kleinen Autoreifen. »Deute ich das Chaos da richtig als Nein?«
    Er machte leise pffft. »Ich hab doch massig Zeit.«
    Dann ging ich zu Trev. Als ich hereingekommen war, hatte er gerade Yoga gemacht, jetzt stand er an der Scheibe und wartete auf mich. Unsere Blicke trafen sich und ich lächelte. Seine Augen hatten einen einzigartigen Braunton, ein Braun wie Feuerschein, warm, weich und einladend. Wenn ich ihn malte, benutzte ich Farben, die ich sonst fast nie brauchte. Vielleicht malte ich ihn deshalb so oft. Auch wenn ich das Gefühl hatte, Trev am besten zu kennen, war seine Herkunft am schwersten zu erahnen. Sein olivfarbener Hautton, der durch die feine Schweißschicht vom Yoga noch dazu glänzte, deutete an, dass er andere Wurzeln hatte als der Rest. In seinen Akten hatte ich nichts Konkretes finden können, aber ich vermutete, seine Vorfahren waren amerikanische Ureinwohner. Und vielleicht außerdem Italiener.
    »Möchtest du auch welche?«, fragte ich und zeigte ihm den Teller.
    Mit einer schnellen Handbewegung fuhr er sich durch die dunklen Haare. »Du weißt doch, dass ich nur von Mittwoch zu Mittwoch lebe.«
    Ich gab ihm vier Plätzchen und auch er legte etwas in die Durchreiche. Als ich hineingriff, spürte ich den weichen Rücken eines Taschenbuchs. Briefe von der Erde von Mark Twain. Das hatte ich vergangene Woche für ihn aus der Bibliothek ausgeliehen. Mein Mitgliedsausweis existierte mehr, um Trevs Lesehunger zu stillen als meinen. Wenn ich es mir leisten konnte, kaufte ich ihm auch Bücher, die er dann behalten durfte. Sie standen alle aufgereiht im Regal über seinem Schreibtisch. Alphabetisch sortiert natürlich.
    Auf der ersten Seite fand ich eine Nachricht.
    Warst du letzte Nacht hier?
    Worüber hast du mit Sam gesprochen?
    Ich warf einen schnellen Blick über die Schulter, um zu gucken, ob Dad etwas mitbekommen hatte. Hatte er nicht. Trev war in viele meiner Geheimnisse eingeweiht. Wenn ich hier einen besten Freund hatte, dann war es Trev. Er war auch der Einzige, der wusste, was ich für Sam empfand.
    Schnell schnappte ich mir einen Stift von meinem Schreibtisch und kritzelte meine Antwort unter seine Fragen.
    Ja. Warum ? Hat er was gesagt?
    Ich presste den Zettel gegen die Scheibe und Trev las ihn. Er schrieb seine Antwort ebenfalls auf und hielt sie für mich hoch.
    Er verhält sich auffällig. Er hat Nick heute Morgen angeblafft, weil er irgendwas über dich und Plätzchen gesagt hat. Außerdem schläft er in letzter Zeit immer weniger. Irgendwas stimmt nicht.
    Auf meinem nächsten Zettel stand:
    Ich weiß nichts. Aber ich behalte ihn im Auge.
    »Da bin ich mir sicher«, sagte Trev mit einem Lächeln.
    Ich grinste, ignorierte seinen Kommentar jedoch ansonsten und zerknüllte das Stück Papier. »Was soll ich als Nächstes für dich ausleihen? Hast du einen besonderen Wunsch?« »Irgendwas über Abraham Lincoln?« »Ich schau mal, was sich machen lässt.« Dann lief ich weiter zu Sams Zimmer. Er ernährte sich ziemlich bewusst, insofern waren Kekse nie sein Ding, doch ich wurde trotzdem langsamer. Er saß noch immer am Schreibtisch und las mit gebeugtem Rücken in seinem Buch. Technik im einundzwanzigsten Jahrhundert. Das hatte ich extra für ihn bestellt.
    Im Regal über ihm standen nur wenige Bücher, es waren überwiegend Nachschlagewerke. Sams Parzelle war ordentlich, sauber und kahl. Er sah kurz auf, als ich vorbeiging. »Na«, sagte er. Ich lächelte. »Na.« Und das war's auch schon.
    Nicks Zelle war die letzte. Er und ich waren nie gut miteinander ausgekommen. Um genau zu sein, hatte er mir sogar einmal ins Gesicht gesagt, dass allein mein Anblick für ihn schon unerträglich sei. Dabei hatte ich meines Wissens nichts getan, was ihn hätte verärgern können, und wenn doch, wäre Nick wohl der Letzte gewesen, der mit dem Grund lange hinterm Berg gehalten hätte.
    Auch ihm legte ich ein paar Kekse in die Durchreiche. »Hast du irgendwelche Wünsche? Ich gehe wahrscheinlich Ende der Woche wieder einkaufen. Eine neue Autozeitschrift? Wie viel Shampoo hast du noch?« Er mochte eine ganz spezielle
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