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Escape

Escape

Titel: Escape
Autoren: Jennifer Rush
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genug, um sie wirklich aufzufangen.
    »Ich habe sie gefunden«, sagte ich.
    Sam winkte den anderen, dass ich die Gräber entdeckt hatte. Cas und Nick folgten uns jedoch nicht, sondern liefen zurück zum Wagen, den wir vor dem schmiedeeisernen Tor abgestellt hatten. Sie wollten diesen Moment ganz uns überlassen und nicht stören.
    »Meinst du, es gibt auch ein Grab für Dani?«
    Sam sah in die Ferne, weit über die Grenzen des Friedhofs hinaus. »Keine Ahnung. Aber das lässt sich sicher herausfinden.«
    Ich nickte und spürte, wie plötzlich Trauer in mir aufstieg. Aus den wenigen Dokumenten, die uns der Speicherstick über sie geliefert hatte, hatten wir erfahren, dass sie, kurz bevor Sam in das Farmhaus verlegt wurde, gestorben war. Doch wir wussten nicht, was zu ihrem Tod geführt hatte. Eine weitere Frage, die offen blieb.
    Es war immer noch merkwürdig, sie mir als meine Schwester vorzustellen. Ich konnte mich einfach an nichts von ihr erinnern. Stattdessen kam sie mir vor wie eine entfernte Verwandte, die ich nie kennengelernt, die Sam jedoch einmal sehr viel bedeutet hatte. Sie musste auf eine einzigartige Weise großartig gewesen sein.
    »Und jetzt?«, fragte ich und rupfte die alten Blumen und Blätter aus der Vase. Gleichzeitig nahm ich mir das Versprechen ab, im Frühling mit ein paar frischen Blumen zurückzukehren. »Was machen wir jetzt?«
    Wir hatten die vergangenen Wochen in einem Motel auf der Oberen Halbinsel in Michigan verbracht, damit Sam zu Kräften kommen konnte, waren jedoch gestern von dort abgereist. Es war Sams Idee gewesen, auf dem Weg in den Süden in Port Cadia haltzumachen. »Damit du Abschied nehmen kannst«, hatte er gesagt. Jetzt, hier, war ich sehr dankbar dafür, obwohl es mich wahnsinnig unruhig machte, in dieser Stadt zu sein.
    »Wir suchen uns was«, sagte Sam. »Irgendetwas, wo wir länger bleiben können, damit wir in Ruhe das Material auf dem Speicherstick sichten können. Wir müssen herausfinden, ob es noch andere wie uns gibt, und wenn ja, welche Pläne die Sektion mit ihnen hat.«
    Unmittelbar nach unserer Flucht hatten wir angefangen, die Akten zu durchforsten. Bisher hatten wir eine Menge über das Mittel erfahren, mit dem wir genetisch verändert worden waren. »AD« wurde es dort genannt, kurz für »Altered Drug«. Doch auf dem Stick waren Hunderte von Ordnern. Es würde eine ganze Weile dauern, das alles durchzuarbeiten.
    »Und du bist dir sicher, dass ich keine Gefahr für dich bin?«
    Sam sah mich schräg an, mit einem Blick, der sagte, dass ich mich nicht lächerlich machen sollte.
    »Na ja«, ich zuckte mit den Schultern. »Ich wollte lieber noch einmal genau nachfragen, statt die ganze Zeit rumzugrübeln. Alles, was wir bisher erfahren haben, bestätigt ja das, was Nick mal gesagt hat. Ich bin für euch eine Last. Es wäre sicherer -« »Hör schon auf.« Er stellte sich hin.
    Ich verabschiedete mich schweigend von meinen Eltern und nahm dann die Hand, die Sam mir anbot, um mir aufzuhelfen. Doch selbst als ich stand, ließ er meine Hand nicht los.
    »Du bist keine Last. Den Teil der Behandlungsprotokolle habe ich sicher ein Dutzend Mal gelesen. Die Kommandokomponente ist nicht permanent.«
    »Aber wir wissen nicht, wie lange es dauert, bis sie sich abgebaut hat. Hast du keine Angst davor, dass die Sektion mich schnappt und dann gegen euch einsetzt?«
    Er lief los und zog mich mit, weil wir uns immer noch an den Händen hielten. »Ein Grund mehr für uns, zusammenzubleiben. Außerdem bist du der einzige Mensch, dem ich vertraue. So etwas gibt man nicht so schnell auf.«
    Ich lächelte. »Du traust mir mehr als Cas?«
    »Cas würde mich für einen Kasten Bier stehen lassen.«
    Mein Lachen hallte über den Friedhof. »Das ist nicht wahr!« Ich strich mir die Haare aus dem Gesicht. »Die anderen stehen voll und ganz hinter dir.«
    »Und trotzdem hast du mir das Leben gerettet.«
    Ein warmes Gefühl, so wie Sonnenstahlen auf nackter Haut, erfüllte mich. Er hatte natürlich recht. Das konnte ich nicht bestreiten. Ich hatte schon immer etwas für ihn übrig gehabt, ihn sogar geliebt; doch wenn man sein Leben für jemanden aufs Spiel setzte, veränderte das alles. Das ging weit über Liebe hinaus. Tausend Millionen Dinge fügten sich zu etwas Neuem. Zu Gefühlen, für die ich keinen Namen kannte.
    Als ich gesagt hatte, ich würde für ihn sterben, hatte ich das auch so gemeint. Und nun wusste ich, dass auch er sein Leben für mich riskieren würde.
    Eine leichte
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