Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Escape

Escape

Titel: Escape
Autoren: Jennifer Rush
Vom Netzwerk:
ich die Jungs sehen konnte. Cas warf unermüdlich einen Tennisball gegen die Decke seiner Zelle. Trev war in seinem Badezimmer verschwunden. Nick sah wieder fern. Und Sam... Sam lag einfach nur mit geschlossenen Augen auf dem Rücken.
    »Wie ist das Telefonat gelaufen?«, fragte ich. »War das Connor?«
    »Ja, war es. Und es ist gut gelaufen.«
    Connor gehörte zur Sektion und meldete sich oft, kam jedoch nur alle paar Monate vorbei, um sich die Jungs mal anzusehen. Stets fragte er bei der Gelegenheit, ob >die Einheiten< bereit waren. Dad verneinte jedes Mal. Und wenn ich ihn fragte, wofür die Jungs denn bereit sein sollten, bekam ich seine Standardantwort: Das ist geheim.
    Sam setzte sich auf, die Muskeln seiner Unterarme tanzten dabei. Jeden Tag trainierte er um Punkt zwei Uhr. Wenn man ihn beobachtete, hatte man das Gefühl, sein Leben folgte einer strengen Routine - und jede einzelne Bewegung zählte dazu.
    Ich schielte zur Digitaluhr an der Wand: 13:55.
    Sam zog sein T-Shirt aus und drehte sich um, sodass ich die Tätowierung auf seinem Rücken sehen konnte. Vier Birken bedeckten den Großteil seiner Haut, die Äste erstreckten sich über seine Schultern und zum Teil auch über seine Arme.
    Mit durchgedrückten Beinen beugte er sich vor und machte eine Reihe von Dehnübungen, bevor er die Position für Liegestütze einnahm. Ich hatte seine Liegestütze einmal gezählt, während ich so tat, als wäre ich eigentlich in ein paar Akten vertieft. Er schaffte in wenigen Minuten einhundert Stück und wurde dabei nie langsamer. Dad hatte gesagt, dass Stärke eins der Merkmale war, die bei ihm manipuliert worden waren, und Sam war der beste Beweis dafür, dass die Modifikation funktioniert hatte.
    Auf die Liegestütze folgten Situps. Zwei Zellen weiter trainierte Cas nach seiner ganz eigenen Methode, einer Mischung aus den Karatebewegungen, die er aus dem Fernsehen übernommen hatte, und modernem Hip-Hop.
    Um 14:51 ging Sam in die Abkühlphase über und machte noch ein paar Dehnübungen. Als er fertig war, schnappte er sich ein Handtuch von seinem Tisch, wischte sich den Schweiß von der Stirn und schaute zu mir herüber.
    Ich wurde rot und senkte schnell meinen Blick, tat so, als gäbe es etwas fürchterlich Interessantes auf dem Steuerpult, während er in seinem Badezimmer verschwand. Schon eine Sekunde später kam er wieder heraus und klopfte an die Scheibe.
    Ich sah auf.
    »Könnte ich etwas eiskaltes Wasser bekommen?«
    »Und ich ein Bier, bitte!«, rief Cas und fügte dann hinzu: »Aber Wasser geht auch in Ordnung.«
    Wenn ich allein gewesen wäre, hätte ich sofort zwei Gläser mit Wasser gefüllt und ihnen, ohne zu zögern, gegeben. Doch weil Dad hier herumschwirrte, leitete ich die Bitte an ihn weiter, schließlich hatte er das Sagen, auch wenn ich seine Tochter war.
    »Mach ruhig«, murmelte Dad und blinzelte angestrengt durch seine Brillengläser auf eine Akte.
    »Und einen Strohhalm?«, fragte Sam und deutete auf die Packung, die auf dem Tisch lag.
    »Natürlich«, sagte Dad und sah nicht einmal richtig auf.
    Nachdem ich Cas mit Wasser versorgt hatte, ging ich zu Sam. Kurz darauf nahm er seinen Becher aus der Durchreiche. »Danke.« Sein Oberkörper war noch immer nackt, und ich konnte nicht anders, ich musste die Narbe auf seiner Brust noch einmal ganz genau betrachten. Ich dachte wieder an Nick.
    Gab es noch mehr solcher Narben? Und wenn ja, wieso? Hatten Trev oder Cas auch welche?
    Als ich mich kurz darauf zwang, meinen Blick von der Narbe zu lösen und in sein Gesicht zu gucken, starrte Sam mich so intensiv an, dass mir ganz warm wurde. »Möchtest du sonst noch was?«, fragte ich.
    »Nein.«
    »Also gut«, erwiderte ich. »Dann mach ich mich mal wieder an die Arbeit. Viele Daten warten darauf, eingetippt zu werden. Und viele Ordner darauf... geordnet zu werden.«
    Ich drehte mich schnell um und sah, dass Dad mich ganz eigentümlich ansah. Wusste er, was in mir vorging? Konnte er mir das ansehen? Doch er steckte sich nur den Strohhalm wieder in den Mund und vertiefte sich in seine Arbeit. Ich atmete tief durch, versuchte, meine Beklommenheit abzuschütteln. Sam war in der Lage, mich wieder zu dem dreizehnjährigen Mädchen werden zu lassen, das ich gewesen war, als wir uns das erste Mal begegneten.
    Die folgende Stunde verbrachte ich damit, so zu tun, als würde ich Aufgabenblätter erstellen.

3  
    Als ich das erste Mal in das Labor eingebrochen war, hatte Nick mich sofort eingeschüchtert. Wie gebannt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher