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Es wird Tote geben

Es wird Tote geben

Titel: Es wird Tote geben
Autoren: Georg Haderer
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bekehren? In weiterer Folge versuchte er, seine Erregung und zunehmende Nervosität mit einem Glas Wein zu lindern. Gegen zwei Uhr früh schlief er über seinen Aufzeichnungen ein, an den Rand eines Zettels hatte er notiert: Ihr haltet euch wahrscheinlich für unsterblich. Seid ihr nicht. Am Ende seid ihr alle tot. Also versucht bis dahin, brav zu bleiben.
    Auf dem Weg zur Schule hatte er sich entschieden, diese Aussage ein wenig abzuschwächen und je nach Verhalten der Schüler doch ein paar Elemente aus der Guter-Bulle-Fassung einzubringen. Und war so letztendlich zwei Stunden lang durch ein selbst geschaffenes Dickicht geirrt, in dem sich banale Sicherheitstipps (Immer gut zusperren!) und umstrittene Thesen zur Entstehung des Bösen im Gehirn mit einem Worst-of selbst erlebter Tatorte verstrickten (Stichwort Verwesung). Dass jemand, der diesem Wahnsinn beigewohnt hatte, nun seine Nähe suchte, verwunderte ihn. Offenbar war selbst die vorhersehbarste Welt für Überraschungen gut.
    „Sie müssen uns helfen“, sagte das Mädchen bestimmt.
    „Muss ich … aha, und wobei?“
    „Meine Schwester … die war … da ist der Haidegger, diese Drecksau, und der ist außerdem ein Freund von meinem Vater … deswegen ist es ja noch viel beschissener.“
    „Bitte um Mäßigung in der Wortwahl“, meinte Schäfer.
    „Ja, ’tschuldigung, ist aber so … sonst könnten wir ja zu ihm gehen, also zu meinem Vater, aber dann sagt ihm der Haidegger …“
    „Die Drecksau.“
    „Was?“
    „Der Haidegger ist die Drecksau“, brachte Schäfer ein. „Jetzt möchte ich gerne wissen, was ihn zu dieser Drecksau macht, und wenn das strafrechtlich … also wenn der Haidegger auch laut Gesetz eine Drecksau ist, machen wir den nächsten Schritt.“
    „Und was ist der?“
    „Eine. Anzeige. Aufnehmen.“ Schäfer drehte den Bildschirm zu sich. Tat, als würde er irgendeine Vorlage abrufen und ein paar Eckdaten eintragen, schaltete in Wahrheit jedoch die digitale Stimmaufzeichnung ein.
    „Nein, das geht nicht“, erwiderte sie erwartungsgemäß, „deswegen bin ich ja zu Ihnen gekommen, weil das nicht geht.“
    „Wie heißt du überhaupt?“
    „Carola … Windreiter.“
    „Also, Carola … du willst in irgendeiner Sache, die der Haidegger gemacht hat und die deine Schwester betrifft, keine Anzeige erstatten, sondern eine andere Lösung … und deswegen kommst du zu mir …“
    „Genau.“
    „Zu einem Polizisten.“
    „Ja.“
    „Der dazu da ist, Anzeigen aufzunehmen, um gegen allfällige Täter vorgehen zu können und allfällige Opfer oder gefährdete Personen zu schützen …“
    „Wahrscheinlich, ja … aber Sie sind eben anders, weil Sie doch in Wien so ein …“
    „Also“, Schäfer stieß einen Altherren-Seufzer aus, der ihm sofort peinlich war, „was hat dieser Haidegger getan?“
    „Die Nadja … also meine Schwester, die war bei so einer Party … und als sie heimgegangen ist, ist der Haidegger vorbeigefahren und hat sie mitgenommen.“ Schäfer wusste, was jetzt kam, nur noch nicht, in welcher Intensität.
    „Und irgendwann war seine Hose offen …“
    „Ja … woher …“, fragte sie.
    „War er bereits erregt oder noch nicht?“
    „Wie?“
    „Hat er einen Steifen gehabt oder nicht?“
    „Weiß ich nicht … wieso?“ Sie starrte ihn halb wütend, halb verzweifelt an.
    „Hat dir deine Schwester das nicht erzählt?“, fuhr Schäfer fort und sah an ihr vorbei, ohne sie aus den Augen zu lassen.
    „Nein … sie hat gesagt, dass er zuerst so komisch herumgerückt ist, dass sie geglaubt hat, er muss furzen, deshalb hat sie weggeschaut, und dann hat er ihn plötzlich draußen gehabt und an sich herumgefummelt.“
    „Während der Fahrt?“
    „Zuerst … ja … dann ist er stehen geblieben und hat gesagt, dass sie ihm doch … weil er so nett war, sie mitzunehmen und … diese Drecksau …“
    „Wo hat er angehalten?“
    „Bei dem Parkplatz an der Hauptstraße … wo der Hofer und der Billa sind.“
    „Wo davor der Kreisverkehr ist.“
    „Ja“, meinte sie nach einem Moment des Nachdenkens.
    „Okay … der Haidegger ist also stehen geblieben und hat deine Schwester aufgefordert, an ihm sexuelle Handlungen vorzunehmen“, sagte Schäfer ruhig, „was genau denn?“
    „Wie was genau?“ Sie starrte ihn erschrocken an.
    „Du bist hier, weil du mir etwas erzählen willst, das meine Kollegen nicht wissen sollen“, unterbrach er sie forsch, „also gib mir eine Antwort: Was wollte er von ihr?“
    „Zuerst hat
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