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Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)

Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)

Titel: Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)
Autoren: P. J. Brackston
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er mit wirrem Haar und noch wirrerem Blick in Sichtweite donnerte. Breitbeinig in dem Wagen stehend, die Zügel in einer, eine Peitsche in der anderen Hand, sah er aus wie eine voluminöse bayrische Boudicca. Mit der Stute, deren Tempo zweifellos sahnebonboninduziert war, preschte er durch die versammelte Gesellschaft. Die Soldaten, die nicht auf so etwas gefasst waren, hasteten aus dem Weg. Gebrüll und Gejaule erklangen, als der bizarre Streitwagen mit seinem wahnsinnigen Fahrer am Höhleneingang vorbeijagte und schlitternd unter dem Wasserspeier, von dem Gretel gerade erst gerettet worden war, zum Stehen kam. Die Stute hielt so abrupt, dass Hänsel nach vorn geschleudert wurde, einen Salto über ihren breiten Rücken schlug und als zerschlagener, schlaffer Haufen Mensch vor den Füßen des Generals Ferdinand zu liegen kam.
    Mehrere Soldaten stürzten mit gezogenen Schwertern herbei. Hänsel kämpfte darum, sich aufzurichten, nach wie vor behindert von seinem schlecht sitzenden Wintermantel.Als er endlich der Lage gewahr wurde, der Schwerter, die auf seine Kehle zeigten, des Mangels an Kampfgeschehen und der Tatsache, dass seine Schwester von sicherem Boden aus unbekümmert zu ihm herüberschaute, erschien eine gewisse Bitternis auf seinen Zügen.
    »Herrgottsakra, Gretel, du hättest ruhig auf mich warten können«, sagte er. Dann, geschlagen mit einer Mischung aus Anstrengung, Hochgefühl und Erschöpfung, kippte er rücklings bewusstlos zu Boden.
    General Ferdinand trat näher an Gretel heran. Beunruhigend nahe, nach ihrem Gefühl. Doch auf der anderen Seite befand sie sich wieder einmal in Griffweite des anziehendsten Mannes, der seit sehr langer Zeit ihren Weg gekreuzt hatte. Ein Mann, der   – und das war wirklich wichtig   – an ihr interessiert zu sein schien. Versuchte sie sich zumindest einzureden. Aber was er an einer Frau attraktiv finden mochte, an der schlichtweg alles gewaltig war, die bei jeder ihrer Begegnungen unausweichlich unordentlich, unangemessen oder katastrophal gekleidet war, die immer schlimm ausgesehen hatte und meist bis zum Hals in Schwierigkeiten steckte, wusste sie nicht zu sagen.
    »Ich hatte mich schon gefragt«, bekundete Ferdinand beiläufig, »wie es gekommen ist, dass du dich auf eine solch gefährliche Mission begeben hast. Nun aber sehe ich, dass du ein wenig Hilfe hattest   …«
    »Hänsel gibt sein Bestes«, blaffte Gretel ihn an. Die Mängel ihres Bruders waren ihr durchaus bewusst, aber das hieß nicht, dass sie hören wollte, wie andere Leute sie thematisierten.
    »Aber gewiss«, stimmte ihr Ferdinand zu. »Auf jeden Fall hat das Schicksal gewollt, dass auch ich in greifbarer Nähe war, als deine Not am größten gewesen ist.«
    »Ich hatte alles im Griff!«
    »Allerdings. Deine List, deine Feinde in falscher Siegesgewissheit zu wiegen, indem du dich selbst an einen Wasserspeier hängst, scheinbar vollends hilf- und hoffnungslos, dich gar als Ziel für Schießübungen darbietest, war ein Geniestreich ohnegleichen. Deine originelle Vorgehensweise kann ich nur loben.«
    »Hätte ich anders gehandelt, könntet Ihr diesen Tag nicht als so siegreich verbuchen, Herr General. Stattdessen hätte sich eine der meistgesuchten Verbrecherinnen ganz Bavarias mit dem legendären Schatz des Herrn Riesen davongemacht, während Ihr Euch mit einem, wie habt Ihr es genannt   … Manöver vergnügt hättet.«
    Ferdinand studierte Gretels Miene. Ob ihre Begründung ihn überzeugt hatte oder eher der Ausdruck wachsenden Zorns, wusste sie nicht zu sagen. Doch auf einmal schien er zu spüren, dass er zu weit gegangen war, soweit es sie betraf. Dieses Mal lachte er nicht über sie, sondern bedachte sie mit einem aufrichtigen, warmen Lächeln.
    »Vergib mir. Zu viele Stunden in Gesellschaft harter Männer haben meine Manieren ausgehöhlt. Natürlich bin ich dir dankbar für deine Bemühungen.«
    »Dann gehe ich davon aus, dass von nun an keine Rede mehr von Entführung sein wird?«
    »Kein Wort.«
    »Und dass alle Anklagen gegen meinen Bruder und mich hinsichtlich der Morde an Müller und Bechstein fallen gelassen werden?«
    »Ich werde persönlich bei den Gendarmen in Bad am See vorsprechen. Wir haben Inge Peterson auf frischer Tag bei einem versuchten Raubmord erwischt. Und wir haben auchihre Männer, die wir problemlos überreden können, uns alles zu sagen, was wir wissen müssen, darauf wette ich.«
    »Ich darf annehmen, dass Herr Schmerz Euch mit Freuden dabei unstützen
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