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Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)

Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)

Titel: Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)
Autoren: P. J. Brackston
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wird.«
    »Ihr dürft.«
    Sie verfielen in Schweigen. Um sie herum gingen die Soldaten ihren Beschäftigungen nach, schleiften Leichen und Trümmer davon, fesselten Gefangene und halfen bei der Reparatur des mächtigen Eingangstors zur Höhle des Riesen. Zugleich schnarchte Hänsel vernehmlich.
    Inmitten dieser kuriosen Szenerie, umgeben von all der wenig reizvollen Aktivität, verging zwischen Gretel und Ferdinand ein winziger, aber außerordentlich spannungsgeladener Moment. Er streckte die Hand aus und strich ihr das Haar aus der Stirn. Gretels Augen funkelten. Bedauerlicherweise erzielte das keinerlei Wirkung auf Ferdinand, da Gretels pelziger Hut erneut gemächlich in seine bevorzugte Position abgeglitten war.
    »Gestatte mir, dich zurück nach Gesternstadt zu eskortieren«, sagte er. »Und dann, wenn du dich ausgeruht hast, können wir vielleicht irgendwo gemeinsam dinieren.«
    »Ein verlockendes Angebot, Herr General«, sagte Gretel, schob den Hut hoch und blinzelte unter dem Rand hervor. »Doch zuerst muss ich eine Frau wegen einer Katze aufsuchen.«
    *
    Als Gretel am Haus von Frau Hapsburg ankam, schien die Sonne warm genug, dass sie Hut und Schürze hatte ablegen können. Ihr Kleid war verschmutzt, und ihr Haar entwickeltesich allmählich zu dem gewohnten Chaos, aber die Zeit war ihr nicht lang geworden, denn unterwegs waren ihre Gedanken leichtfüßig zwischen General Ferdinand, der Behaglichkeit ihres Heims inklusive einiger Kostproben aus Hänsels Küche und der Aussicht, endlich bezahlt zu werden, hin und her gewandert.
    Im fröhlichen Sonnenschein zeigte sich der kleine Garten von seiner besten Seite. Die Blumen standen in voller Blüte, Vögel und Schmetterlinge flatterten stillvergnügt umher. Sogar Gretel, die solch sentimentalen Freuden gegenüber normalerweise immun war, gestattete sich, den Anblick zu genießen, und schob ihr verändertes Zartgefühl darauf, dass sie die letzten paar Tage in sehr kalten und trostlosen Umgebungen hatte verbringen müssen. Nicht einmal der kätzische Wildwuchs unter den Pflanzen vermochte ihre Hochstimmung zu dämpfen.
    Die Eingangstür des Hauses stand offen, doch von Frau Hapsburg war keine Spur zu sehen.
    »Hallo?«, rief Gretel und lugte hinein. »Jemand zu Hause? Frau Hapsburg, bist du da?« Als sie keine Antwort erhielt, trat sie über die Schwelle und ging die Diele hinunter. Weitere Katzen tauchten auf, wickelten sich um ihre Röcke und musterten sie aus argwöhnischen Augen. In Gretels Leinenbeutel fing Seppl zu zappeln an, als würde sie spüren, dass sie daheim war.
    Gretel bahnte sich einen Weg ins Wohnzimmer, in das sie bei ihrem ersten Besuch geführt worden war. Dort fand sie Frau Hapsburg vor, friedlich dösend in ihrem gewaltigen Lehnsessel, umgeben von ihren kostbaren Haustieren, die im Chor ein vollendetes Schlaflied für sie schnurrten. Gretel beugte sich vor und tippte der Frau auf den Arm.
    »Frau Hapsburg, ich bin es, Gretel.«
    »Was? Oh!« Augenblicklich war sie da. »Fräulein Gretel! Was bringst du für Neuigkeiten? Was willst du mir sagen?«, fragte sie, schüttelte den Kopf, rückte die Brille zurecht, setzte sich auf und vertrieb in ihrem Eifer, wach zu werden, einige ihrer Katzen.
    Gretel schaute sie an und zögerte. Als sie den Auftrag übernommen hatte, die vermissten Tiere zurückzubringen, hatte sie dies trotz ihrer heftigen Abneigung gegenüber Katzen getan. Zwar brachte sie den Kreaturen nach wie vor keine persönliche Zuneigung entgegen, doch hatte sie inzwischen begriffen, dass diese Tiere für manche Leute einen gewissen Wert hatten. Den Einsamen und Hoffnungslosen konnten sie ein Troft sein, wie der Herr Riese es so eloquent zum Ausdruck gebracht hatte.
    Gretel räusperte sich, verärgert über den Kloß in ihrer Kehle und die Tränen, die ihr in die Augen zu steigen drohten.
    »Ich habe allerdings Neuigkeiten. Aber ich muss dich warnen, ein Teil davon ist nicht erfreulich.« Sie hielt inne, um Frau Hapsburg einen Moment Zeit zu geben, sich zu wappnen. »Ich muss dir zu meinem Bedauern mitteilen, dass Luitpold und Floribunda nicht mehr nach Hause zurückkehren werden.«
    »Nicht?«, wiederholte Frau Hapsburg mit piepsiger Stimme. »Bist du sicher? Hast du gründlich gesucht?«
    »Ja.«
    »Bist du der Beschreibung gefolgt, die ich dir gegeben habe?«
    »Buchstabengetreu.«
    »Schildpatt? Rotbraun mit vier weißen Pfoten?«
    »Keine Schildpattkatze zu finden. Keine Rotbraune mit weißen Pfoten.«
    Frau Hapsburg bemühte sich
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