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Es ist ja so einfach

Es ist ja so einfach

Titel: Es ist ja so einfach
Autoren: Mary Scott
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Jeden Morgen auf der Fahrt zur Redaktion komme ich doch an einem vorbei! Dort werde ich den Hund lassen, bis er verkauft ist.«
    Venedig schlug liebenswürdig die Augen auf und spitzte ein Ohr. Ein fremder Beobachter hätte vielleicht in diesen Augen ein höhnisches Lächeln entdecken können. Zwinger? Dürfte kaum in Betracht kommen.
    Das kam nicht nur nicht in Betracht, sondern ich erfuhr auch sehr bald, daß der Plan nicht zu verwirklichen war. Beim ersten dieser Hundeasyle wurde mir erklärt, es sei nur für kleine Hunde Platz. »Eine Dänische Dogge? O nein. Ganz ausgeschlossen. Bedaure sehr.«
    Verzweifelt bat ich die Leute, mir die Adresse einer Konkurrenz zu geben, was sie auch taten. Mit verdächtigem Eifer. Als ich dort anrief, meldete sich die Inhaberin in geradezu überschwenglichen Tönen: »O ja, Platz haben wir. Sie werden ganz selig sein über Ihr kleines Hündchen, wenn Sie es bei uns lassen! Wir lieben die Tierchen ja so. Wie meinten Sie? Eine Dänische Dogge? Nein, dann tut’s mir leid. Wissen Sie, es ist einfach eine Raumfrage. Probieren Sie’s doch mal beim >Heim für Lieblingshunde<. Ich gebe Ihnen die Telefonnummer.«
    Unter die Lieblingshunde aber wurden Riesendoggen nicht gerechnet. »Sind prächtige Geschöpfe, gewiß, aber was die fressen...! Und Sie wissen ja, was es heute heißt, das richtige Fleisch zu beschaffen. Ein schreckliches Problem.«
    Als ich einhängte, war mir klar, daß darin nur eines der sich vor mir erhebenden Probleme lag. Eingedenk meiner kleinen Lammkotelettes und Filetsteaks stellte ich mir das Gesicht meines Fleischers vor, wenn ich drei Pfund Rindfleisch verlangte.
    Meine Gedanken richteten sich wieder, rachedurstig, auf Luigi, der jetzt über den Wolken schwebte und sorglos und charmant sein berühmtes Lächeln einer Stewardeß schenkte. Sorgenfrei. Vor allem aber doggenfrei.
    Sonderbar, ich hatte eigentlich nie recht bemerkt, daß er einen Hund besaß, noch dazu so einen. Jetzt entsann ich mich vage, daß er mir vor ungefähr vier Wochen erzählt hatte, er habe einen gekauft. Aber ich hatte kein Interesse für Hunde. Damals. Ich hatte auch gehört, daß ein junges Mädchen ihn wegen dieses Leibwächters uzte. Wie schrecklich malerisch er mit dem Tier zusammen gewirkt hätte. Malerisch? Natürlich war das wieder nur ein Ausdruck seiner greulichen Sensationslust gewesen.
    Düster brütend hockte ich da und vergaß ganz, daß ich die Stirn nicht runzeln wollte. Auf einmal klopfte es an die Tür. Andy natürlich, der stets Verfügbare. Falls ein Mensch mir helfen konnte, dann er, denn in ihm hatte ich während der vier Jahre in dieser Wohnung einen nie versagenden und stets findigen Freund gehabt. Andy hatte im Leben praktisch schon alles gemacht. Auf ihn hatte ich mich jederzeit verlassen können, ob es um ein undichtes Wasserrohr ging oder junge Männer abgewimmelt werden mußten, die unbedingt in der Wohnung warten wollten, bis ich abends nach Hause käme. Dem Himmel sei Dank, daß es Andy gab.
    In tragischen Tönen rief ich: »Treten Sie ein, Andy, und sehen Sie sich an, was hier los ist.«
    Venedig wurde hellwach, als die Tür auf ging, und ließ flüchtig ein tiefes Knurren hören. Mir mißfiel der besitzergreifende Klang in diesem Knurren, doch Andy störte das nicht. Er war ein waschechter Neuseeländer und stolz darauf. Groß, mit mächtig breiten Schultern, aber keineswegs dick oder massig. Und offenbar ein Hundefreund. Er ging gleich auf diese Kreatur zu, hielt ihr den Handrücken zum Beschnüffeln hin und sagte: »Wie geht’s uns denn, Kumpel?« Und sofort rappelte der Hund sich vom Bett hoch und blickte ihn ergeben an. Dann setzte er sich vor ihn hin, bot ihm eine überwältigend große Tatze zum Gruß und peitschte mit seinem Schwanz die Wand. Da auf diese Wand auch Alfred Hinton ein Anrecht hatte, wurde ich etwas unruhig.
    Als ich Andy den Vorgang erzählte, feixte er. »Da hat er Ihnen aber einen übergebraten! Dieser Itakker war’s doch, der sich hier ständig herumtrieb, wie? Immerhin, es ist ein schöner Hund, und wohlerzogen.«
    »Mag schon sein, aber keins von den Asylen will ihn nehmen, und Mr. Dunn wird so böse sein, daß er mir mit acht Tagen Frist kündigt. Die anderen Mieter werden schon kribbelig, und der Hund wird immerfort auf mein Bett springen, und ich habe einen furchtbar arbeitsreichen Tag vor mir und — ach, Andy, was soll ich bloß machen?«
    Ich glaube, er befürchtete, daß ich in Tränen ausbrechen würde, denn er sagte
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