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Es ist ja so einfach

Es ist ja so einfach

Titel: Es ist ja so einfach
Autoren: Mary Scott
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»Aber, meine schöne Helen, verstehst du denn nicht, daß für mich der Himmel — wie sagt ihr das auf englisch? — ach ja: daß der Himmel mein oberster Punkt ist. Vor nichts werde ich machen halt.«
    Na ja, heute morgen sah es ganz so aus, als ob er vor nichts haltmachte. Eine große Dänische Dogge war für Luigi, wenn er Laune dazu hatte, bloß eine Lappalie.
    Damit sollte er selbstverständlich bei mir nicht durchkommen. Gleich wollte ich ihm das Untier zurückschicken, und zwar mit einem vernichtenden Denkzettel. So sagte ich jetzt mit großer Würde — jedenfalls so viel Würde, wie der nicht für die Straße gedachte Schlafanzug zuließ: »Natürlich werde ich — werde ich jemanden anrufen.« Luigi nämlich gedachte ich anzurufen, um ihm gründlich die Leviten zu lesen.
    Mrs. Hinton jedoch gehörte zu den unangenehmen Frauen, die logisch denken und stets mit den Füßen auf dem Boden der Tatsachen bleiben. Kalt sagte sie: »Das kann kein entlaufener Hund sein — der wurde mit Absicht an Ihre Haustür gekettet.«
    »Ausgesetzt«, zirpte Miss Cole, die das Drama in vollen Zügen genoß. »Ausgesetzt, wie ein klein winzig Kindlein am Kirchenportal.«
    Jetzt aber riß mir die Geduld. »Zum Kuckuck mit Ihrem klein winzig Kindlein!« rief ich. »Das Tier ist so groß wie ein Kalb, und mein Wunsch ist, daß Sie sich alle wieder schlafen legen!«
    Ich löste die Kette vom Vorbau und zögerte noch einen Moment. Aber natürlich, ja, einstweilen mußte ich die Bestie schon mit in die Wohnung nehmen. Meine kurze Unschlüssigkeit war auch ein Fehler, denn der Hund hatte seinen Entschluß sofort gefaßt und preschte vor mir in den Flur. Das Ergebnis war unvermeidlich: Er wickelte mir dabei die Kette um die Füße, so daß ich lang hinschlug.
    Bis ich, mit einigen der Lage entsprechenden Äußerungen, wieder hochgekommen war, hatte der Hund, der mit schief geneigtem Kopf zuhörte und meinen Wortschatz offenbar nicht wichtig nahm, sich bereits >eingelebt<. Mit einem Wisch seiner muskulösen Rute beseitigte er vom Nachttisch meine Uhr, zwei Bücher, ein Glas Wasser und drei Briefe, die ich noch beantworten wollte. Nach dieser beachtlichen Leistung richtete er sich stolz auf, beäugte kritisch mein Bett, fand es ganz brauchbar und sprang vergnügt hinein, ohne Rücksicht auf die teure Matratze und das fein gewaschene Bettzeug. >So ist’s besser<, sprachen seine milden, klaren Augen. >Endlich wird’s gemütlich für mich. Die Nacht draußen, meine Liebe, die war ja auch wirklich übel!< Dann legte er den Kopf auf seine Pfoten und schlief ein.
    Ich betrachtete ihn und fühlte mich, beinahe zum erstenmal in meinem Leben, völlig ratlos. Wie wurde man mit einer übergroßen Dogge in einer kleinen Wohnung fertig? Wütend ergriff ich den Brief von Luigi und riß ihn auf. Wenn dies einer seiner kindischen handgreiflichen Scherze sein sollte, war es ein verflixt dummer.
    Es war jedoch kein Scherz. Als ich den Brief gelesen hatte, saß ich einen Moment still, vor Schreck und Zorn wie betäubt. War der Mann total verrückt? Im ersten Teil enthielt der Brief natürlich alle die nichtssagenden Floskeln, an die ich von Luigi schon gewöhnt war.
    »Meine Schöne mit dem Herzen aus Stein!« Das sagte er, weil ich seine lächerlichen Heiratsanträge stets abgelehnt hatte. »Endlich finde ich mich mit meinem Schicksal ab.« Wofür ich ihm dankbar sein durfte, denn er machte mich allmählich bei allen meinen Bekannten zum Gespött. »Zu oft habe ich meine Liebe vor Deine schlanken Füße gelegt. Zu oft hast Du sie von Dir gestoßen.« Wahrhaftig, Luigi verstand, auch bei seiner blumigen Ausdrucksweise, ganz dramatisch zu schreiben. »Vorige Woche erst noch, als ich Dir von meiner Leidenschaft flüsterte — was sagtest Du da? Lauf lieber zum Spielplatz, du grüner Junge. Das hast Du gesagt.« Na ja, was hätte ich sonst sagen sollen! »Es war eine Beleidigung, jawohl. Und so laufe ich jetzt, oder vielmehr fliege ich — denn sogar in diesem Augenblick vermag ich noch den letzten Scherz zu treiben...« Eine höchst witzlose Tat, aber — was meinte er mit >fliegen
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