Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es ist ja so einfach

Es ist ja so einfach

Titel: Es ist ja so einfach
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
wir heimfuhren, sagte ich zu John Muir, dieses Wochenende habe mich von meinen Kümmernissen einigermaßen geheilt und ich könne jetzt alles aus größerer Distanz sehen.
    »Stimmt. Das hatte ich damit auch erreichen wollen«, gab er zurück. »Wie wär’s, wenn Sie sich jetzt die Kameradschaftsfrage noch mal überlegten?«
    Kameradschaft! Wie er auf diesem abscheulichen Wort herumtrommelte, und wie sehr ich bedauerte, mich an dem Abend, als Trina uns verließ, so aufgespielt zu haben. Kalt sagt ich: »Vielleicht bin ich eine Geschäftsfrau, aber Sie überschätzen meine Fähigkeit, derart kühl und objektiv zu denken.«
    Das regte ihn keineswegs auf. Er warf den Kopf zurück, der Elende, und brüllte vor Lachen. »Welch ein herrlicher Satz!« sagte er. »Diese gewichtigen Wörter, die man kaum noch gebraucht, höchstens liest! Jedenfalls fällt mir daran auf, daß Sie Journalistin gewesen sind.«
    Gab es Menschen, die einen noch mehr reizen konnten als er? Trotzdem mußte ich lachen und fühlte mich veranlaßt zu sagen: »Ich gehörte keineswegs zu den intellektuellen Journalisten und habe mich eigentlich viel schlichter ausgedrückt. Mein Publikum hätte mich sonst nicht verstanden.« Nun erzählte ich ihm von >Tante Maudie<, wobei er merkwürdigerweise nicht lachte, sondern nachdenklich sagte: »Sicher haben zahlreiche Leute auf Ihre Auskünfte gewartet und haben bedauert, als Sie aufhörten.«
    »Dessen bin ich nicht so sicher. Es war noch jemand in der Redaktion, der das gut fortsetzen konnte. Vielleicht habe ich die Leutchen mehr vermißt als sie mich. Immerhin hat es Spaß gemacht, sich den Anschein großer Weisheit zu geben.«
    »Ohne jedoch in eigener Sache weise zu sein«, sagte er leise.
    Langes Schweigen, dann sprach er wieder. »Nun? Das Angebot ist noch offen, Verehrteste. Wie sieht’s also aus?«
    Klang immer noch nicht gerade überschwenglich. Zum erstenmal hatte er mich >Verehrteste< genannt, und es läßt sich kaum behaupten, daß das ein sehr aufregendes Kosewort war. Ich antwortete: »Kommt nicht in Frage. Wie könnte ich?«
    »Weshalb nicht?«
    Seine Stimme hatte jetzt einen anderen Klang. Er tat gar nicht mehr so, als könnte es Scherz sein, und das machte mich wehrlos. »Weil ich — ganz einerlei, was ich äußere, wenn ich so schrecklich weltklug sein möchte — keinesfalls auf diese Weise heiraten will. Mit einer so geschäftsmäßigen Vereinbarung! Nie könnte ich einen Mann heiraten, der mich nicht liebt.«
    »Und woher nehmen Sie die Behauptung, daß ich Sie nicht liebhätte?«
    Wie töricht kann der Mensch sein? Ich begann wahrhaftig zu heulen und sagte, unterbrochen durch sehr unschöne, fast wie Schluckauf klingende Schluchzer: »Das haben Sie ja nicht gesagt. Nicht ein einziges Mal...«
    John steuerte den Wagen behutsam an den Straßenrand und sagte: »Also jetzt wollen wir die Sache endlich klären, ein für a...« Und dann geschah das Unglaubliche: Ein furchtbarer Bums, ein Krachen, das Auto schwankte, und für eine Sekunde war mir, als sähe ich ein großes, langes, behaartes Gesicht, das mich durchs Fenster anstierte. Es war eine gemütliche Dunkelheit, als läge ich weich auf Kissen, und nur zögernd machte ich mich aus ihr frei. Ich lag im Gras, mein Kopf lehnte an einer Schulter und ich hörte eine Stimme sagen »Liebste... Liebste...«
    Es war so bezaubernd, daß ich unwillkürlich sagte: »Schön!«
    Das tat sofort seine Wirkung, denn John sagte mit gänzlich anderer Stimme: »Keine Verletzung? Wunderbar. Aber bitte nicht aufrichten. Du hast dir den Kopf tüchtig gestoßen.«
    Ich blieb zufrieden liegen und fand, daß dies sogar mit dem rasenden Kopfschmerz nicht zu teuer bezahlt war. Doch auch die schönste Episode muß zu Ende gehen. Ich hörte John sagen: »Jetzt muß ich mal sehen, daß ich jemanden finde, der den Wagen herausholt.«
    Da bemerkte ich, daß das Auto im Graben elegant auf die Seite gekippt war. »Was ist denn nur passiert?« murmelte ich, aus Vorsicht noch mit gedämpfter Stimme.
    »Ein schwerer Ackergaul sprang vom Grabenrand direkt gegen den Wagen. Ein Wunder, daß du nicht getötet wurdest.«
    »Ach, das war das große Gesicht! Ich glaubte, es geträumt zu haben.«
    »Leider nicht. Ich sah das Tier erst, als es anprallte. Spürst du wirklich keine Verletzung?«
    »Nein — bloß Kopfschmerzen. Aber was ist aus dem armen Pferd geworden?«
    Die Frage schien John zornig zu machen. »Das Biest erhob sich und trottete davon, ganz unversehrt! Sah sogar
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher