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Es ist ja so einfach

Es ist ja so einfach

Titel: Es ist ja so einfach
Autoren: Mary Scott
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können die Leute bei mir anrufen und zur Besichtigung kommen.«
    Andy schien das Zepter übernommen zu haben, und ich war noch zu verdattert, um Einspruch zu erheben. Wir komponierten das Inserat, und dann sah ich die zwei nebeneinander abmarschieren. Ein imposantes Paar. Ein Segen, daß in seinem Häuschen keine Gattin wartete, um die Invasion ärgerlich abzuweisen. Jeden seiner kleinen Räume konnte Venedig allein fast ausfüllen und machte den kleinen Garten bestimmt zur Wüste. Mich tröstete das Bewußtsein, daß Mr. Dunn sich völlig klar darüber war, daß er einen so anständigen und tüchtigen Hausverwalter wie Andy nie wieder bekommen würde. Für ein paar Tage jedenfalls mußte er schon ein Auge zudrücken und den Hund im Hause dulden. Ich freilich ahnte damals noch nicht, wie viele Tage es sein würden.
    Eiligst fuhr ich zur Redaktion, dankbar, daß es mir gelungen war, diese Bürde auf Andys starke Schultern abzuwälzen. Ich hatte ein beträchtliches Pensum Arbeit vor mir, und im stillen quälte mich eine besondere Sorge. Schon über zwei Wochen hatte ich von Peter keine Nachricht. Ob da etwas passiert war?
    Peter liebte den Journalismus nicht so wie ich. Der Unterschied zwischen uns war, daß er wirklich gute Ideen hatte und den Wunsch, etwas von bleibendem Wert zu schreiben. Beides traf bei mir nicht zu. Ich liebte meine Tätigkeit und genoß schwelgerisch die ungewöhnlichen Briefe, die mir zugingen, und die seltsamen Charaktere, die sie enthüllten, doch über sie zu schreiben fiel mir gar nicht ein. Peter murrte zwar nie, aber es war nicht zu erwarten, daß Betrunkene und Scheidungsfälle bei ihm besondere Begeisterung erweckten, und einstweilen schien das ja noch sein Ressort zu sein. Da er jedoch von Hause aus nur achtzig Pfund im Jahr hatte, hielt er auf seinem Posten durch.
    Ich hatte allerdings keine Zeit, mir viel Kopfschmerzen über Peters Schweigen zu machen oder an die peinliche >Venedig< zu denken. Es war nach fünf, als ich heimkam, und mein erster Gedanke war die Post. Ja, ein Brief von Peter war dabei, ein langer sogar. Ich öffnete ihn sofort, ohne erst den Tee zu bereiten, den ich mir den ganzen Nachmittag versprochen hatte.
    Als ich alles gelesen hatte, saß ich eine Minute stumm da, wie erschlagen. Zwei Schrecknisse an einem Tage! Dann fing ich wieder an und las den ganzen Brief noch einmal.
    »Vorige Woche schrieb ich Dir nicht, weil ich, mit einer dieser blöden Erkältungen behaftet, im Bett liegen mußte und nicht zum Dienst gehen konnte. Ich wollte Dich nicht beunruhigen. Meine Wirtin regte sich über den Husten mächtig auf und ließ Thorny kommen. Der meint, ich sollte lieber mal ein Weilchen ausspannen. Um meine Stellung brauche ich mich nicht zu kümmern, denn die habe ich aufgegeben. Aber erschrick deswegen nicht, lieb Schwesterlein. Es geht alles seinen Gang.
    Kurz bevor diese Erkältung mich packte, habe ich einen ziemlichen Schlag gekriegt. Meine alte Freundin im Nebenzimmer ist gestorben. Gewiß, sie war achtzig und hat ein schönes Leben gehabt, also ist’s eigentlich egoistisch, daraus eine Tragödie zu machen, aber ich vermisse sie doch. Der Tod hat sie im Schlaf geholt, gerade einen Abend bevor wir zusammen ins Kino gehen wollten. So hat sie sich’s gewünscht, aber es kommt mir seltsam vor, sie nicht in der Nähe zu haben, wenn ich in so schlechter Form bin, und die Freude, mit ihr über neue Bücher zu sprechen, wird mir fehlen. Sie war ein Ausnahmemensch, und mir ist, als hätte ich eine besonders liebe Großmutter verloren.«
    Hier machte ich eine Pause. Ja, Mrs. Catos Tod mußte für Peter ein Schlag gewesen sein. Sie hatten sich, als er die Arbeit in der fremden Stadt aufnahm und das Zimmer neben ihr mietete, gleich angefreundet. Mrs. Cato war ein Original, eine geistreiche, tolerante Frau. Peter hatte seine freie Zeit großenteils bei ihr verbracht. Sie war, als kinderlose Witwe, vor dreißig Jahren nach Neuseeland gekommen, auf Vorschlag eines ihrer Brüder, eines Schafzüchters, der seine Frau verloren hatte. Da sie an Selbständigkeit gewöhnt war, hatte sie es vorgezogen, nicht sein Haus mit ihm zu teilen, sondern hatte sich, als er ihr ein Stück von seinem großen Landbesitz schenkte, selbst eins bauen lassen. Das Leben unter freiem Himmel hatte sie herrlich gefunden, hatte aus Liebhaberei Pferde gezüchtet und war bis zum Tode ihres Bruders dort geblieben. Dann war sie in die Stadt übergesiedelt, da sie, wenn auch ungern, einsehen mußte, daß sie
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