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Es ist ja so einfach

Es ist ja so einfach

Titel: Es ist ja so einfach
Autoren: Mary Scott
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jedoch meinem Mitgefühl akustisch Ausdruck.
    »Als es zu Ende war, fuhren wir zu Besuch zur Mutter meines Mannes. Sie ist bettlägerig, deshalb blieben wir nicht lange, und nun sind wir wieder zu Hause.«
    »Dann kommen Sie doch einmal und sehen Sie sich unser Camp an. Trina würde sich auch gern noch von Ihnen verabschieden, sie verläßt uns ja in Kürze.«
    »Ach!? Hat sie’s also auch auf diesem Posten nicht lange ausgehalten?«
    Ich holte tief Luft. Trina hatte mich gebeten, Alf und Melly zu bestellen: »Ich habe sie beide immer besonders gern gemocht, glaube aber kaum, daß sie die >Witwe< geschluckt haben. Also sag ihnen, daß ich zu meinem Mann zurückkehre und fortan glücklich und in Frieden leben werde.«
    »Daß du zu deinem Mann zurückgehst, werde ich ihnen jedenfalls sagen«, hatte ich erwidert. »Das werden sie natürlich weitererzählen. Es wird sie so erfreuen, daß sie gar nicht anders können. Ähnlichkeiten des Schicksals, und so weiter. Wieder ein Ehepaar neu vereint.«
    »Soll mir recht sein. Es wird sonst niemanden interessieren, höchstens die Morris’. Eigentlich wäre mir auch lieb, daß Mrs. Morris es weiß. Die ist ja gar nicht so übel, und ich habe sie garstig behandelt. Aber ich fühlte mich doch so elend und ihn konnte ich einfach nicht ausstehen.«
    Also hatte ich mich in medias res gestürzt und Alf und Melly erzählt, Trinas Mann habe nun endlich eine Praxis, ziemlich weit von hier, und deshalb müsse sie uns verlassen. Das klang ziemlich normal, ohne daß etwas von der fortgelaufenen Ehefrau erwähnt wurde. Besonders erstaunt schienen beide nicht zu sein.
    »Nettes kleines Ding«, bemerkte Alf. »Hat Dusel, der verflixte Doktor.« Und Melly sagte nur dunkel, so seien Ehen ja immer. Phyllis Morris jedoch war sichtlich erschüttert.
    »Aber wir dachten... Hatten als selbstverständlich angenommen... Sie hat ja nie gesagt, daß sie...«
    Ich fuhr eilig dazwischen mit dem spöttischen Kommentar, es sei doch komisch, wie heutzutage jeder voraussetzt, eine Frau ohne sichtbaren Mann müsse Witwe sein. Das zeige so recht, wie altmodisch wir eigentlich wären.
    Mrs. Morris, die etwas schockiert aussah, sagte langsam: »Ja, wenn ich’s mir recht überlege, haben wir tatsächlich so gedacht. Ich glaube nämlich nicht, daß Mrs. Macleod jemals direkt gesagt hat, ihr Mann sei tot. In Privatsachen war sie äußerst reserviert, was man eigentlich bei ihr gar nicht erwartet hätte.«
    »Ja, Trina spricht über sich selbst wenig. Sie hat sich im Camp großartig bewährt und wird uns sehr fehlen, aber Doktor Macleod verlangt, daß sie baldmöglichst nach Hause kommt. Und da er jetzt eine Praxis auf dem Lande hat, liegt ja kein Grund vor, das noch aufzuschieben.« Damit glaubte ich, den Kern der Sache ganz gut verschleiert und unterstellt zu haben, daß Trina und Angus nur infolge mysteriös gebliebener Umstände getrennt gewesen seien.
    Mrs. Morris besaß Takt genug, in dem Punkt nicht weiter zu forschen. Sie sagte: »Vermutlich haben Sie ja jetzt nicht übermäßig viel Arbeit? Was hat denn Mrs. Macleod bei Ihnen eigentlich gemacht?«
    »Vielerlei, sehr viel. Sie hat sich um die Hunde und Katzen in dem Gehege gekümmert, hat unseren kleinen Laden betreut und war stets zur Hand, wenn irgendwo Unfriede drohte, der sich fast immer durch ihre Vermittlung in Wohlgefallen auflöste. Wenn Sie mal kommen und das Camp besichtigen, wird Ihnen klarwerden, wieviel Trina geleistet hat.«
    »Das möchte ich ja gern. Habe nichts Eiliges vor. Vielleicht könnte ich gleich jetzt mit Ihnen hingehen?« Das war ohne Betonung gesagt und klang trotzdem geradezu begeistert.
    »Gewiß«, antwortete ich. »Muß nur erst noch einen Brief zur Post bringen. Ich gebe nämlich ein Inserat auf, in der Hoffnung, jemanden zur Aushilfe für die nächsten sechs Wochen zu finden. Groß wird die Aussicht nicht sein, aber vielleicht will doch zufällig jemand zur Abwechslung mal gern an die See und ist deshalb zu dieser Tätigkeit bereit.«
    Auf dem Wege zum Camp plauderten wir über dies und jenes, und Mrs. Morris sprach von einer Bekannten, die ein Kind adoptiert hatte. »Ich bin überzeugt, daß man ein fremdes Kind genauso liebhaben kann wie ein eigenes«, sagte sie traurig. Und es sei doch merkwürdig, wie unsympathisch die Menschen im allgemeinen eine Adoption fänden. Sie sah ebenso dürftig aus wie bei unserer ersten Begegnung, hatte das Haar immer noch straff zurückgekämmt, und was sie trug, schien ihr jetzt völlig
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