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Es interessiert mich nicht, aber das kann ich nicht beweisen. Roman

Es interessiert mich nicht, aber das kann ich nicht beweisen. Roman

Titel: Es interessiert mich nicht, aber das kann ich nicht beweisen. Roman
Autoren: Frank Spilker
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wohl nicht darum herum kommen, in den Bergen herumzukraxeln, auch wenn meine Schuhe dafür denkbar ungeeignet sind. Die Sohlen sind glatt und verschlissen.
    »Hey, Matthias hier.«
    Habe ich schon wieder ein Gespräch angenommen? Ich kann mich nicht erinnern.
    »Tut mir leid«, höre ich ihn nuscheln, »ich bin besoffen.«
    »Um diese Tageszeit schon?« Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihn richtig verstanden habe, denn der Empfang ist miserabel.
    »Wir hatten nur noch Bier im Kühlschrank. Das Leitungswasser darf man ja nicht trinken.«
    Das Gespräch bricht ab. Ich blicke ratlos auf das Display und will das Handy gerade ausmachen, da höre ich ihn wieder.
    »Stell dir vor, was mir gerade passiert ist. Ich hab versucht, ins Büro zu kommen, weil wir da noch ein paar Kisten Wasser stehen hatten – dachte ich jedenfalls.«
    »Na und?«
    »Alles verrammelt. Irgendjemand haust in unserem Büro und lässt niemanden herein. Schröter will ohne deine ausdrückliche Erlaubnis oder die der Polizei nicht die Tür aufbrechen. Die Fensterbänke sind mit Kakteen und irgendwelchem Müll vollgestellt, man kann von draußen nichts sehen.«
    »Das klingt, als wäre jemand durchgedreht. Bestimmt Martin oder Dimitri. Lasst ihn einfach in Ruhe, dann passiert schon nichts.«
    »Schade nur um das schöne Wasser.«
    »Ach, ihr spinnt doch alle. Mach den Mund auf und lauf drei Runden um den Block, wenn du Durst hast.«
    Er lacht – oder ist das kein Prusten, was da verzerrt durchs Telefon dringt, sondern ein Schluchzen? »Nein danke, Thomas, da trinke ich lieber weiter das Bier aus dem Keller.«
    Ich will ihn noch fragen, ob er mit Andrea gesprochen hat, aber die Verbindung reißt wieder ab. Das Handy zeigt kein Klötzchen mehr für die Antennenleistung und nur noch drei Prozent Akkuladung an, also mache ich es aus.
    Schwester Ursula ist die schlimmste. Alle anderen geben auch mal nach, Schwester Ursula nie. In der Nacht ist es fast immer sie, die in ihrem weißen Kittel auf den Fluren herumschleicht. Ihre weißbesockten Füße stecken in Sandalen. Sie hat kein Gesicht und keine Haare, stattdessen trägt sie eine Maske unter der grauen Haube. Die Bettnässer sind ihre ärgsten Feinde.
    Als die Mittelgebirgslandschaft im ewigen Grau neben uns immer steiler aufragt, hält der Zug endlich im Schwarzwald oder jedenfalls in der Nähe und spuckt die Fahrgäste in den Kleinstadtfeierabend aus. Drei farblose Busse auf dem Bahnhofsvorplatz sammeln die im Zug verbliebenen Schüler auf, um sie in die jeweiligen Heimatdörfer zu kutschieren. Reisende wie ich scheinen bei den Busfahrern nicht auf der Agenda zu stehen: Noch unschlüssig, welcher der drei Busse in meinen Zielort fährt, ringe ich mich durch, einen der Fahrer zu fragen. Doch da schließen sich schon die Türen, und auch der letzte Bus fährt ab, während einige Schüler feixend aus dem Fenster schauen. Dabei sollte mein kleiner Rollkoffer doch eigentlich jedem Deppen überdeutlich signalisieren, dass ich durchaus geneigt wäre, mitgenommen zu werden.
    Aber das ist noch kein Grund für einen Schreikrampf. Zu schreien fange ich erst an, als ich auf dem Fahrplan sehe, dass es die letzten Busse des Tages waren.

16
    Es regnet und riecht nach kaltem Asphalt, als ich vor dem Hotel aus dem Taxi steige. Ringsherum ist alles nass. Die Geranien lassen die Köpfe von den Balkonen hängen. Gleich hinter dem Ortseingang und neben einer kleinen Kirche gemütlich in den Hang gekuschelt, bemüht sich das Hotel, einen guten Eindruck zu machen. Es ist so groß wie mehrere Wohnhäuser und scheint es architektonisch allen recht machen zu wollen, möchte sowohl Behaglichkeit als auch eine gewisse Strenge ausstrahlen und nennt sich schmucklos »Hotel Krone«.
    Mein Koffer befindet sich nicht im Kofferraum des Taxis. »Sie hatten keinen dabei«, behauptet der Fahrer. Ich gebe ihm trotzdem ein kleines Trinkgeld, weil er dieses Wellness-Hotel für mich ausgesucht hat, nachdem es mir vorhin an einer Tankstelle endlich gelungen war, ein Taxi zu bestellen. Dann beeile ich mich, das schützende Dach des Hotelvorbaus zu erreichen.
    Drinnen betrete ich nach einem kleinen, mit Butzenscheiben ausgestatteten Vorraum die Empfangshalle. In der Mitte des großen Raums, der wegen einiger Säulen und Einbauten wenig überschaubar ist, lauert an der Rezeption eine Spinne, die auf den Luftzug der Eingangstür reagiert und jetzt langsam ihren Kopf zu mir wendet. Sie scheint sich zu wundern, dass ihr heute noch eine Beute ins
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