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Es interessiert mich nicht, aber das kann ich nicht beweisen. Roman

Es interessiert mich nicht, aber das kann ich nicht beweisen. Roman

Titel: Es interessiert mich nicht, aber das kann ich nicht beweisen. Roman
Autoren: Frank Spilker
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Netz geht, dann erst zeigt sich auf ihrem Gesicht ein vorsichtiges Lächeln. Auf meine Frage nach einem freien Zimmer bekomme ich eine Gegenfrage zur Antwort.
    »Wissen Sie schon, wie lange Sie bleiben wollen?« Die blonde, nicht allzu groß gewachsene Dame blättert fahrig im Belegungsplan, nachdem sie sich umständlich eine Lesebrille auf die Nase gesetzt hat.
    »Nicht so genau.«
    Sie könne mir jetzt in der Nebensaison (die ja in Wirklichkeit eine der schönsten sei) einen unschlagbar günstigen Preis für zwei Tage anbieten. Es sei ihr Schnupperangebot und enthalte allerlei Extras wie ein Abendessen und die kostenfreie Benutzung der Sauna. Allerdings müsse ich dann im voraus zahlen. Selbstverständlich komme zu dem angegebenen Preis noch eine nicht unerhebliche Kurtaxe hinzu, die aber auch die unentgeltliche Benutzung des Personennahverkehrs beinhalte. Der Preis sei also unbedingt gerechtfertigt.
    Ich antworte, dass mein Bargeld dafür nicht mehr ausreiche, aber glücklicherweise kann sie meine Kreditkarte einlesen.
    Anschließend führt sie mich durch das Haus zu meinem Zimmer. Das Gebäude ist wegen der niedrigen Decken in einigen Fluren und der seltsamen Verschachtelung sowie aufgrund der nutzlosen Säulen unbedingt als Altbau zu identifizieren, der über die Jahre durch etliche Anbauten in seine jetzige Form hineingewuchert ist.
    Was ich in der Gegend zu tun hätte, werde ich noch gefragt.
    Ich weiß es selbst nicht. »Irgendetwas muss man doch tun, wenn man mal nichts tun will«, antworte ich.
    Die Spinne schenkt mir ein wissendes Lächeln, so als hätte sie Humor.
    In meinem Zimmer finden sich die typischen dreieckigen Formen der achtziger Jahre. Ich hatte einen anderen Eindruck erwartet, älter oder auch klinischer. Nicht so um Geschmack bemüht und modisch zugleich veraltet. Trotzdem strahlt das Zimmer eine unergründliche Form von Gemütlichkeit aus. Ich lege mich auf das Bett und schließe die Augen.
    Ich fühle mich leer, überflüssig und deplatziert.
    Der Fernseher zeigt Bilder von Straßenkämpfen und Plünderungen in einer Einkaufsstraße, die aussieht wie eine der im Norden üblichen »Passagen«. Menschen, die durchdrehen und auf Autos herumspringen. Offensichtlich schaltet sich das Gerät von selbst ein, wenn es zu lange unbenutzt herumsteht. Die Fernbedienung finde ich zunächst nicht, und als ich sie benutze, zeigt der Fernseher keinerlei Reaktion. Ich schalte ihn aus, indem ich einfach den Stecker ziehe.
    Anschließend mache ich mich auf den Weg in das Restaurant, das ich bereits vorhin auf dem Weg zu meinem Zimmer durchquert habe. Es ist irgendwie in den freien Raum zwischen Vordach, Anbau und Altbau gequetscht. Eine junge Frau, welche die Tochter der Spinne sein könnte, aber viel bessere Laune hat, setzt mich an einen Tisch zwischen zwei Säulen und bringt mir gleich darauf die in Leder gebundene Speisekarte.
    Von den ungefähr zwanzig Tischen im Restaurant sind außer meinem nur drei besetzt. An einem sitzt ein Ehepaar, das vielleicht beschlossen hat, sich zur Abwechslung oder zur Feier irgendeines Hochzeitstages ein Abendessen im ersten Hotel am Platz zu gönnen. Sie wirken beide etwas farblos, haben sich aber für den besonderen Anlass zurechtgemacht. Er trägt einen schlecht sitzenden Anzug und sie scheint extra beim Friseur gewesen zu sein. Beide sind etwa Anfang fünfzig und haben das »Gala-Diner« geordert, für das schon in der Empfangshalle des Hotels auf einer Tafel geworben wurde: ein »ganzes Menü für zwei Personen zum Spezialpreis« sowie, als besonderer Anreiz, wahlweise ein Aperitif oder Dessert umsonst. Vor ihnen stehen bereits zwei Gläser Aperol Spritz.
    Am zweiten Tisch sitzen Handlungsreisende, die als solche zu erkennen sind, weil sie die ganze Zeit über technische Themen und Fragen des Vertriebs ihrer Waren reden. Der eine ist groß und stämmig, der andere eher schmächtig, aber beide sind beinahe alterslos. Sie könnten ebenso Anfang dreißig wie auch schon Ende vierzig sein. Beide fangen gerade an, ihre Haare zu verlieren, und tragen in etwa die gleiche Uniform, die aus einer Jeans und einem Hemd mit Krawatte besteht, deren Sitz um diese Tageszeit schon etwas gelockert ist.
    Am dritten Tisch sitzt ein unauffälliges jüngeres Paar, das möglicherweise im Begriff ist, eine längerfristige Verbindung einzugehen. Sie sind sehr still und schüchtern, fühlen sich aber offensichtlich verpflichtet, das vorzubereiten, was das andere Paar im Raum schon seit
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