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Es geschah in Berlin 1910 Kappe und die verkohlte Leiche (German Edition)

Es geschah in Berlin 1910 Kappe und die verkohlte Leiche (German Edition)

Titel: Es geschah in Berlin 1910 Kappe und die verkohlte Leiche (German Edition)
Autoren: Horst Bosetzky
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einer von ihnen. Wahrscheinlich hat ihm Kockanz viel Geld dafür gegeben, dass er sich den Streikenden nicht anschließt. Er erschießt ihn also, steckt seine Baracke an und ergreift die Flucht. Dabei stürzt er. Das hat uns das Ehepaar erzählt, welches dann die Feuerwehr gerufen hat. Und leicht humpelnd rennt er davon. Klar, dachten wir, das wird von dem Sturz herrühren, und sind gar nicht auf Kockanz gekommen.»
    «Ihre Phantasie möchte ich haben!», rief Galgenberg.
    Doch Kappe ließ sich nicht beirren. «Und wer hat Kockanz bei der Tat beobachtet? Keine andere als Frieda Grienerick, die hier im Nebenhaus wohnt. Sie geht nun zu Kockanz und erpresst ihn: Entweder Sie heiraten mich - oder ich gehe zur Polizei und zeige Sie an. Was bleibt Kockanz da, als ja zu sagen und die Schünow sausen zu lassen?»
    «Das ist ja wie im Roman!» Galgenberg konnte sich vor lauter Heiterkeit gar nicht mehr einkriegen. «Wie bei der Marlitt oder der Courths-Mahler.»
    «Jedes Leben ist ein Roman», entgegnete Kappe mit einer Wendung, die er vom Major von Vielitz hatte. «Und das von Kockanz ist eben ein Kriminalroman.»
    Galgenberg war noch immer amüsiert. Er zeigte die gut 25 Meter hohe und bis zur Waldenserstraße reichende Mauer hinauf, die von den Giebeln und Rückseiten des angrenzenden Vorder- und Hinterhauses sowie des Seitenflügels gebildet wurde. «Da hat die Grienerick also in ihrer Küche gestanden und durch die Wand hindurch Kockanz dabei zugesehen, wie er seinen Kohlenarbeiter erschossen hat? Herrlich!»
    Kappe musste sich eingestehen, dass seine kühne Hypothese mit diesem Argument leicht zu widerlegen war. «Vielleicht war sie auch selber unten auf dem Kohlenplatz.»
    «Und dann soll Kockanz sie nicht bemerkt haben? Nee, Kappe, nee!»
    Dr. Konrad Kniehase war schwer beleidigt, dass er die simple Aufgabe der Kollegen Kappe und Galgenberg zu übernehmen und Alfons Weißagk im Untersuchungsgefängnis zu befragen hatte, denn das war einfach unter seiner Würde, aber von Canow hatte es angeordnet, weil er meinte, Weißagk nicht mit Kappe und Galgenberg konfrontieren zu können.
    «Sie erzählen mir jetzt alles, was Sie über Kockanz wissen», begann er.
    «Was ist denn mit Kockanz?»
    «Ich bin es, der hier die Fragen stellt», betonte Dr. Kniehase.
    «Und je mehr Sie mir erzählen, desto besser für Sie, wenn ich im Prozess gegen Sie aussagen werde. Sie waren also Hausdiener bei Kockanz?»
    «Ja.» Weißagk berichtete vom Alltag in der Charlottenburger Schloßstraße und den Plänen des Kohlenhändlers, sich in Frohnau anzusiedeln.
    «Woher hatte der denn das Geld dazu, hat der Kohlenplatz so viel abgeworfen?», wollte Dr. Kniehase wissen.
    «Er hatte zwei Kohlenplätze und außerdem noch einen reichen Onkel in Koblenz. Leder en gros und en detail .»
    «Haben Sie den mal zu Gesicht bekommen?»
    Weißagk musste einen Augenblick nachdenken. «Nein. Da hat er immer sehr geheimnisvoll getan. Aber so lange war ich bei ihm auch nicht, dass wir schon ein Herz und eine Seele waren.»
    «Von Fräulein Schünow hat er Ihnen aber erzählt?»
    «Erzählt nicht direkt, aber ich habe schon bemerkt, dass er ihr verfallen war. Eine Photographie von ihr hat er in seiner Nachttischschublade versteckt. Die muss er Tilkowski gestohlen haben. Aber warum fragen Sie ihn nicht selber?»
    «Das werden wir schon noch.» Dr. Kniehase dachte nach. Was hatte er noch fragen sollen? «Ach so: Sagt Ihnen der Name Frieda Grienerick etwas?»
    «Frieda Grienerick?» wiederholte Weißagk. «Nein, nie gehört.»
    Hermann Kappe und Gustav Galgenberg standen vor der Wohnungstür der Witwe Auguste Grienerick und rissen am Klingelzug. Von drinnen wurde lautes Gepolter hörbar, dann wurde mit unangenehm schriller Stimme gefragt, wer denn da sei.
    «Kriminalpolizei», antwortete Kappe. «Wir ermitteln wegen der Unruhen.»
    «Ick habe keene Blumentöppe uff die Blauen jeschmissen.»
    «Es geht um eine Frieda Grienerick.»
    «Det is meine Tochta. Die aba ooch nich.»
    «Nein.» Kappe blieb geduldig. «Wir suchen Ihre Tochter nur als Geschädigte. Sie ist doch von Tumultuanten auf ihrem Milchwagen bedrängt worden. Da brauchen wir die Zeugenaussage. Wir wissen, dass sie sich bei Bolle krankgemeldet hat.»
    «Ja, die hat Migräne. Die können Se nich sprechen.» Galgenberg nahm das Wort. «Nur ganz kurz, sonst. ..»
    Das zeigte Wirkung, sie wurden eingelassen. «Aba warten Se mal hier uff ’m Korridor, det is ja unschicklich, wenn Se meine Tochta. ..» Damit
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