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Es darf auch mal Champagner sein

Es darf auch mal Champagner sein

Titel: Es darf auch mal Champagner sein
Autoren: Erma Bombeck
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Stimme, wenn er zwischendurch mal hustet. Aber noch schlimmer ist, wenn er Fragen stellt, die eine ganze Gruppe so lange aufhalten, dass nachher im Andenkenladen alle
    Rückenkratzer ausverkauft sind.
    Ich begreife nicht, wie jemand geschlagene 35 Minuten die Akropolis in Athen anschauen kann. Sie läuft weder weg noch verändert sie die Farbe. Aber die handgeklöppelten Spitzentücher, die von den Frauen am Fuße des Berges auf das Gras gebreitet werden, die gehen weg wie warme Semmeln.
    Vor ein paar Jahren waren wir im afrikanischen Busch am Fuße des Kilimandscharo. Mein Mann und ich saßen vor dem Zelt am Lagerfeuer, als eine Massai-Frau langsam über die Felder näher kam. Wir sahen, dass sie einen Korb voller Armbänder, Ringe und Halsketten bei sich hatte. Mein Herz schlug schneller, und ich nahm die Kreditkarte aus dem Täschchen meiner Wolljacke.
    Endlich mal ein Andenkenladen, der Hausbesuche machte. Mein Mann hatte keinen Blick für die Frau.
    Er betrachtete den Sonnenuntergang.

Wie erziehe ich meine Eltern
    Das Schlimme an meinen Kindern ist, sie lesen zu viele kluge Bücher über Elternpsychologie. Sie haben immer geglaubt, alles Nötige zu wissen, und kannten dabei nicht einmal mich. Sie verbesserten meine Ausdrucksweise in Gegenwart meiner Freundinnen. Sie fanden meine Kleider zu jugendlich, sie neckten mich wegen meiner kurzen Haare und gaben sich nie Mühe, meine Probleme auch nur zur Kenntnis zu nehmen.
    Und davon hatte ich weiß Gott genug. Ich war nicht beliebt, ich gehörte nicht zu der Gruppe, die in ist. Die In-Gruppe meiner Nachbarschaft bestand aus Frauen in meinem Alter, die wieder ins Berufsleben zurückgekehrt waren. Jeden Morgen blickte ich ihnen durchs Fenster nach, wenn sie zu ihren Wagen stöckelten, nach der neuesten Mode gekleidet, auf hohen Absätzen, einen Tag auf Teppichböden vor sich.
    In meiner Fantasie sah ich sie, wie sie Telefonhörer abhoben, die nicht klebten, in einem schicken Lokal mit grünenden Zimmerpflanzen zu Mittag aßen und sich mit Wesen unterhielten, die andere Antworten gaben als immer das Gleiche »Mensch, Klasse«.
    Der Höhepunkt meiner Woche war die Einladung zu einer Modevorführung, bei der ich fünf bis sechs Mini-Fläschchen Parfüm klaute, die aber nur fünf bis sechs Minuten wirkten. Dann war der Alkohol verdunstet.
    Die Freundinnen, die ich gern mochte, fanden nicht den Beifall meiner Kinder. Ivonne gefiel ihnen nicht, weil sie geschieden war und mit dem Zahnarzt ausging, der ihnen früher die Zähne reguliert hatte. Sie fanden, sie habe einen schlechten Einfluss auf mich.
    Gloria mochten sie nicht, weil sie kein eigenes Zuhause zu haben schien: Sie kam immer zur Essenszeit und hing bei uns herum, während wir bei Tisch saßen. Judy mochten sie nicht, weil sie nie bei sich aufräumte und mit schmuddeligen Kleidern und fettigen Haaren herumlief. (Sie behaupteten, sie noch nie sauber und ordentlich erlebt zu haben, und das sei ein schlechtes Beispiel für mich.)
    Manchmal wusste ich wahrhaftig nicht, was die Gören von mir erwarteten. Brauchte ich sie, waren sie nicht zu Hause. Waren sie zu Hause, trieben sie mich mit ihrer neuesten Methode der Elternpsychologie auf die Palme. Ich merkte immer gleich, wenn sie eine neue Methode an mir ausprobierten. Dann nämlich genoss ich ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Und sie probierten jede aus, die ihnen in den Weg kam: aktives Zuhören, Effizienz-Training und transaktionelle Analyse.
    Es überraschte mich daher nicht, das von Mrs. Lutz erwähnte Handbuch »Wie erziehe ich meine Eltern« unter einem Stoß Zeitschriften im Badezimmer zu entdecken.
    Auf dem Titelblatt sah man einen Teenager verlogen lächeln. Er ließ soeben die Zeitung sinken und betrachtete aufmerksam, was seine Mutter ihm zeigte.
    Rasch durchblätterte ich das Kapitel: »Wie sage ich nein zu meinen Eltern«. Das Wie wusste ich ja. Nur leider nicht das Warum ! Da fiel mein Blick auf eine Überschrift: »Das Mittel-Syndrom bei Eltern. Welche Stellung innerhalb der Familie nehmen Sie ein?«
    Das war es, genau! Ein Mittel-Kind war ich nicht gewesen, aber ein Mittel-Elternteil war ich und damit weder das älteste, noch das jüngste Familienmitglied. Ich befand mich in einer Zwielichtregion, in der einer nie etwas zum ersten Mal tut, nie etwas wirklich Originelles sagt, nie etwas Neues zum Anziehen bekommt, nie reizende, allgemein belachte Aussprüche tut.
    Schon mein Platz in dem Familienwagen bestätigte es. Als Jungverheiratete schmiegte ich mich
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